Jahresrückblick Zweibrücken 2022 (Teil 1 von 3): Was von Januar bis März geschah und begann Ein Jahr voll überraschender Wendungen
Viele der Top-Themen des Jahres 2022 in Zweibrücken entwickelten sich im Laufe der Monate überraschend weiter. Um diese Themen nicht auseinanderzureißen, fassen wir sie in unserem dreiteiligen Rückblick in jeweils einem für das jeweilige Thema markanten Monat zusammen. Teil 2 und 3 des Zweibrücker Jahresrückblicks erscheinen in den kommenden Tagen.
Januar
Die Corona-Pandemie hat das Leben in Zweibrücken im Jahr 2022 zwar deutlich weniger beeinflusst als 2021. Dennoch waren einer Minderheit die Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung zu weitgehend. „Polizei ermittelt gegen Corona-Politik-Gegner“ war denn auch die erste wichtige nachrichtlich wichtige Zweibrücker Merkur-Schlagzeile des Jahres. Die Organisatoren nannten die stillen Demonstrationen „Spaziergänge“ – doch das angeblich Unpolitische wurde teils durch Aufrufe konterkariert, die zur „REVOLUTION in Deutschland“ aufriefen, man wolle „das System so lange lahmlegen, bis die Regierung alle Maßnahmen mit sofortiger Wirkung aufgibt“. Weil auf Facebook auch Gewaltfantasien gegen zwei führende Zweibrücker Politiker geteilt wurden, ermittelte die Polizei. Doch später stellte die Staatsanwaltschaft die Verfahren ein: Es sei nichts Strafbares passiert.
„Dämpfer für Hoffnung auf bessere Radwege“: Ende Januar platzte im Bauausschuss der Traum einer bald lückenlosen und komfortablen Ost-West-Radweg-Strecke durch Zweibrücken. Ein Planungsbüro hatte dafür zwar ein großes Konzept erarbeitet – doch die Kommunalpolitiker waren sich einig, weder den Rosenweg zu asphaltieren (Argument: dieser verlöre dann seine Naturnähe und Fußgänger würden durch dann noch schnellere Radler gefährdet) noch einen Radweg entlang der durch sehr viel Kfz-Verkehr belasteten Homburger Straße zu bauen (dieses 2,5-Millionen-Euro-Projekt wäre auf ein aktuelles Bundes-Förderprogramm angewiesen, das aber nicht infrage komme, weil dann die Bauarbeiten parallel in die Zeit der geplanten Lärmschutzwandbau-Vollsperrung der A 8 fielen und es so zu völligem Verkehrschaos auf der Ausweichroute käme).
Februar
Ja zu Amazon-Ansiedlung: Der interkommunale ZEF (Zweckverband Entwicklungsgebiet Flugplatz Zweibrücken) folgte der ebenfalls einstimmigen Empfehlung des Zweibrücker Stadtrats und beschloss den Bebauungsplan für eines der größten Ansiedlungs-Projekte der vergangenen Jahrzehnte: Ein Logistikzentrum des (namentlich immer noch ungenannten) Online-Riesenn Amazon auf dem Ex-Steitzhof-Areal nahe der A 8. Gegenstimmen gab es nur von Grünen in Kreistag und Verbandsgemeinderat. Der Bau ist bis Jahresende weit fortgeschritten.
„Die Villa Schwinn wechselt den Eigentümer“: Der Makler Willi Geßner (Immobilia) übernahm von der Familie-Schwinn-Erbengemeinschaft das stadtbildprägende Gründerzeit-Ensemble. Geßner wisse „um die prominente Lage der Villa und und die Bedeutung der denkmalgeschützten Teile für die Stadt Zweibrücken“, sahen die Erben den Startschuss für „eine positive Entwicklung der Liegenschaft“, nachdem ihre Pläne mit Saarbrücker Investoren für die laut Kritikern die Villa erdrückenden Neubauten wenige Monate zuvor geplatzt waren. Was Geßner konkret aus dem Gelände machen möchte, ist aber bis heute noch nicht bekannt.
Der Stadtrat stellte schon die Weiche für ein Großprojekt ab 2024: Zweibrücken solle beim Bund Fördergelder beantragen, um das frühere City-Outlet zum „Kultur-und Erlebnismittelpunkt“ zu machen und nebenan den ZOB (Busbahnhof) und das heruntergekommene einstige „Sinne-Eck“ aufzuwerten.
Führungswechsel bei der CDU im Stadtrat: Pascal Dahler übernahm von Christoph Gensch den Fraktionsvorsitz. Gensch rückte laut CDU als Vize „ins zweite Glied“, denn Genschs berufliche Tätigkeiten als Landtagsabgeordneter und Arzt bräuchten zunehmend Zeit (Ende Dezember gerät er sogar als möglicher Landtagsfraktionschef ins Gespräch). Ebenfalls im Februar holte die Landespartei die Zweibrückerin Christina Rauch in ihr „Team Zukunft“ getauftes Spitzen-Sextett – als Mitgliederbeauftragte im Vorstand.
März
Die Hilfswelle in Zweibrücken für die Ukraine nach den russischen Angriffen gegen weite Teile des Landes nahm kräftig an Fahrt auf. 300 Bürger kamen zu einer Solidaritätskundgebung auf dem Herzogplatz. Vom Kinderschutzbund bis zur Stadtkapelle halfen auch viele Zweibrücker Vereine Geflüchtetem. Die großen Zweibrücker Metallbetriebe sahen im infolge des Kriegs dunkle Wolken auf sich zukommen. Eine Befürchtung, die sich bis Jahresende zum Glück nicht bestätigt hat.
Das Raumordnungs- und Zielabweichungsverfahren der SGD Süd (Struktur- und Genehmigungsdirektion des Landes in Neustadt) für den Ausbau des „Zweibrücken Fashion Outlet“ begann. Die Betreiber wollen für 45 bis 50 Millionen Euro anbauen, um die reine Nettoverkaufsfläche von 21 000 auf 29 500 Quadratmeter zu erhöhen. Die 40 bis 50 neuen Läden sollen „primär im hochpreisigen Luxus- und Premiumsegment entstehen“. Das soll das Center zum einen noch attraktiver machen – zum anderen die Nachbarstädte beruhigen. Was aber wohl nicht gelingt: Von Saarbrücken bis Pirmasens gibt es heftige Kritik, redet sogar schon offen von einer Klage, falls die SGD Süd die Erweiterung genehmigt. Denn während die vom Outlet für das Zielabweichungsverfahren beauftragte Auswirkungsanalyse nur geringe schädliche Folgen für die Nachbarstädte sieht, befürchten die Nachbarstädte das Gegenteil. Interessant: Die größten Auswirkungen (auch wenn sie unbedenklich seien) sehen die Gutachter für Zweibrücken – hier aber stehen die Kommunalpolitiker geschlossen hinter der Erweiterung des schon heute je nach Kategorisierungsart deutschlandweit größten oder zweitgrößten Fabrikverkaufzentrums.
„Dorndorf-Gewerbepark vor dem Aus?“ Unter dieser Überschrift berichtete der Merkur darüber, dass der Eigentümer Rieker den Mietern reihenweise Kündigungen verschicke. Einige von ihnen hätten gehört, Rieker wolle das ganze Gebäude zum Jahresende entmieten. Das bestätigte sich. Zu den Gründen schwieg die Immobiliensparte des Schuhherstellers.