Neues kostenloses Angebot für Menschen in Zweibrücken UBZ versteckt neuen Verschenkmarkt

Zweibrücken · Tue Gutes und rede darüber: Teil 2 dieses Motto ist beim UBZ offensichtlich unbekannt. Schon seit fünf Monaten hält er für die Bürger ein eigentlich attraktives neues Angebot bereit – aber macht so wenig darauf aufmerksam, dass den „Tausch- und Verschenkmarkt“ noch kaum jemand kennt und nutzen kann. Dabei ist die erste Hälfte der vom Stadtrat gewollten Testphase schon fast rum.

Nur drei kostenlose Inserate stehen derzeit  auf dem Zweibrücker Verschenkmarkt.

Nur drei kostenlose Inserate stehen derzeit auf dem Zweibrücker Verschenkmarkt.

Foto: www.verschenkmarkt-zweibruecken.de/Merkur-Screenshot

„UBZ plant Online-Verschenkmarkt“ hatte der Pfälzische Merkur Ende Juni aus einer Stadtratssitzung berichtet. Danach hörte man lange nichts mehr von den Plänen, vergeblich wartete unsere Zeitung auf eine Pressekonferenz oder zumindest Pressemitteilung, wann der Verschenkmarkt startet. Dabei könnte die Möglichkeit, von Bürgern ausrangierte, aber noch brauchbare Gegenstände geschenkt zu bekommen oder zu tauschen, gerade jetzt, in Zeiten, wo viele Menschen wegen der hohen Inflation auf jeden Euro schauen müssen, auf rege Nachfrage stoßen.

Doch eine Merkur-Recherche ergab: Der Verschenkmarkt ist längst eröffnet – bloß weiß das fast niemand. Nur wer auf der Homepage des UBZ (Umwelt- und Servicebetrieb gezielt sucht – und für denkbar hält, dass der Verschenkmarkt im Service-Bereich „Abfall“ versteckt sein könnte – findet das neue Angebot. Der Weg dorthin führt wie folgt:

1.) www.ubzzw.com aufrufen.

2.) Auf der Homepage nach unten scrollen und bei dem Mülltonnen-Foto „Unser Abfall-Service – Erfahren Sie alles über unsere Entsorgungsmöglichkeiten“ anklicken.

3.) Auf der Abfall-Seite nach unten scrollen und – siehe da! – das Feld „Neu! Tausch- und Verschenkmarkt“ anklicken.

4.) Nun öffnet sich ein den Verschenkmarkt erklärender Text (Kopie in unserer Info-Box), an dessen Ende klickt man auf „Hier gelangen Sie zum Tausch- und Verschenkmarkt des UBZ.“

5.) Jetzt ist man im Verschenkmarkt. Und erkennt: Er hat auch eine direkte Internet-Adresse: www.verschenkmarkt-zweibruecken.de.

Das Ergebnis der langen Suche allerdings ist ernüchternd: Sowohl bei der Merkur-Suche am 22. November als auch am 22. Dezember waren lediglich jeweils drei kostenlose Inserate zu sehen. Beim ersten Mal ein Klavier (Einstelldatum war bereits am 29. August), eine klappbare Matratze (vom 7.9.) und ein Rattangestell mit Rauchgasplatte (3.11.). Letzteres war auch einen Monat später noch inseriert, die beiden anderen Anzeigen waren dann Gesuche für alte Fahrräder und für eine elektrische Schleifmaschine.

Auf die Stadtrats-Tagesordnung im Juni gekommen war das Thema durch einen Antrag: Die Grünen wollten, dass auf dem Zweibrücker Wertstoffhof nach dem Vorbild unter anderem Kaiserslauterns ein Regal installiert wird, auf dem Bürger ausrangierte Gegenstände abgeben und andere Bürger sie kostenlos mitnehmen können. Überraschend teilte dann UBZ-Vorstandschef Werner Boßlet während der Ratssitzung mit, der UBZ arbeite schon an einer besseren Idee: ein Online-Verschenkmarkt nach dem Vorbild unter anderem Kaiserslauterns. Worauf der Rat zunächst kontrovers diskutierte, welcher Weg wohl der mehr Erfolg versprechende wäre – und sich einigte, den Online-Markt ein Jahr zu testen und dann, je nach Ergebnis, ihn fortzuführen und/oder ein Regal zu installieren.

