Testphase geplant UBZ plant Zweibrücker Online-Verschenkmarkt

Zweibrücken · Überraschung nach einem Grünen-Antrag im Stadtrat, die für den Zweibrücker Wertstoffhof ein Regal anregten, auf dem Bürger ausrangierte, aber noch funktionsfähige Sachen austauschen können sollen: Der UBZ erklärte, schon  eine Online-Variante zu planen. Die fand der Rat sogar noch besser. Zumindest testweise.

 Der saarländische EVS-Verschenkmarkt ist Vorbild für den Zweibrücker UBZ.

Der saarländische EVS-Verschenkmarkt ist Vorbild für den Zweibrücker UBZ.

Foto: Screenshot evs-verschenkmarkt.de

„Es gibt viele Alltagsgegenstände, welche die Eine oder der Eine nicht mehr benötigt, die aber zu wertvoll zum Entsorgen sind und die jemand Anderes weiternutzen kann. So begründeten die Grünen ihren Antrag, die Stadt Zweibrücken solle prüfen, nach dem Vorbild von Kaiserslautern auf dem Wertstoffhof ein „ReUse-Regal“ (Wiederverwendungs-Regal) einzuführen. Diese Müllvermeidung sei auch wegen der Nachhaltigkeit wichtig, sagte Patrick Lang für die Grünen am Mittwochabend im Stadtrat: „Ressourcenschonend und wertschätzend mit Gütern umzugehen ist nicht mehr nur eine Sache von verträumten Idealisten, nein, dieses Thema ist in der breiten Bevölkerung ein häufiger werdendes Lebensmodell.“

In Kaiserslautern funktioniere ein solches Regal seit April 2020 „mit Erfolg, wie ich bei einem Ortstermin erfahren durfte. (...) Dekomaterial, Sport- und Freizeitartikel, CDs und DVDs, Werkzeuge, Gartenartikel, Kleidung oder Spielzeug können dort zum Tausch oder Wiederverwendung abgelegt oder kostenfrei mitgenommen werden. Aus Sicherheitsgründen werden keine Elektroartikel angenommen.“ Die meisten Dinge würden innerhalb kürzester Liegezeit mitgenommen, nur wenig müsse entsorgt werden – sodass Kaiserslautern gerade eine Vergrößerung plane.

Zwar gebe es in Zweibrücken erfreulicherweise bereits das DRK-Sozialkaufhaus und den Kinderschutzbund, wo man ebenfalls aussortierte Gegenstände abgeben könne, sagte Lang weiter. Allerdings kämen viele Leute häufiger beim Wertstoffhof vorbei. Zudem gehe es den Grünen um kostenlose Weitergabe, während die Sachen im Sozialkaufhaus „für kleines Geld weiterverkauft werden“.

Direkt nach Langs Rede meldete sich Werner Boßlet zu Wort, Vorstandschef des UBZ (Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken). „Wir sind leider / zum Glück schon einen ganzen Schritt weiter“, legte Boßlet los: „Wir haben uns für ein anderes System entschieden nach dem Besuch verschiedener Wertstoffhöfe.“ Nämlich „eine Software für einen Geschenkemarkt – da kann jeder anbieten, was er hat und man spart sich das Hinfahren und Hinstellen“.

Im Saarland sei der (schon seit über einem Jahrzehnt existierende) „Verschenkemarkt“ des EVS (Entsorgungsverband Saar) „sehr erfolgreich“, sagte Boßlet. Auch in anderen großen Städten gebe es ähnliche Erfolge mit Online-Marktplätzen.

Boßlet und Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) erkärten, für die Entscheidung über die Einführung einer Online-Verschenkmarkt-Plattform müsse der UBZ-Verwaltungsrat treffen (in dem auch mehrere Stadtratsmitglieder sind), dort werde das Projekt natürlich auch noch näher vorgestellt.

AFD-Fraktionschef Harald Benoit lobte: „Das ist eine klasse Lösung, Herr Boßlet.“ Ansonsten hätte die AfD aber auch für das Regal-System gestimmt.

Patrick Lang warf die Idee in die Diskussion, beide Varianten parallel einzuführen, denn: „Eine Software ist eine gute Lösung – aber nicht jeder nutzt sie.“ Boßlet entgegnete: „Ich glaube nicht, dass Zweibrücker Bürger unfähiger sind als andere in Deutschland, wo das läuft.“ Und schlug vor, die Online-Plattform ein Jahr in Zweibrücken auszuprobieren, „und dann zu prüfen, ob sie erfolgreich ist – und gegebenenfalls etwas Anderes machen.“

Auch FDP-Fraktionsvorsitzende Ingrid Kaiser (selbst wenig online-affin) meinte: „Wir sollten das mal ausprobieren. Wenn sich rausstellt, dass die Zweibrücker doch zu blöd sind, Computer zu bedienen, kann man ja das Regal ausprobieren.“

Die frisch verheiratete stellvertretende SPD-Fraktionschefin Theresa Baumann (geb. Wendel) von der SPD fragte: „Können Bürger selbst etwas hochladen?“ Boßlet bestätigte: „Ja. Wir stellen nur die Software zur Verfügung. Man kann alles anbieten – anders als bei dem Regal in Kaiserslautern.“

FWG-Fraktionschef Kurt Dettweiler sagte, beim Kinderschutzbund höre man, wenn man anrufe, um gebrauchte Sachen anzubieten, oft: „Oh, DAS wollen wir nicht.“ Deshalb finde er die von Boßlet vorgeschlagene Internet-Seite „prima“. „Ich benutze zu Beispiel Ebay-Kleinanzeigen, wenn ich etwas kostenlos abholbar habe.“ Wenn es etwas dieser Art künftig auf Zweibrücken zugeschnitten gebe, würde er sich sehr freuen.

Boßlet ergänzte: „Der Vorteil gegenüber Ebay ist, dass es kürzere Wege gibt.“ Anders als bei Ebay würden auf der geplanten UBZ-Plattform wie beim EVS aber gewerbliche Anbieter ausgeschlossen.

CDU-Fraktionschef Pascal Dahler sagte: „Der Grünen-Antrag wurde von uns sehr positiv gesehen. Aber Herr Boßlet hebt das auf eine neue Stufe.“ Der EVS-Verschenkmarkt „sieht sehr gut aus“, berichtete Dahler, nachdem er ihn während der Ratssitzung auf seinem Tablet im Internet geöffnet hatte. „Wenn das bei uns nicht funktionieren sollte, können wir immer noch das Regal probieren.“

Nachdem als Einigkeit im Stadtrat herrschte, ein Jahr lang die Internet-Plattform zu testen, zog Patrick Lang den Grünen-Antrag zurück. Und mailte nach der Sitzung dem Merkur: „Bei Bedarf bringen wir unseren Antrag in einem Jahr erneut ein.“ Lang schrieb, erst durch den Grünen-Antrag sei das Thema beim UBZ in den Fokus geraten.

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