Patricia Highsmith Meisterin für feinen Horror und ruhelose Seelen

New York · Ob „Der talentierte Mr. Ripley“ oder „Carol“: Die Romane von Patricia Highsmith wurden oft verfilmt, und zu ihrem 100. Geburtstag gibt es Neues.

 „Der talentierte Mr. Ripley“ verliebt sich unsterblich und unheilvoll in ein Leben, das leider gar nicht seines ist: Einer von Patricia Highsmiths berühmtesten Romanen wurde 1959 als „Nur die Sonne war Zeuge“ mit Alain Delon in der Hauptrolle verfilmt – siehe Text unten.

„Der talentierte Mr. Ripley“ verliebt sich unsterblich und unheilvoll in ein Leben, das leider gar nicht seines ist: Einer von Patricia Highsmiths berühmtesten Romanen wurde 1959 als „Nur die Sonne war Zeuge“ mit Alain Delon in der Hauptrolle verfilmt – siehe Text unten.

Foto: Studiocanal

Rund 25 Jahre ist Patricia Highsmith bereits tot, aber noch immer begeistern die Bücher der US-Schriftstellerin Millionen Fans weltweit. Rund drei Dutzend Romane und Erzählungen hat die vielfach preisgekrönte Autorin geschrieben, darunter die Tom-Ripley-Bücher und die lesbische Liebesgeschichte „Carol“. Viele davon sind erfolgreich verfilmt worden, auch von Star-Regisseuren wie Alfred Hitchcock und Wim Wenders.

Highsmith, die an diesem Dienstag 100 Jahre alt geworden wäre, galt zeit ihres Lebens als eigensinnig und öffentlichkeitsscheu. Ihre Tagebücher, die diesen Herbst erstmals veröffentlicht werden sollen, könnten möglicherweise bald neue Einblicke in das Leben der Meisterin des subtilen Horrors bieten. Die Notiz- und Tagebücher dokumentieren dem Züricher Diogenes Verlag zufolge Highsmiths Leben von ihren Jahren als Studentin in New York bis zu ihrem Tod 1995 in der Schweiz. Die 56 Notizbücher, die insgesamt 8000 Seiten umfassen, seien von ihrer Lektorin Anna von Planta und dem damaligen Verleger Daniel Keel hinter Bettwäsche und Handtüchern versteckt in ihrem Haus im Tessin gefunden worden.

Geboren wurde Highsmith 1921 als Mary Patricia Plangman in Forth Worth im US-Bundesstaat Texas. Ihre Kindheit sei eine „kleine Hölle“ gewesen, sagte die Autorin später. Die Eltern ließen sich früh scheiden, einige Jahre lebte High­smith bei einer Großmutter, dann bei Mutter und Stiefvater in New York. Nach der Schule studierte sie unter anderem Zoologie und Englisch und begann mit dem Schreiben von Kurzgeschichten. 1950 gelang ihr mit „Zwei Fremde im Zug“, der Geschichte vom fast perfekten Verbrechen, bereits der Durchbruch. Und die erste Filmvorlage, die Krimi-Spezialist Alfred Hitchcock schon ein Jahr später umsetzte. Mit dem Geld für die ersten Filmrechte, Hitchcock zahlte 6000 Dollar für den Stoff, ging sie nach Europa. Highsmith lebte in Großbritannien und Frankreich, bis sie sich schließlich in das kleine Alpendorf Tegna bei Locarno im Tessin zurückzog. Highsmith mied die Öffentlichkeit, lebte mit Katzen und Schnecken, arbeitete in Haus und Garten, zimmerte Möbel, malte, zeichnete und verbrachte täglich mehrere Stunden an der Schreibmaschine. So entstanden viele Romane, Kurzgeschichten und Erzählungen abseits gängiger Krimi-Klischees. Protagonist Tom Ripley wurde als gewissenloser und doch sympathischer Mörder und Lebenskünstler zu einer der großen Figuren der modernen Weltliteratur. „Gerechtigkeit und Moral langweilen mich“, sagte Highsmith einmal.

  Auch „Carol“ mit Rooney Mara (l.) und Cate Blanchett ist ein Highsmith-Hit.

Auch „Carol“ mit Rooney Mara (l.) und Cate Blanchett ist ein Highsmith-Hit.

Foto: dpa/Wilson Webb

Die Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft, bis heute werden immer neue Verfilmungen geplant. Highsmiths literarischer Nachlass ist im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern. Die Weltrechte hat der Diogenes Verlag. Wenige Wochen nach der Vollendung ihres letzten Romans „Small g - eine Sommeridylle“ starb Highsmith am 4. Februar 1995 an den Folgen einer Leukämie-Erkrankung und wurde in ihrem kleinen Alpendorf beigesetzt. „Beim Lesen ihrer Bücher, so verzweifelt und ohne Hoffnung sie auch sein mögen“, sagte Autorenkollege Peter Handke einmal, „hat man das Gefühl, im Schutz einer großen Schriftstellerin zu sein“.

(epd)
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