Judo Mit Teamspirit zum „Riesenerfolg“

Tokio/Zweibrücken · Jasmin Grabowski und Martyna Trajdos kehren mit einer Medaille von den Olympischen Spielen in Tokio zurück. Die beiden Judoka des 1. JC Zweibrücken haben mit der deutschen Mixed-Mannschaft Bronze gewonnen – und sich damit nach den Enttäuschungen im Einzel einen Traum erfüllt.

 Die Judoka Jasmin Grabowski (vorne links) und Martyna Trajdos (hinten 2. von rechts) vom 1. JC Zweibrücken haben mit dem deutschen Mixed-Team Olympia-Bronze gewonnen und damit Geschichte geschrieben.

Die Judoka Jasmin Grabowski (vorne links) und Martyna Trajdos (hinten 2. von rechts) vom 1. JC Zweibrücken haben mit dem deutschen Mixed-Team Olympia-Bronze gewonnen und damit Geschichte geschrieben.

Foto: imago images/ITAR-TASS/Stanislav Krasilnikov via www.imago-images.de

Die Stimme ist weg, dafür das Lachen umso breiter zurück im Gesicht. „Da ist das Ding“, schrieb Jasmin Grabowski am Samstag auf Instagram, die Bronzemedaille hängt um ihren Hals. Das olympische Edelmetall hat sich die Judoka das 1. JC Zweibrücken, ebenso wie Vereins- und Nationalmannschaftskollegin Martyna Trajdos, in Tokio mit der Mixed-Mannschaft erkämpft. Bei der olympischen Premiere des Teamwettbewerbs, bei dem pro Runde bis zu je drei Männer und Frauen für eine Nation antreten, sei der „eine oder andere Traum in Erfüllung gegangen“, sagt der Sportdirektor des Deutschen Judo-Bunds (DJB) Hartmut Paulat. „Gegen Ende ihrer internationalen Karriere haben sich unsere beiden Athletinnen ein schönes persönliches Geschenk gemacht“, betont Stephan Hahn vom JC Zweibrücken nicht ohne Stolz. „Insgesamt war es wohl aber wirklich ein toller Teamspirit.“

Dieser war am Samstag auch vor dem Fernsehbildschirm zu spüren. Die deutschen Judoka peitschten sich gegenseitig vom ersten bis zum letzten Duell im Kampfsport-Tempel Nippon Budokan nach vorne, feuerten sich lautstark an. Gegen das Flüchtlingsteam des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gewannen die Deutschen zum Auftakt locker mit 4:0. Noch ohne die angeschlagene Weltmeisterin und Olympia-Dritte der Klasse bis 78 Kilogramm Anna-Maria Wagner. Im Mannschaftswettbewerb werden Gewichtsklassen zusammengefasst, sodass in der über 70 Kilogramm daher zunächst Jasmin Grabowski (+ 78 kg) auf die Matte ging. Da Schwergewichtler Johannes Frey, die WM-Dritte Theresa Stoll, Igor Wandtke und Ex-Europameisterin Martyna Trajdos (gegen Muna Dahouk) allesamt durch Ippon gewannen, mussten Dominic Ressel und Grabowski in dieser Runde zu ihren Duellen aber gar nicht mehr antreten.

Beim 2:4 gegen die mit fünf amtierenden Olympiasiegern angetretenen Japaner im Viertelfinale verpasste Deutschland nach 2:0-Führung die große Überraschung. Grabowski unterlag gegen Akira Sone per Ippon. „Wenn Jasmin diesen Kampf auch verloren hat, war es sicher interessant für sie, gegen die Schwergewichts-Olympiasiegerin anzutreten“, sagt Hahn.

