Klassische Highsmith-Verfilmung Frösteln mitten im Sommer: „Nur die Sonne war Zeuge“

Saarbrücken · Als Kind habe ich ihn erstmals gesehen, im Fernsehen. Wer Patricia Highsmith ist, wusste ich nicht, auch den schönen Hauptdarsteller – Alain Delon – kannte ich nicht. Die Wirkung von „Nur die Sonne war Zeuge“ (Blu-ray bei Studiocanal) aber war erheblich.

 Nur die Sonne war Zeuge

Nur die Sonne war Zeuge

Foto: Studiocanal

Das verzerrte Gesicht von Maurice Ronet (als schnöseliger Millionärssohn) im Moment seines Todes hat mich lange verfolgt. Erstochen wird er auf hoher See von Tom Ripley, der dann seine Identität nebst prallem Bankkonto übernimmt. René Clements Adaption von „Der talentierte Mr. Ripley“ entstand 1959 in Italien und lässt trotz Sommersonne frösteln – dank Delon: Wie er hier einen Mann spielt, den langsam der Neid von innen auffrisst und der nach dem Mord versucht, ein Anderer zu sein, ist sensationell. Eine Leistung, die Delon vom Filmschönling zum Kino-Star machte und eine gefährliche Aura schuf, die Delon durch Karriere und Leben begleiteten. Dass in der Verfilmung Tom Ripley nicht straffrei davonkommt, anders als in der Vorlage, hat der Autorin High-
smith nicht gefallen. Aber soviel mörderische Schönheit, die damit auch noch davon kommt, wäre für das Publikum damals vielleicht zu viel gewesen. Tobias Keßler

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