Eishockey-Regionalligist EHC Zweibrücken Mit dem richtigen Rezept zum Titel?

Zweibrücken „ · Nach drei intensiven Duellen, nach einem Auf und Ab, liegt der EHC Zweibrücken in der Best-of-Five“-Finalserie der Eishockey-Regionalliga Südwest gegen den Stuttgarter EC mit 2:1 in Führung. An diesem Freitag steht der erste Matchball für die Hornets an, spätestens am Sonntag wird der neue Meister gekürt.

 Die Zweibrücker Justin Grillo und Michael Morrissey jubeln über den Erfolg im dritten Finalspiel gegen den Stuttgarter EC.

Die Zweibrücker Justin Grillo und Michael Morrissey jubeln über den Erfolg im dritten Finalspiel gegen den Stuttgarter EC.

Foto: Chris Buech

Puh“, schnauft Ralf Wolf, angesprochen auf die Gefühls-Achterbahn des vergangenen Final-Wochenendes erst einmal durch. Dieses hatte es in sich für den Eishockey-Regionalligisten EHC Zweibrücken. Die ganze Bandbreite an Emotionen. Erst den herben Dämpfer in Stuttgart am Freitag (2:7), dann ein wahres Torfestival beim Heimsieg am Sonntagabend. Durch das 9:4 (4:2/4:2/1:0) vor 1035 Zuschauern in eigener Halle sind die Hornets in der Finalserie wieder mit 2:1 in Führung gegangen, haben sich einen Matchball erarbeitet. „Am Freitag bin ich ruhig geblieben“, sagt der Hornets-Trainer schließlich, „am Sonntag habe ich mich gefreut, dass die Mannschaft die richtige Antwort auf Freitag geliefert hat.“

Und was für eine. Angetrieben von den erstmals in dieser Runde über 1000 Zuschauern in der Zweibrücker Ice-Arena legten die Hornets los wie die Feuerwehr. Mit großem Willen, Einsatz und der nötigen Härte habe es sein „hoch motiviertes“ Team geschafft, die Stuttgarter zu überrumpeln. „Wir hatten das Glück, dass wir in einen Flow gekommen sind“, sagt Wolf. Lukas Braun (3.), Erik Betzold (4.) und Justin Grillo (5.) trafen für die Hornets zum frühen 3:0. „Zwar kann man sich in diesem Sport nie sicher sein, aber solch eine schnelle Führung beruhigt ein bisschen“, erklärt der 43-Jährige. Interessant werde es dann, wenn der Gegner so gut ins Spiel reinfindet, wie eine Mannschaft dann reagiert, ob sie die Ruhe bewahrt. Er könne nachvollziehen, dass genau das am Sonntag für die Rebels schwer war. „Die haben nach 4:44 Minuten ihren Torhüter (Patrick Golombek für Janis Wagner, Anm. d. Red.) rausgenommen, den sie am Freitag noch hochgejubelt haben.“ Auch das zeige, wie nah Freud und Leid beieinander liegen können.

Zwar verkürzte Stuttgart im ersten Durchgang durch Jesse Hakkarainen (15.), doch Justin Grillo gelang kurz darauf der nächste Treffer zum 4:1 (17.) – in Unterzahl. Diese Short-Hand-Goals seien „absolut das richtige Zeichen“. Wenn der Gegner versucht, „in unserem Drittel sein Spiel aufzuziehen und wir einfach den Willen haben, das zu stören, die 40 Meter bis zum Tor ins Laufduell zu gehen und zum Abschluss zu kommen. Solche Shorthander sind dann schon ein Knackpunkt für den Gegner. Da gehen die Köpfe runter“, erklärt Wolf. Für die Moral der eigenen Truppe „sind sie natürlich ideal.“ Neben dem 4:1 erzielte auch Erik Betzold zum 8:3 im zweiten Durchgang, in dem sich das muntere Toreschießen fortsetzte, einen weiteren Unterzahl-Treffer.

Ein deutliches Indiz dafür, dass der EHC, der mit dem 4:2 zum Ende des ersten Drittels letztmals nur mit zwei Toren vorne lag, von Anfang bis Ende durchgezogen und sich nie auf der klaren Führung ausgeruht hat. „Wir konnten mit einer langen Bank antreten. Wir haben da ein gutes Intervall gefunden, sodass es nie Ruhephasen auf dem Eis gab“, erklärt der EHC-Coach. „Irgendwann trägt das Früchte, wenn man regelmäßig mit 20 Mann auflaufen und die Last verteilen kann. Man kann dann immer eine hohe Geschwindigkeit bringen, es schläft nicht ein und die Spieler bleiben hungrig.“ Und so behielten die Zweibrücker im dritten Finalspiel die Oberhand. Stephen Brüstle (21.), Felix Stokowski (28.), Michael Morrissey (28.) und Erik Betzold (31.) trafen für die Hausherren im zweiten Abschnitt zur 8:4-Führung. Im Schlussdrittel erhöhte Julian Reiss (51.) zum klaren 9:4-Erfolg – und konnte sich mit seinem Team im Anschluss von den Anhängern feiern lassen.

