WSF Zweibrücken „Träumen ist schließlich erlaubt“

Zweibrücken · Das Corona-Virus hat dem Kanuten Holger Jung von den Wassersportfreunden Zweibrücken die mögliche Qualifikation für den deutschen U18-Kader verhagelt. Dennoch hat der 17-Jährige große Ziele. Seine ganze Familie lebt und liebt den Kanusport.

Dem Kanusport verfallen ist die gesamte Familie Jung/Lang aus Pirmasens. Bei den Wassersportfreunden Zweibrücken sind alle sieben Familienmitglieder, unter anderem Mutter Heike und ihre Kinder Holger und Britta (von links), auf dem Schwarzbach dabei, die von Stefan Loch trainiert werden.

Dem Kanusport verfallen ist die gesamte Familie Jung/Lang aus Pirmasens. Bei den Wassersportfreunden Zweibrücken sind alle sieben Familienmitglieder, unter anderem Mutter Heike und ihre Kinder Holger und Britta (von links), auf dem Schwarzbach dabei, die von Stefan Loch trainiert werden.

Foto: Markus Hagen

40 stolze Jahre alt wird in diesem Jahr die Kanu-Abteilung der Wassersportfreunde (WSF) Zweibrücken. Doch ausgerechnet zum Jubiläum lag auch das gemeinsame Training der flotten Paddler aufgrund der Corona-Krise vorübergehend brach. Inzwischen aber läuft der Übungsbetrieb auf dem Schwarzbach wieder – für die Breitensport-, wie auch für die Leistungs-Wildwasserkanuten. 30 Kanusportler zählt die WSF-Abteilung, darunter 15 Mitglieder, die aktiv an Wettkämpfen teilnehmen.

Zu den Kanu begeisterten Wasssersportfreunden zählt auch die komplette Familie Jung/Lang aus Pirmasens. Mutter Heike Jung, Vater Dietmar Lang  und ihre fünf Kinder sind dem Kanuslalom und Wildwasserfahren verfallen. Nils, 29 Jahre alt, Erik (25), Ulf (20), der 17-jährige Holger und Nesthäkchen Britta (11) nehmen mit ihren Eltern mehrfach in der Woche am Training teil. Die Kids zudem auch sehr erfolgreich an Wettkämpfen quer die Nation und das Ausland.

Holger Jung steht kurz vor der Berufung in die deutsche U18-Nationalmannschaft. Der Gymnasiast betreibt einen enormen Zeitaufwand, um am Training und den deutschlandweiten Wettkämpfen teilnehmen zu können. Bis zu neun Einheiten stehen wöchentlich auf seinem Terminkalender. „Fünf bis sechs Mal geht es für bis zu 90 Minuten aufs Wasser. Dazu kommen zwei bis drei Einheiten für Konditions- und Krafttraining“, berichtet er. Im vergangenen Jahr wurde der 17-Jährige mit den Bad Kreuznachern Maxi Dilli (VfL Bad Kreuznach) und Tom Pahl (KSV Bad Kreuznach) in einer Renn- und Startgemeinschaft deutscher Mannschaftsmeister der U18. Im Einzelwettbewerb belegte Jung bei der DM Rang sechs, bei den Süddeutschen wurde er Dritter im Slalomfahren. Auf nationaler Ebene hat er sich auch beim Bundestrainer der Junioren einen Namen gemacht. Jung sollte eigentlich in diesem Frühjahr an Qualifikationswettkämpfen für die Nominierung in den U18-Nationalmannschaft teilnehmen. Doch die Coronavirus-Pandemie machte dem Kanuten einen Strich durch die mögliche Nominierung für den Deutschland-Kader.

Doch nicht nur die Qualifikationswettkämpfe zur Nationalmannschaft im Mai fielen aus, sondern auch die U18-Europameisterschaften im Kanuslalom in der Slowakei ab 7. Juli sowie die Weltmeisterschaften ab 24. August im polnischen Krakau. Holger Jung hadert: „Ich hatte gute Chancen. Auf die Qualifikation für den Nationalkader und auch auf die EM und WM.“ Eine ähnlich bittere Erfahrung musste vor zwei Jahren bereits sein Bruder Ulf machen, der damals knapp an der Nominierung für den deutschen U18-Juniorennationalkader gescheitert war.  Um nur einen Punkt und einen Platz hatte er 2018 zudem die Quali für die Europa- und Weltmeisterschaften der Jugend- und Juniorenfahrer verpasst.

