Frauen reden, Männer wie immer

Saarbrücken · Am 1. September vor 40 Jahren wurde in der Mainzer Straße 4 ein Friseurladen eröffnet. Damals gab es am und um den St. Johanner Markt vier solcher Salons. Heute sind es etwa 20, sagt die neue Inhaberin – und fragt sich, wie die alle überleben.

 Jasmin Kühnreich bei der Arbeit in ihrer „Schnittstelle”.

Jasmin Kühnreich bei der Arbeit in ihrer „Schnittstelle”.

Foto: Oliver Dietze

Friseurladen, hieß das Geschäft, in dem Jasmin Kühnreich seit April die Chefin ist, mal. Zeitweise auch Friseurstube. Solche Namen sind nicht mehr zeitgemäß, sagt die 36-Jährige - zumindest dann, wenn man auch neue, junge Kundschaft anlocken will. Das tun viele, indem sie sich der englischen Sprache bedienen. Da geht es dann um "Hair" statt um Haare, um "Cut and Colour" statt ums Schneiden und Färben.

Der Friseurberuf hat viel mit Modeerscheinungen zu tun. Aber diesen Trend hat Jasmin Kühnreich bewusst ignoriert. "Ich wollte junge Leute ansprechen, aber im Deutschen bleiben", sagt sie. Auch mit Rücksicht auf den Teil der Kundschaft, der sich darüber ärgert, wenn Dinge, die man auf Deutsch treffend ausdrücken kann, in einer fremden Sprache formuliert werden. Also hat Jasmin Kühnreich aus dem Friseurladen eine "Schnittstelle" gemacht.

Damit kommt auch die Stammkundschaft zurecht. Und ohne die könne ein Friseurgeschäft nicht überleben, sagt Kühnreich. Wobei der Begriff Stammkundschaft nicht bedeute, dass man Menschen über Jahre oder Jahrzehnte denselben Haarschnitt verpasse. Und man dürfe auf Feiern auch nicht merken, wer bei welchem Friseur war, weil es in einem Laden eine Art Einheitsfrisur gibt. Die Frage "Machen wir es wie immer?" habe es bei ihrer Chefin Monika Emmerich nicht gegeben.

Im August 1996 hat Jasmin Kühnreich ihre Ausbildung bei Monika Emmerich begonnen. Als Emmerich den Laden 2004 abgegeben hat, hatte Kühnreich zwar gerade ihren Meisterbrief in der Tasche, aber sie habe sich zu jung gefühlt, um den Laden selbst zu übernehmen. Sie wurde aber Geschäftsführerin. Seit 1. April gehört der Laden nun ihr.

Es hat sich viel geändert in den 20 Jahren, in denen Jasmin Kühnreich nun schon als Friseurin arbeitet. Aber eins scheint zeitlos: Frauen , sagt sie, wollen über neue Farben und Schnitte reden. Männer setzen sich hin, hoffen, dass die Friseurin sich noch erinnert und sie den Schnitt bekommen "wie immer".

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