Hilfe-Orte für Bürger bei Blackouts Zweibrücken bekommt 15 „Leuchttürme“

Zweibrücken · Hinter dem Namen verbergen sich Anlaufstellen, wo Bürger bei Katastrophen Hilfe erhalten, wenn Telefon und Internet ausgefallen sind.

Oberbürgermeister Marold Wosnitza erläutert den Notversorgungsmaterial-Tisch (Bild von der Pressekonferenz) und Zweibrücker Katastrophenschutz-Maßnahmen auch diesen Samstag an einem Stand in der Fußgängerzone.

Oberbürgermeister Marold Wosnitza erläutert den Notversorgungsmaterial-Tisch (Bild von der Pressekonferenz) und Zweibrücker Katastrophenschutz-Maßnahmen auch diesen Samstag an einem Stand in der Fußgängerzone.

Foto: Lutz Fröhlich

Die Stadt rüstet sich und die Bevölkerung besser für Katastrophen. Deshalb wird ab sofort ein Infoflyer „Was tun bei Stromausfall, Hochwasser, Evakuierung und Großbränden“ an alle Haushalte verteilt, wie Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) am Freitag bei einer Pressekonferenz erklärte.

Man habe das doppelt gefaltete DIN-A4-Papier „bewusst in der Größe wie einen Pizzadienst-Flyer“ gestaltet, „damit es zum Beispiel an der Küchentür zu befestigen ist“.

Den meisten Platz in dem Infoflyer nimmt eine Neuerung ein: Zweibrücken schafft 15 Leuchttürme. Was nichts mit der „Stadt am Wasser“ zu tun hat – sondern ein Katastrophenschutz-Fachbegriff für Anlaufstellen für Bürger in Katastrophen-Fällen ist, erläutert Wosnitza auf Merkur-Nachfrage die Namenswahl. Es gebe oben auch kein sich drehendes Licht wie bei einem echten Leuchtturm am Meer. Aber Wosnitza ist zuversichtlich: „Man wird unsere Leuchttürme meilenweit sehen, wenn sie bei Stromausfall das einzige beleuchtete Gebäude sind.“

 Die Vorderseite des neuen Infoflyers, der derzeit an alle Zweibrücker Haushalte verteilt wird.

Die Vorderseite des neuen Infoflyers, der derzeit an alle Zweibrücker Haushalte verteilt wird.

Foto: Lutz Fröhlich

Bei einem längeren Stromausfall könnten auch Telefone, Smartphones und Internet nicht mehr funktionieren, erklären Wosnitza und Sven Blinn, Sachgebietsleiter „S3-Einsatz“ des Zweibrücker Brand- und Katastrophenschutzes. In solchen Fällen könnten Bürger zu den übers gesamte Stadtgebiet verteilten Leuchttürmen gehen, um dort Notrufe abzusetzen. Diese werden dann vom Leuchtturm-Personal mittels Funk- oder Satelliten-Verbindungen weitergeleitet.

In dem Infoflyer steht: „Innerhalb von 12 Stunden nach dem Ausfall von Strom- und Telekommunikationsnetz werden die Leuchttürme in den betreffenden Gebieten aktiviert. Die Leuchttürme sind ab diesem Zeitpunkt rund um die Uhr besetzt.“ Hierfür hat die Stadt schon Verwaltungspersonal ausgeguckt.

