Leichtathletik „Die Motivation ist eine ganz andere“

Zweibrücken · LAZ-Stabhochspringer Daniel Clemens ist froh, dass trotz Corona-Krise in diesem Sommer Wettkämpfe geplant sind. Allerdings machen ihm derzeit erneut Schmerzen ein bisschen zu schaffen.

 Bei der Düsseldorfer Flight Night wird es für LAZ-Stabhochspringer Daniel Clemens wohl noch nichts mit dem ersten Freiluft-Meeting 2020.

Bei der Düsseldorfer Flight Night wird es für LAZ-Stabhochspringer Daniel Clemens wohl noch nichts mit dem ersten Freiluft-Meeting 2020.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Mehr Flexibilität und Spontaneität sind derzeit in der Saisonplanung gefragt. Damit hat Daniel Clemens trotz der Komplexität seiner Disziplin kein großes Problem. Denn der Stabhochspringer des LAZ Zweibrücken ist froh, wenn in diesem Jahr trotz Corona-Krise überhaupt Wettkämpfe ausgetragen werden können. „Am Anfang der Pandemie hatte man im Training schon Probleme, weil man nicht wusste, für was oder wann man überhaupt ackert“, blickt Clemens auf die Situation nach dem plötzlichen Lockdown im März zurück. Mehr als fit halten sei da, gerade im Individualtraining, nicht drin gewesen „Jetzt, wo absehbar ist, dass es in diesem Sommer wohl doch Wettkämpfe geben wird, ist die Motivation im Training eine ganz andere.“ Für die Athleten sei es zudem wichtig, nicht das komplette vorolympische Jahr ohne das Kräftemessen mit anderen Sportlern auskommen zu müssen.

Normalerweise würden sich Daniel Clemens und seine Mitstreiter gerade mitten in der Freiluftsaison befinden. In der sich der 28-Jährige nach dem Seuchensommer 2019 wieder an seine alte Form, an seine Bestmarke von 5,61 Metern herankämpfen wollte. Nachdem er sich im Vorjahr gleich zum Saisonauftakt beim Einspringen einen Muskelfaserriss zugezogen, danach mit Problemen im Gleitgewebe der linken Achillessehne zu kämpfen hatte, wollte er nun wieder höher hinaus. Im Winter tastete er sich langsam heran. Das Training lief gut, die Kraftwerte stimmten. Dann bremste ihn erneut die Achillessehne aus – dieses Mal die rechte. Und wenn Clemens mit dem Abschneiden bei der Hallen-DM Ende Februar in Leipzig – mit 5,30 Metern und Platz fünf – auch nicht ganz zufrieden war, ging es für ihn doch wieder in die richtige Richtung. Dann kam die Corona-Krise.

Und genau jetzt, wo es in der Leichtathletik langsam wieder Richtung Wettkampfsport geht, macht ihm sein Körper erneut einen kleinen Strich durch die Rechnung. Eigentlich hatte Daniel Clemens zusammen mit LAZ-Kollege Raphael Holzdeppe den Start bei dem Stabhochsprung-Event Flight Night im Düsseldorfer Autokino an diesem Freitag geplant. „Allerdings machen meine Weisheitszähne gerade ein bisschen Probleme“, erklärt der LAZ-Springer, der sich die Störenfriede in den kommenden Wochen entfernen lassen will. Eine solche Entzündung im Kiefer habe – neben den Schmerzen – Auswirkungen auf den gesamten Körper. Daher ist es wahrscheinlich, dass der Zweibrücker am Freitag passen muss. „Ich werde nochmal Rücksprache mit Trainer Andrei Tivontchik halten, aber es ist ja eigentlich nicht nötig, etwas zu riskieren und die Entzündungswerte im Körper womöglich noch weiter hochzutreiben.“

Dann werde eben auf die hoffentlich folgenden Wettkämpfe hin gearbeitet. „Ein paar soll es wohl geben.“ So sei zum Beispiel Ende Juli das vereinseigene Meeting des LAZ in Zweibrücken angedacht. Vom 8. bis 9. August soll die DM in Braunschweig ausgetragen werden, die ursprünglich für das vergangene Wochenende angesetzt war. „Wann und wo genau es weitere Wettkämpfe geben könnte, ist allerdings noch nicht so durchsichtig“, macht Daniel Clemens die Schwierigkeit der Saisonplanung klar. Jedes Bundesland habe derzeit andere Regelungen. „Die Entscheidungen, wann Meetings ausgetragen werden und ob man daran teilnehmen wird, werden in diesem Jahr wohl recht spontan getroffen“, erklärt der Dritte der Hallen-DM von 2019.

Bei aller Unsicherheit ist aber immerhin in den Trainingsalltag wieder etwas Routine eingekehrt. Nach den Wochen des individuellen Fithaltens schwitzt Daniel Clemens nun wieder täglich im Stadion. „Zunächst habe ich nicht übermäßig viel trainiert“, erklärt der LAZ-Athlet. Der Körper stehe in einer normalen Wettkampfsaison einfach unter einer anderen Spannung, einer anderen Belastung. „Wir sind davon ausgegangen, dass, wenn überhaupt, die ersten Wettkämpfe Ende Juli, Anfang August stattfinden können.“ Darauf habe er hintrainiert. Dass es, wie nun mit dem Event in Düsseldorf, bereits Juni werden könnte, hat Daniel Clemens doch überrascht. Es sei schwierig gewesen, Voraussagen zu treffen, wie sich die Pandemie entwickeln würde, wann was wieder möglich sein würde. „Umso schöner ist es, dass die Entwicklung solch einen Verlauf genommen hat, dass wir wohl Wettkämpfe machen können.“ Schnell wurde auch im Training darauf reagiert. „Wir sind mit den Anläufen recht zügig weiter zurückgegangen“, erklärt Clemens. Das Springen gehe schon ganz gut, „aber ich brauche noch ein bisschen, um ein gutes Level zu erreichen“. Das wichtigste sei nun aber, Spaß am Springen und den Wettkämpfen zu haben – „sofern diese dann möglich sind“.

Die Flight Night am Freitag im Düsseldorfer Autokino macht den Auftakt. Wenn es sich dabei auch eher um ein Show-Event handelt – die dort erzielten Leistungen tauchen in keiner Bestenliste auf –, sei es doch „eine gute Idee für die Sportler“. Es ist der Einstieg, ein Zeichen für ein Stück Normalität, dafür, womöglich doch eine Art Wettkampfsaison durchführen zu können. Wenn das Springen vor der Autokulisse auch etwas kurios erscheint. „Natürlich ist es etwas ganz anderes. Für beide Seiten. Für uns Athleten sind die schönsten Wettkämpfe eigentlich die Marktplatzspringen“, erklärt Daniel Clemens. Die, bei denen die Zuschauer ganz nah dran sind. „Das wird es in diesem Jahr in dieser Form aber nicht geben. Es ist ja logisch, dass diese Wettkämpfe, dort, wo sonst 5000 Zuschauer auf engstem Platz dicht zusammenstehen in dieser Situation gerade nicht möglich sind“, betont der Zweibrücker, dass es richtig sei, dort Stopp zu sagen. Daher seien Alternativen gefragt. „Düsseldorf wird sicher eine coole Sache. Sind wir mal gespannt, wie das funktionieren wird“, blickt auch Daniel Clemens, ob nun als Springer oder Zuschauer, gespannt auf das Stabhochsprung-Event im Autokino.

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