In der Hoffnungsrunde gegen die Mongolei erlebte die Pfälzerin dann ihren besonderen Moment der Spiele im Mutterland des Judo. Mit 1:2 lag das deutsche Team zurück als Grabowski auf die Matte durfte. Angefeuert von ihren Mannschaftskollegen erzielte sie den so wichtigen Punkt durch einen Wurf ihrer Gegnerin Munkhtsetseg Otgon. Die JCZ-Athletin, die sich nach mehreren Schulteroperationen in den vergangenen Jahren stets wieder an die internationale Spitze heran gekämpft hatte, hielt die Mannschaft damit im Rennen um Bronze. „Daher hat sie sich diese Medaille auf jeden Fall verdient“, betont Hahn. Johannes Frey (+ 90 kg) legte gegen Duurenbayar Ulziibayar den Sieg zum 3:2 nach, Theres Stoll bescherte in der Klasse bis 57 Kilogramm gegen Dorjsuren Sumiya das 4:2 – und damit den Einzug ins kleine Finale.

Bereits vor dem abschließenden Bronzekampf, in dem Grabowski in die Zuschauerrolle schlüpfte, sei diese ganz heiser vom Anfeuern gewesen, erzählt Stephan Hahn von den Voicemails, die sein Schützling ihm zwischendurch aus Tokio gesendet hatte. In der Klasse über 70 Kilogramm ging nun die angeschlagene Anna-Maria Wagner, die bereits im Einzel in der Klasse bis 78 Kilogramm Bronze gewonnen hatte, auf die Matte. „Das war clever. Erstens, Wagner bis zum Bronzekampf zu schonen und dafür Jasmin einzusetzen und zweitens, es einer Schwergewichtskämpferin nicht anzutun, gegen so eine starke Kämpferin der Klasse bis 78 Kilogramm antreten zu lassen“, erklärt Hahn. Wagner setzte sich in einem engen Duell gegen die niederländische WM-Dritte Guusje Steenhuis (bis 78 kg) nach einer Energieleistung durch Waza-ari durch. „Das ist halt Team, da muss man jeden so einsetzen, wie er es am besten kann“, freut sich Hahn, dass das Taktieren der DJB-Mannschaft aufgegangen ist. Im kleinen Finale sicherten neben Wagner Dominic Ressel, Theresa Stoll und Sebastian Seidl die nötigen Punkte zum Sieg und damit zu Bronze für die gesamte deutsche Mannschaft. Gold ging nach einem 4:1-Erfolg über Japan überraschend an Frankreich.

Das bronzefarbene Edelmetall bedeutet für Trajdos und Grabowski, die zuvor verkündet hatte, ihre internationale Karriere nach den Spielen ausklingen lassen zu wollen, den doch noch versöhnlichen Olympia-Abschluss. Sie ist der Lohn für die harte Arbeit der vergangenen Jahre, für all die Entbehrungen und die kräftezehrende Qualifikation, auch durch das Corona bedingte Jahr plus. Zwar ist das erneute Erstrunden-Aus der JCZ-Athletinnen im Einzel, das alles andere als nach Wunsch verlaufen ist (wir berichteten), noch nicht verarbeitet, doch die Enttäuschung darüber war durch den „Riesenerfolg“ im Teamwettbewerb am Samstag zumindest für den Moment vergessen. Stephan Hahn freute sich über die Bilder der beiden Zweibrücker Starterinnen nach dem Sieg, über die Fotos der Siegerehrung, die er per WhatsApp erhielt und vor allem auch über das Video-Telefonat mit Grabowski, bei dem er einen Teil der Stimmung vor Ort hat miterleben dürfen. „Das war schon emotional“, gibt er zu. „Jasmin war in diesem Moment auf jeden Fall sehr gelöst, dass es jetzt doch noch eine olympische Medaille geworden ist.“ Er ziehe den Hut vor ihrer Leistung am Samstag sowie ihrem sportlichen Weg insgesamt. „Aus meiner Sicht hat Jasmin in ihrer sportlichen Karriere aus ihrer Möglichkeit fast das Optimale gemacht. Da kann sie sehr zufrieden sein“, ist auch bei dem Heimtrainer das Lachen deutlich herauszuhören.

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