 Die Rückseite des neuen Zweibrücker Katastrophenschutz-Infoflyers „Was tun bei Stromausfall, Hochwasser, Evakuierung und Großbränden?“

Die Rückseite des neuen Zweibrücker Katastrophenschutz-Infoflyers „Was tun bei Stromausfall, Hochwasser, Evakuierung und Großbränden?“

Foto: Lutz Fröhlich

Sind bis zu zwölf Stunden im Katastrophen-Fall nicht viel zu lang? Wosnitza antwortet auf diese Merkur-Frage: „Nach einem Stromausfall ist das Mobilfunknetz noch einige Zeit gepuffert. Wir gehen auch nicht von einer flächendecken Lage, sondern von einer punktuellen aus. Wir wollen auch nicht, dass die Leute vor den Leuchttürmen stehen, und sie sind noch nicht besetzt. Das Personal zu holen, braucht eine gewisse Anlaufzeit. Und die Notstrom-Generatoren müssen erst vor Ort gebracht werden.“

Der Infoflyer erhält auch eine Auflistung mit Lebensmitteln und weiteren wichtigen Dingen, die man für mindestens zehntägige Notfälle „immer zu Hause haben“ solle. Edeka-Ernst stelle hierfür fertige Pakete zusammen, sagt Wosnitza. Wie bei der Pressekonferenz wird auch am Info-Stand der Stadt diesen Samstag (10 bis mindestens 12 Uhr) in der Mitte der Fußgängerzone) ein langer Tisch mit einer beispielhaften Notversorgung aufgebaut. Die lasse sich aber natürlich auch individuell zusammenstellen, je nach Geschmack zum Beispiel Reis statt Kartoffeln, so Wosnitza: „Die 2,5 Kilogramm ,Obst und Nüsse‘ habe ich zu Hause als Mischung von Dosen- und Trockenfrüchten liegen.“ Er rate, entweder wie früher seine Oma die Notvorräte regelmäßig teils zu verbrauchen und wiederaufzufüllen – oder einmal jährlich zu kontrollieren. „Ganz wichtig“ sei auch ein Radio mit Kurbelbetrieb oder mit genug Ersatzbatterien.

Gerade vom Stadtrat beauftragt ist das flächendeckende Sirenen-Netz, erinnert Wosnitza an eine weitere Zweibrücker Katastrophenschutz-Verbesserung. Geprüft werde die Einrichtung von Evakuierungsräumen und Wärmestuben – dafür seien die Leuchttürme nicht gedacht. Luftschutzräume habe Zweibrücken derzeit nicht: Der im Zweiten Weltkrieg intensiv genutzte Himmelsbergstollen sei „nicht mehr sicher“.

Ein Blick auf den Notvorräte-Tisch bei der Pressekonferenz im Ratssaal. Die Stadt empfiehlt, wie das „Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe“, für 10 Tage reichende Vorräte anzulegen, unter anderem mit 2 Liter Flüssigkeit (am besten Wasser) täglich pro Person.

Ein Blick auf den Notvorräte-Tisch bei der Pressekonferenz im Ratssaal. Die Stadt empfiehlt, wie das „Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe“, für 10 Tage reichende Vorräte anzulegen, unter anderem mit 2 Liter Flüssigkeit (am besten Wasser) täglich pro Person.

Foto: Lutz Fröhlich

Man habe zwar diskutiert, „ob wir durch das Verteilen des Infoflyers eine ungute Stimmung in der Weihnachtszeit auslösen“, so Wosnitza. Man wolle keine Panik verbreiten, sondern im Gegenteil durch gute Vorbereitung für den Fall der Fälle für mehr Sicherheit sorgen. Das Verteilen kurz vor Weihnachten sei sogar „ein sehr guter Zeitpunkt, weil da viele Familien zusammenkommen und man drüber reden kann“. Der Infoflyer werde jährlich aktualisiert und künftig mit dem UBZ-Abfallkalender verteilt.

Leuchtturm-Standorte: Feuerwache Landauer Straße, Canadaschule, Grundschule Albert Schweitzer, GS Breitwiesen, GS Hilgardschule, GS Thomas Mann, GS Pestalozzi, GS Mittelbach, GS Sechsmorgen, GS Rimschweiler, Herzog-Wolfgang-Realschule Mozartstraße, Dorfgemeinschaftshaus Mörsbach, DGH Wattweiler, Ex-Hauptschule Nord (Hofenfelsstr. 53)

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