„Augenschmaus“ erweist sich als geschmacksneutral

Saarbrücken · Arbeiten des 70-jährigen Malers Jan-Peter Tripp sind derzeit im Haus der Union Stiftung zu sehen. Der Rudolf Hausner-Schüler zeigt realistische Malerei, in fantastischer, fotorealistischer bis surrealer Spielart und in kleinem Format.

Was in den 1970er Jahren auch in Saarbrücker Galerien auf Interesse des Publikums stieß, ist heute nur noch ein fader Abklatsch und nur ein weiteres dekoratives Wandelement: Realistische Malerei, in fantastischer, fotorealistischer bis surrealer Spielart, ob als Porträt oder Stillleben, bevorzugt mit ach-so-anzüglich-erotischen Anspielungen. Es war auch, schaut man auf seinen Lebenslauf, die beste Zeit für den Rudolf-Hausner-Schüler Jan-Peter Tripp.

Der 70-Jährige zeigte gerade seine überwiegend kleinformatige Malerei im Haus der Union Stiftung Saarbrücken . Diese ist von dem, was heute in der Malerei surreal, hyper- oder fotorealistisch, fantastisch daherkommt, meilenweit entfernt. Das gilt für die nachgemalten Porträts aus Fotoalben oder Leinwandgemälden des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, für seine fotorealistischen Frauenakte und erst recht für die Stillleben mit mumifizierter Fledermaus, reflektierender Glaskugel, Fernglas und Patrone. Vor allem für die aufgeplatzten Kastanienschalen mit und ohne Stacheln, die immer für eine kalkulierte sexuelle Anspielung gut sind. Auch die fast fotorealistisch wiedergebenen schneebedeckten Felsen, Wolken, Tuchfalten und Holzmaserungen kriegt heute längst jeder sein Handwerk verstehende Hobbymaler hin. Gewonnen ist damit freilich nichts. Mag sein, dass hinter diesen Bildwelten Gesellschaftskritik steckt. Doch die ist harmlos-bieder und damit ideal für die Stuben gebildeter Bürger, ob vor oder nach 1968. Der "Augenschmaus", zu dem Tripp die Betrachter einlädt, erweist sich als geschmacksneutral und verstaubt wie ein Wachsapfel in einer Dekoschale. Da scheinen die überladenen, die Bilder regelrecht bedrängenden Rahmen zu passen. Nein: So viel Geschmacklosigkeit haben die Bilder keinesfalls verdient.

Ausstellung bis 27. März. Geöffnet: Montag bis Donnerstag, 9 bis 17 Uhr. Freitag 9 bis 15 Uhr.

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