Star-Trek-Weihnachtsvorlesung am Campus Zweibrücken Pilzautobahnen und empathische Computer

Zweibrücken · Um neue Technologien bei Star Trek ging es in der diesjährigen Weihnachtsvorlesung im Audimax am Campus Zweibrücken. Sie fand nach zwei Jahren wieder als Präsenzveranstaltung statt. Auch Geld wurde gesammelt. Mindestens 4500 Euro wird die Zweibrücker Tafel erhalten.

Hubert Zitt stellte bei der Star-Trek-Weihnachtsvorlesung neue technische Visionen aus dem Star-Trek-Universum vor und beurteilte ihre Machbarkeit.

Hubert Zitt stellte bei der Star-Trek-Weihnachtsvorlesung neue technische Visionen aus dem Star-Trek-Universum vor und beurteilte ihre Machbarkeit.

Foto: Susanne Lilischkis

Kurz vor dem Fest wird an der Hochschule eine lieb gewordene Tradition begangen: Science-Fiction-Fans treffen sich zur Star-Trek-Vorlesung. Auch während der Pandemie machte die Veranstaltung rund um Hubert Zitt und Markus Groß keine Pause. Allerdings konnte man damals dem Event nur online beiwohnen. Nach zwei Jahren erlebten die Besucher ihre lieb gewonnenen Redner nun wieder live.

Fest eingespielte Rituale sind unverzichtbarer Bestandteil der Show. So schickt jedes Jahr Uli Liesegang, ein ausgemachter Fan der Veranstaltung, einen Dresdner Stollen nach Zweibrücken, der dann auf der Bühne verzehrt wird. Natürlich hatte auch der saarländische Klingonisch-Experte Lieven Litaer wieder seinen Auftritt. Er sang gemeinsam mit dem Publikum ein Ständchen für Markus Groß, der just an diesem Tag seinen sechzigsten Geburtstag feierte. „QoSlIj DatIvjaj“ schmetterten die Besucher, was soviel heißt wie: „Mögest du deinen Geburtstag genießen.“ Danach erfuhren die Zuhörer noch was „Bärtierchen“ auf Klingonisch heißt, doch dazu später mehr.

Erst einmal stellte HW Heinzer von Radio Salü die diesjährige Charity-Aktion vor. Die Erlöse der Star-Trek-Vorlesung gingen die vergangenen Jahre an die Aktion Sternenregen. Doch dieses Jahr ist alles anders. „Aktion Sternenregen geht es gut“, verkündete HW Heinzer, „im Moment haben wir eine spezielle Situation: In Deutschland wird gehungert und gefroren, wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Deshalb haben wir uns entschlossen, Sternenregen aus der Aktion herauszuziehen. Es gibt gerade nichts Wichtigeres als die Tafeln.“ Und so betrat Annette Peetz von der Zweibrücker Tafel die Bühne und stellte die Institution, die es in der Rosenstadt schon seit 19 Jahren gibt, dem Publikum vor.

Durch Geldspenden, Verlosungen, eBay-Auktionen, einem Spenden-Button auf der Webseite und dem Getränkeverkauf wurden mindestens 4500 Euro eingenommen. Alleine das signierte Buch von Astronaut Alexander Gerst hat 322 Euro eingebracht.

Im festlich dekorierten Audimax ging es anschließend um neue technische Visionen im Star-Trek-Universum. Welcher Fan kennt sie nicht aus den frühen Ausgaben der Serie Raumschiff Enterprise, die Flachbildschirme, Headsets, das kontaktlose Beurteilen des Gesundheitszustandes mit dem Tricorder oder der Computer, mit dem man sprechen kann? Alle diese technischen Visionen sind wahr geworden. Nun stellte Hubert Zitt die neuesten Errungenschaften des Star-Trek-Universums vor und beurteilte, ob sie in nächster Zeit technisch möglichwerden könnten.

„Wir können sehr schlecht in die Zukunft schauen“, sagte er, „denn unser Blick ist linear, die Zukunft aber entwickelt sich exponentiell.“ Die Macher der Star-Trek-Serie haben früh den Flachbildschirm vorhergesehen. Die neuen Serienfolgen gehen einen Schritt weiter. Die Bildschirme werden jetzt durchsichtig und zum Touchscreen. Eine Entwicklung, die in der realen Welt in vollem Gang ist. „Ich weiß nicht, wie es ihnen geht, aber mir ist mein Smartphone zu groß oder besser gesagt, der Bildschirm zu klein“, verdeutlichte Zitt eine technische Entwicklung, die auf Projektionen anstatt auf physisch vorhandene Screens setzt.

Auch im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) hält die Serie Schritt mit der Entwicklung in der realen Welt. Im Film entwickelt die KI nicht nur ein Bewusstsein, sondern sie wird empfindungsfähig und verweigert sogar Befehle. Zitt brachte in diesem Zusammenhang den Begriff des „Affective Computing“ ins Spiel. Dabei handelt es sich um eine Technologie, die durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz menschliche Affekte und Emotionen durch Computer zu erkennen versucht. Google hat im Jahr 2021 „LaMDA“ vorgestellt, ein auf Künstlicher Intelligenz basierendes Sprachmodell, das auf Dialoge spezialisiert ist. Mit „LaMDA“ sollen natürliche Gespräche mit offener Themenwahl möglich werden.

Im weit verzweigten Star-Trek-Serienuniversum gibt es für Fans „harter“ Technologie und nachvollziehbarer Fakten eine Menge zu erleben. Doch auch Romantiker und Phantasten kommen nicht zu kurz. Das stellte Bettina Wurche in ihrem Vortrag vor. Die Biologin und Journalistin widmete sich dem Sporenantrieb, der in der Serie Star Trek Discovery vorgestellt wird. Dort reisen Raumschiffe mit Hilfe von Bärtierchen durch unendlich verzweigte Mycelnetzwerke im Weltraum. Eine interessante Vorstellung, doch sie hat mit der Wirklichkeit wenig zu tun, wie Wurche erläuterte. In ihrem Vortrag ging es um Pilze, die unter widrigsten Bedingungen überleben, und um die Gehirnkapazität von Wasserbären.

Anschließend sprach Markus Groß, nach eigenen Angaben „humanoider Universalübersetzter“, noch über die Herausforderungen beim Schreiben von Drehbüchern in sich verändernden Zeiten. Weibliche Heldenfiguren, die nicht überwältigt werden dürfen und nicht-binäre Personalpronomen stellen die Macher der Serien vor ganz neue Herausforderungen.

Im Publikum fanden sich wieder viele kostümierte Fans. Hubert Zitt und Markus Groß baten sie auf die Bühne.

Im Publikum fanden sich wieder viele kostümierte Fans. Hubert Zitt und Markus Groß baten sie auf die Bühne.

Foto: Susanne Lilischkis

Zur Veranstaltung waren dieses Mal nicht so viele Besucher wie in früheren Jahren erschienen. Das mag an der allgemeinen Krankheitswelle liegen oder an der Gewöhnung an digitale Formate. Im Live-Stream der Veranstaltung waren nämlich 700 Besucher anwesend.

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