Handball-Oberliga Aus Nordafrika in die Südwestpfalz

Zweibrücken · Drei Spiele hat Neuzugang Abderrahmane Belhadi mit den Handballern der VTZ Saarpfalz erst bestritten – und ist schon fast unverzichtbar. In seiner Heimat wurde der 22-Jährige einst algerischer U21-Meister – in der Rosenstadt würde „Abdou“ der Klassenerhalt in der Oberliga reichen. Zumindest fürs Erste . . .

 Neuzugang Abderrahmane Belhadi (am Ball) ist bei der VTZ Saarpfalz schon nach kurzer Zeit zu einem wichtigen Spieler avanciert. Dass er mit den Zweibrückern den Klassenerhalt in der Oberliga schafft, ist für den 22-Jährigen keine Frage. Er verspricht: „Wir werden noch viel besser.“ 
  Foto: Wittenmeier

Neuzugang Abderrahmane Belhadi (am Ball) ist bei der VTZ Saarpfalz schon nach kurzer Zeit zu einem wichtigen Spieler avanciert. Dass er mit den Zweibrückern den Klassenerhalt in der Oberliga schafft, ist für den 22-Jährigen keine Frage. Er verspricht: „Wir werden noch viel besser.“ Foto: Wittenmeier

Foto: Martin Wittenmeier/martin Wittenmeier

Der klaren 22:32-Niederlage am letzten Spieltag beim Tabellenzweiten TV Homburg zum Trotz – für die Handballer des Oberligisten VTZ Saarpfalz sieht die Situation wieder ein wenig freundlicher aus. Nach einem schwierigen Jahresbeginn, während dem die von Corona schwer gebeutelte VTZ zahlreiche Spiele mit einer Rumpftruppe bestreiten musste und vier ihrer ersten fünf Partien verlor, gelang am vorletzten Spieltag der Befreiungsschlag. Im Heimspiel gegen die HSG Kastellaun/Simmern schoss sich die VTZ den Frust von Seele, landete den höchsten Saisonsieg (35:21) und distanzierte einen Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt.

Zweibrückens Neuzugang Abderrahmane Belhadi zeigte gegen die HSG erneut eine starke Partie. Der 22-jährige Algerier hat sich in kurzer Zeit bestens bei den Zweibrückern eingefunden. Gegen Kastellaun und bei seiner Premiere in Saulheim gelangen ihm je vier Tore. In Homburg war er immerhin zwei Mal erfolgreich. Schnell, wendig und spielintelligent präsentierte sich „Abdou“ – und brachte neben seiner spielerischen Klasse auch jene kämpferischen Tugenden mit, die es braucht, um im Abstiegskampf zu bestehen.

Den zurückhaltenden Nordafrikaner zog es 2018 nach Deutschland. Während seiner Ausbildung bei Siemens Algerien bekam er das Angebot, für mehrere Jahre ins Ausland zu wechseln. So eröffnete sich ihm die Möglichkeit, seine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik in Berlin abzuschließen. Belhadi ergriff die Chance und wagte das Abenteuer Deutschland. Da er Handball spielt seit er elf Jahre alt ist, schloss er sich in Brandenburg dem Handballclub (HC) in Oranienburg, eine kleine Stadt wenige Kilometer nördlich von Berlin, an. Dort spielte er zunächst für die zweite Mannschaft des HC. Später gehörte er zur ersten Mannschaft in der 3. Liga. Da sich seine Einsatzzeiten aber in Grenzen hielten, entschied er sich für ein neues Abenteuer – und zog aus dem Nordosten in den Südwesten der Republik.

In einer Videokonferenz mit VTZ-Teammanagerin Christina Fischer, Vorstandsmitglied Pascal Wenzel und Trainer Philip Wiese überzeugte der Algerier zuerst auf menschlicher – und in einem Probetraining auf sportlicher Ebene. „Wir waren uns schnell einig, dass er eine enorme Verstärkung für unser Team wäre“, sagt Fischer. Und auch der 22-Jährige war von der dem Club aus der Rosenstadt angetan. Belhadi sagt: „Ich hatte noch zwei andere Kontakte. Zu einem Drittligisten und einem Oberligisten. Bei der VTZ hatte ich aber das beste Gefühl.“

Belhadi begann 2011 mit dem Handball. Und feierte in seiner Jugend große Erfolge. 2017 wurde mit den A-Junioren von Nadit Algier algerischer Vizemeister. Ein Jahr später folgte ein noch größerer Wurf. Während man in Deutschland nach der A-Jugend direkt in den Erwachsenenbereich wechselt, gibt es in Algerien noch die Juniorenstufe. Und in dieser U-21-Liga wurde Belhadi mit Natid tatsächlich Juniorenmeister seines Landes.

Für einen jungen Menschen ist es nicht einfach, Heimat und Familie hinter sich zu lassen und sein Glück auf einem fremden Kontinent zu suchen. Doch Belhadi hat rasch Anschluss gefunden. Auch weil er hervorragend Deutsch spricht. Bereits in Algerien besuchte er Deutschkurse. In Berlin intensivierte er seine Bemühungen und erreichte das „C1-Niveau“, das Voraussetzung für die Aufnahme an Universitäten ist. Seine Verbindung in die Heimat ist immer noch eng. „Soweit es klappt, versuche ich zu Weihnachten und auch im Sommer meine Familie und Freunde zu besuchen“, sagt „Abdou“. Sein Lebensmittelpunkt ist aber vorerst Deutschland. Obwohl er seine Ausbildung zum Elektroniker erfolgreich abgeschlossen hat, liebäugelt er damit, umzusatteln. Auf „ein Studium oder eine Ausbildung, die mit dem Sport in Verbindung steht“, so Belhadi.

Auch im Handball hat er sich hohe Ziele gesteckt: „3. Liga oder vielleicht irgendwann sogar ein wenig höher – das wäre ein Traum.“

Dass er mit der VTZ das Ziel Klassenerhalt erreichen wird, steht für den 22-Jährigen außer Frage. „Die Qualität der Mannschaft ist hoch. Ich glaube, dass wir noch viel besser werden.“

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