„Es hat überhaupt keine Öffentlichkeitsarbeit gegeben“, bestätigte Grünen-Antragsbegründer Patrick Lang am 23. November auf Merkur-Anfrage den Eindruck unseres Reporters. Die „mangelnde Kommunikation“ durch den UBZ sei schade, so Lang: „Wir hatten schon angenommen, dass die Bevölkerung informiert wird über das neue Angebot. Wir wollen den UBZ nicht unter Druck setzen, das Thema ist ja nicht vom Tisch oder zeitkritisch. Aber man schon das Gefühl: Es wird was Gutes gemacht, aber nichts dafür getan, das es bekannt wird“. Lang regte an: „Bald wird ja der Abfallkalender verteilt, dann könnte man ohne Extrakosten auf den Verschenkmarkt hinweisen.“

Am 24. November hat der Merkur beim UBZ angefragt. Am 28. November antwortete der UBZ, der Verschenkmarkt sei bereits am 20. Juli online gegangen.

Hat der UBZ auf den Verschenkemarkt außerhalb der UBZ-Homepage bislang aufmerksam gemacht – wenn ja wo/wie –, um ihn in der Bevölkerung bekannt zu machen? Die Antwort in der UBZ-Mail: „Plakataktion in städtischen Einrichtungen, wie Kindergärten, Schulen, Verwaltung und auf unseren eigenen Anlagen.“ Sind noch Maßnahmen geplant, um den Verschenkmarkt bekannter zu machen, etwa bei der Abfallkalender-Verteilung? Antwort: „Derzeit sind noch keine weiteren Maßnahmen geplant. Der Abfallkalender geht Anfang Dezember in die Verteilung. Der Verschenkemarkt wird nicht darauf beworben.

Ein Geheimnis macht der UBZ um die Frage, wie viele kostenlose Verschenk-Inserate es seit dem Start schon gab. Zunächst antwortete der UBZ lapdidar: „Die Seite wird von einem externen Unternehmen betreut. Diese übernimmt die Redaktion und den Support.“ Auch zur Frage, welche Gegenstände bereits Abnehmer gefunden haben, teilte der UBZ lediglich mit: „Da der Kontakt ausschließlich von Privatpersonen zu Privatpersonen geht, können wir nicht sagen, welche und wie viele Gegenstände schon getauscht wurden.“

Der Merkur hakte deshalb am 28. November nach: Kann das beauftragte externe Unternehmen Auskunft erteilen? Auch auf diese Nachfrage hat der UBZ bis jetzt keine Zahlen gemailt. Weshalb der Merkur nun diesen Artikel veröffentlicht – natürlich auch in der Hoffnung, den Verschenkmarkt damit deutlich bekannter zu machen.

Wann fällt Entscheidung über Boßlet-Nachfolge? Keine Auskunft erteilt hat der UBZ auch auf Fragen zum Stand des Bewerbungs- und Auswahlverfahrens für die Nachfolge des Ende März 2023 in Ruhestand gehenden UBZ-Vorstandschefs Boßlet. Begründung: Es handele sich um ein „laufendes Verfahren“, schreibt der UBZ. Der Merkur hatte nicht nach Namen, sondern lediglich nach der Zahl der Bewerbungen (und Anteil aus der Region) gefragt, der Zahl der zu Vorstellungsgesprächen eingeladenen, in welcher Verwaltungsratssitzung die Personalentscheidung geplant ist und wann der letzte aktive Arbeitstag Boßlets ist.

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