Holger Jung, der seinen großen Brüdern stets nachgeeifert hat, hofft nun, dass in diesem Jahr noch Wettkämpfe stattfinden dürfen. „Vielleicht ab Herbst. Die Hygieneregeln lassen sich bei uns gut einhalten. Auf dem Wasser sind wir ja in unseren Kanus alleine“, betont der 17-Järige.

Mit dem Kanusport beginnen könne man bereits im Alter von fünf bis sechs Jahren, sagt Stefan Loch, Trainer der Kanu-Abteilung der Wassersportfreunde. „Voraussetzung ist natürlich, dass man schwimmen kann“, erklärt Loch, der auch stellvertretender Vereinsvorsitzender der WSF ist. Bestes Beispiel dafür, dass auch schon sehr früh erfolgreiche Schritte im Kanusport möglich sind, ist Britta Jung. 2016 fuhr die Kleinste der Jung-Geschwister mit gerade einmal sieben Jahren ihren ersten Wettkampf. Im vergangenen Jahr sicherte sie sich nicht nur Titel und Podestplätze bei den Rheinland-Pfalz- und Saarlandmeisterschaften, sondern konnte sich auch über den Sieg in der Altersklasse der Zehn- bis Zwölfjährigen bei den Süddeutschen freuen.

Britta Jung wurden Interesse und Talent für den Paddelsport sozusagen in die Wiege gelegt. Das sei aber keine Voraussetzung dafür. Auch ein eigenes Kanu sei zunächst nicht nötig, dieses könne man sich beim Verein ausleihen, erklärt Stefan Loch. Wenn Athleten den Sport weiterverfolgen und an Wettkämpfen teilnehmen möchten, sei ein eigenes Kanu, das im Vereinsbootshaus der WSF am Schwarzbach untergebracht werden kann, aber ein großer Vorteil. Ganz preiswert ist das Hobby allerdings nicht. Ab 400 Euro erhält man ein Kanu, mit dem man im Wildwasser oder dem Slalomparcours unterwegs sein kann. Nach oben sind die preislichen Grenzen offen. Das Kanu von Holger Jung Kanu kostete gar rund 2200 Euro. Auch die weitere Ausrüstung wie Kleidung, Helm und Paddel sind kostspielig. Im Falle der Leistungssportler kommen zudem die Kosten für Reisen zu Wettkämpfen in ganz Deutschland – oder sogar ins Ausland hinzu. Die angehenden Profis haben deshalb in der Regel Sponsoren. Holger Jung zum Beispiel wird von einer Fahrschule in Pirmasens finanziell unterstützt.

Im kommenden Jahr steht für ihn aber erst einmal das Abitur auf dem Plan. Im Anschluss möchte er studieren. „In welche Richtung ist aber noch offen“, sagt Jung. In sportlicher Hinsicht hat er hingegen schon konkrete Vorstellungen und Ziele. Er hofft, dass es noch in diesem Jahr mit der Aufnahme in den U18-Nationalkader klappt. Danach käme die Altersstufe der U23. „Dort in den Kader zu kommen, wird aber viel schwerer – weil die Konkurrenten in der Regel älter und erfahrener sind. Das ist ein Vorteil“, weiß Holger Jung. Dennoch hat er sich auch ein ganz großes – und noch recht fernes – Ziel gesetzt. Die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris. „Träumen ist schließlich erlaubt“, sagt der junge Slalom-Kanut der Wassersportfreunde Zweibrücken.

Holger Jung hat wegen der Corona-Krise die Teilnahme an der EM und WM 2020 im Kanuslalom der U18 verpasst.

Holger Jung hat wegen der Corona-Krise die Teilnahme an der EM und WM 2020 im Kanuslalom der U18 verpasst.

Foto: Markus Hagen

Wer Interesse am Kanusport hat, kann sich bei WSF-Trainer Stefan Loch melden, Telefonnummer 01 70 28 05 38 8.

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