Danach war ihnen nach dem zweiten Duell am Freitagabend beim 2:7 (1:2/0:3/1:2) in Stuttgart so gar nicht zumute. Wenn auch klar gewesen sei, dass die Rebels einen Durchmarsch der Hornets in drei Spielen keinesfalls zulassen würden, haben die Zweibrücker in dem Auswärtsmatch einfach auch keinen guten Tag erwischt. „Wir waren insgesamt gehemmt, hatten schwere Beine. Die Spritzigkeit und Leichtigkeit haben gefehlt“, erklärt Wolf. Dabei sind die Gäste in Überzahl durch den Treffer von Justin Grillo (11.) sogar in Führung gegangen. Doch der Top-Titelanwärter schlug keine zwei Minuten später durch Jannik Herm zurück. „Da kassieren wir so ein Kacktor“, hadert der EHC-Coach, „eins, bei dem man denkt: Ach Gott, was war denn das?“ Und kurz vor Ende des ersten Abschnitts legte Herm das 2:1 für Stuttgart (19.). nach.

Nach der Pause haben die Zweibrücker versucht, auf den Ausgleich zu gehen. „Wir haben zu sehr aufgemacht und Stuttgart hat das clever gespielt“, erklärt Wolf. „Dann schlagen hinten die Pucks ein und es steht auf einmal 5:1“, fasst er den zweiten Durchgang zusammen. Jesse Hakkarainen (31.), Christian-Alexander Leers (32.) sowie im Powerplay Martin Herman (35.) hatten für die Vorentscheidung gesorgt, bevor es – für die Hornets auch noch mit einer Vier-Minuten-Strafe belastet – ins Schlussdrittel ging. Auch in diesem zogen die Rebels zunächst weiter davon. Christian Bauhof (51.) und Devon Pepin (52.) erhöhten auf 7:1. Den Schlusspunkt setzte dann Zweibrückens Frederic Hellmann, der in doppelter Überzahl zum 2:7 traf. „Wir wollten den Rebels in diesem Abschnitt nochmal zeigen, was sie am Sonntag erwarten würde. Da darf man den Kopf nicht zu sehr hängen lassen.“ Dabei sei es „auf jeden Fall“ hilfreich gewesen, den Fokus gleich auf das nächste Duell keine 48 Stunden später richten zu müssen. „Wir haben aber auch so viel Zeit, so viele Partien zusammen verbracht. Wir wissen, dass wir es in Stuttgart schlecht gemacht haben. Wir wissen, dass wir besser spielen können. Und das haben wir am Sonntag getan.“ In der dritten intensiven Partie hätten die Zweibrücker die Nerven bewahrt. Trotz der in der Finalrunde deutlich gestiegenen Minuten auf der Strafbank.

Da gibt es Checks, Fouls, Wortgefechte und auch Rangeleien – wie etwa zwischen Calvin Engel und Felix Stokowski mit Devon Pepin kurz vor Spielende am Sonntag. Das zeige einfach, dass es um viel geht. „Aber das ist generell alles im Rahmen des Eishockeysports.“ Anders als etwa die Rebels, die mit Jonah Heyes (Sprunggelenksverletzung) und Lukas Fröhlich (Bruch an der Hand) im Finale zwei Ausfälle zu verkraften haben, „hatten wir bis jetzt wirklich Glück, was Verletzungen angeht“, sagt Wolf und fügt an: „Aber es sind körperliche Duelle, das ist der Sport, den wir mit allem, was er mit sich bringt, genau deshalb so lieben. Was ihn – abgesehen etwa von Rugby und Football – auch von vielen anderen Sportarten unterscheidet“, sagt der Hornets-Trainer und fügt lachend an: „Das sind Duelle unter Männern, da hat man ihnen extra so einen Käfig gebaut, in dem sie sich duellieren können.“

Und die alles entscheidenden Duelle im Kampf um die Meisterschaft in der Eishockey-Regionalliga Südwest stehen nun an. Am Freitag, 20 Uhr, könnten die Hornets ihren ersten Matchball zum zweiten Titel nach 2017 versenken. Ein möglicherweise nötiges fünftes Spiel würde am Sonntag um 19 Uhr in Zweibrücken angepfiffen.

Worauf der Fokus in dieser Woche liegen, was neben der Regeneration nach den bislang drei intensiven Finalpartien in der Vorbereitung noch passieren wird? Darauf antwortet „Hobbykoch“ Ralf Wolf mit Blick auf das traditionelle mittwöchliche Mannschaftessen lachend: „Diese Woche geht es darum, Schupfnudelpfanne mit Sauerkraut und Speck zu machen.“ Der aus dem Schwabenland stammende Hornets-Trainer will das Gericht ein bisschen der Region des Gegners anpassen. „Wir verspeisen den dann quasi schon unter der Woche“, erklärt der 43-Jährige locker und ganz ohne Seufzer.

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