Was Corona für den Tourismus bedeutet Die Corona-Krise birgt auch Chancen

Merzig-Wadern · Gastronomen und Hoteliers im Kreis sind durch die Schutzmaßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie schwer getroffen. Aber mittelfristig könnte der Tourismus in der Region von Corona profitieren, finden die Verantwortlichen.

 Dichte Wälder, hügelige Landschaft, gut ausgebaute Wanderwege (hier der Felsenweg bei Scheiden) – das sind touristische Trümpfe unseres Kreises.

Dichte Wälder, hügelige Landschaft, gut ausgebaute Wanderwege (hier der Felsenweg bei Scheiden) – das sind touristische Trümpfe unseres Kreises.

Foto: Krause, Johansen

Die Corona-Pandemie hat Tourismus und Gastronomie im Landkreis Merzig-Wadern hart getroffen, könnte aber auch für die Zukunft Chancen eröffnen. Diese Ansicht vertritt Peter Klein, Geschäftsführer der Saarschleifenland Tourismus GmbH (STG), der Tourismus-Gesellschaft des Landkreises. Klein sprach in der jüngsten Sitzung des Kreistages über den Tourismus in Kreis und Land in der Corona-Krise.

Der Mitte März von der Landesregierung angeordnete Lockdown im Saarland, also die unvermittelte Schließung sämtlicher Gastronomiebetriebe und die massiven Einschränkungen für die Hotellerie, habe den Tourismus in der Region „mit einem Schlag zum Erliegen gebracht“, erklärte Klein. Schon in den Wochen zuvor habe die Ausbreitung des Corona-Virus ihre Spuren hinterlassen, so hätten viele Hoteliers einen spürbaren Rückgang der Buchungen von Geschäftsreisenden verzeichnet. Das von staatlicher Seite verhängte Verbot jeglicher touristischer Übernachtungen habe die Unternehmen der Branche doppelt hart getroffen, weil die Buchungslage zuvor eigentlich sehr gut gewesen sei, so Klein. Doch mit dem Lockdown kam es zu einer „Stornowelle mit Rückerstattungen“, wie es der STG-Geschäftsführer beschrieb. Allein im März habe das Minus bei den Übernachtungen bei 70 Prozent gelegen, für den April schätzte Klein diesen Wert auf 100 Prozent. Und das zu allem Überfluss noch bei bestem Frühlingswetter, das gerade zurzeit des Lockdowns herrschte. „Es wäre bei dem schönen Wetter ein tolles touristisches Geschäft geworden für die Hotellerie und Gastronomie – das ist jetzt verloren.“

In den Wochen des Stillstands, der bis zum 18. Mai währte, habe sich die STG, in enger Abstimmung mit der Tourismuszentrale Saar (TZS), dem Deutschen Tourismusverband (DTV) und den Kommunen um die Beratung und Unterstützung betroffener Betrieb bemüht. Hier habe sich gezeigt, dass die kurzfristig aufgelegten Hilfsprogramme mit diversen Problemen – wie langen Wartezeiten oder unterschiedlicher Gewährungskriterien – behaftet gewesen seien. Auch seien sich ständig ändernde rechtliche Regelungen, zum Beispiel zum Umgang mit Stornierungswünschen, zu beachten und zu vermitteln gewesen. „Es war eine Zeit, die für die Betriebe nicht einfach war“, konstatierte der STG-Geschäftsführer. Wobei es auch positive Aspekte gegeben habe: So hätten die Lieferservice-Angebote, auf die viele Gastronomen ausgewichen seien, „überraschend gut funktioniert“.

Für die Zukunft ergeben sich nach seiner Einschätzung durch die Pandemie und ihre Folgen auch Chancen für den regionalen Tourismus. Zum einen könne der Deutschland-Tourismus wegen Reisebeschränkungen, Sicherheits- und Abstandsbestimmungen in den Urlaubsländern und auch einem durch Kurzarbeit womöglich geschmälerten Budget dazu führen, dass der Deutschland-Tourismus wieder höher im Kurs stehen werde. Nach den wochenlangen Beschränkungen der Bewegungsfreiheit könnten viele wieder die Lust auf Aktivitäten und Unternehmungen jenseits ihres unmittelbaren Lebensbereiches verspüren und sich zumindest für Tages- oder Kurzausflüge wieder vermehrt interessieren. Dabei könne der Geheimtipp-Charakter „dem Saarland in die Karten spielen“, fand Klein. Auch habe während des Lockdowns Bewegung in freier Natur hoch im Kurs gestanden – hier habe insbesondere der Landkreis Merzig-Wadern mit seinen ausgedehnten Waldflächen und den zahlreichen Premium-Wanderwegen viel zu bieten. Auch das Radfahren habe sich während des Corona-Lockdowns großer Beliebtheit erfreut – hier habe der Landkreis ebenfalls einiges an attraktiven Routen aufzuweisen.

 Radfahren und Spazierengehen stehen seit dem Corona-Lockdown hoch im Kurs. Hierfür bietet der Grüne Kreis viele Möglichkeiten.

Radfahren und Spazierengehen stehen seit dem Corona-Lockdown hoch im Kurs. Hierfür bietet der Grüne Kreis viele Möglichkeiten.

Foto: Iris Maurer

Allerdings gibt es auch belastende Faktoren: So könnten die weiterhin geltenden Abstands- und Hygienebestimmungen Gäste und Urlauber verunsichern. Für die Gastronomie bedeuten die seit 18. Mai geltenden Regelungen auch eine Beschneidung der Möglichkeiten, Umsatz zu generieren, denn die Zahl der Gäste werde durch die Abstandsvorschriften begrenzt. Wobei Klein überzeugt war: „Es gibt für die Gastronomen schon die Möglichkeiten, eine angenehme Atmosphäre für ihre Gäste zu schaffen.“

Die Saarschleifenland Tourismus GmbH wird nach den Worten ihre Geschäftsführer daher verstärkt die Vorzüge unserer Region in der aktuellen Situation durch gezielte Marketing-Maßnahmen hervorzuheben trachten. So sei mit der TZS zusammen eine Kampagne unter dem Motto „Naturtankstelle Saarland“ geplant. Klein: „Wir wollen hochwertige Natur-Angebote ganz gezielt hervorheben.“ Die Marketing-Aktivitäten sollen explizit die Zielgruppen der „Naturliebhaber“ („Nature Loving Actives“) und „Entdecker“ („Explorer“) ansprechen.

Auch denke man über Angebote nach, die zu einer Verlängerung der Saison in den Herbst und Winter hinein abzielen. Klein: „Wir bemühen uns, verloren gegangene Reisezeit aus dem Zeitraum März bis Mai jetzt im Winter stattfinden zu lassen.“

Durch die Corona-Krise könnte es nach Einschätzung Kleins eine nachhaltige Veränderung des Reiseverhaltens „hin zu mehr Bescheidenheit und Naturverbundenheit“ geben, was positive Effekte für den Deutschland-Tourismus haben könne. Umgekehrt könnten Veränderungen des Geschäftsreisen-Verhalten sich negativ auswirken. Wohin die Reise in Sachen Tourismus gehen werde, sei noch nicht abschließend einzuschätzen, urteilte Klein abschließend: „Es bleiben viele Unwägbarkeiten, aber Stand heute ist verhaltener Optimismus durchaus gerechtfertigt.“

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