Südwestderby in der 3. Fußball-Liga Rote Teufel wollen im Hexenkessel cool bleiben

Kaiserslautern · Nach dem Remis im Topspiel gegen den 1. FC Magdeburg wartet auf den Fußball-Drittligisten 1. FC Kaiserslautern das nächste Highlight: Am Sonntag geht‘s – vor 19 000 Fans – zum Südwestderby nach Mannheim. Das seit jeher viel Brisanz verspricht.

 Der 1. FC Kaiserslautern will die Emotionen nicht so hoch kochen lassen wie im Hinspiel gegen die Mannheimer oder zuletzt im Topspiel gegen Magdeburg.

Der 1. FC Kaiserslautern will die Emotionen nicht so hoch kochen lassen wie im Hinspiel gegen die Mannheimer oder zuletzt im Topspiel gegen Magdeburg.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Zwei unfassbar emotionale Südwest-Derbys gegen Waldhof Mannheim hat Marco Antwerpen als Trainer des 1. FC Kaiserslautern bereits erlebt. Das erste gleich zu seinem Debüt als Roter Teufel vor rund einem Jahr. Damals hingen die Pfälzer tief im Tabellenkeller der 3. Fußball-Liga fest. Das 2:0 diente vor allem als Stimmungs-Aufheller. Auch zum Zeitpunkt des turbulenten Hinspiels der laufenden Runde im September lag der FCK als 16. wenig aussichtsreich im Rennen. Doch das extrem brisante Duell der beiden Rivalen war ein Wendepunkt für das Team von Antwerpen. Fünf Monate später, vor dem Rückspiel am Sonntag (14 Uhr/MagentaSport) im Mannheimer Carl-Benz-Stadion, liegen die Pfälzer als Zweiter auf einem direkten Aufstiegsplatz. Waldhof hat als Sechster bei einem Spiel mehr lediglich vier Punkte weniger auf dem Konto. Die Konstellation verspricht erneut einen heißen Tanz. Während es für die Anhänger der beiden Clubs um mehr als nur die drei wichtigen Punkte im Aufstiegskampf geht, bemühen sich die Vereine im Vorfeld darum, die Emotionen im Zaum zu halten.

Zu deutlich sind ihnen womöglich noch die Szenen aus dem denkwürdigen Hinspiel im Gedächtnis. Zwei Rote Karten gegen FCK-Spieler, dazu noch Platzverweise gegen Lauterns Teammanager Florian Dick sowie gegen Waldhofs ehemaligen Geschäftsführer Jochen Kientz brachten beide Teams aus dem Rhythmus.

„Das war schon ein spezielles Spiel“, erinnert sich Antwerpen. „Dass du zwei Rote Karten bekommst und längere Zeit in dieser Unterzahl spielen musst, kommt ja nicht so häufig vor. Normalerweise gehst du aus solchen Spielen als Verlierer vom Platz.“ Doch die Roten Teufel erkämpften sich beim 0:0 einen Punkt. „Es war die Initialzündung – für den Zusammenhalt, den Willen, die Leidenschaft und den Kampf. All das, was man hier in Kaiserslautern sehen will, haben wir auf den Platz gebracht“, erklärt der FCK-Trainer und fügt an: „Das haben die Jungs implementiert und nehmen es in jedes Spiel mit.“ Dass allerdings die Emotionen so hoch kochen wie im Hinspiel, in dem sich der FCK-Trainer heftig über den Unparteiischen ärgerte, das wolle er mit seinem Team diesmal vermeiden. Vielmehr müsse man daraus lernen, betont der 50-Jährige. „So wie das Spiel abgelaufen ist – diesen Schuh müssen wir uns auch anziehen – ist es absolut drüber gewesen“, macht Antwerpen klar, dass der FCK das Südwestderby am Sonntag anders angehen wird. „Wir wollen uns auf uns konzentrieren, guten Fußball spielen und diese Situationen komplett vermeiden.“ Das sei „extrem wichtig“ für das eigene Spiel.

Auch von den möglicherweise überkochenden Emotionen der 19 000 zugelassenen Zuschauer – rund 2000 davon aus Kaiserslautern – für die es um mehr als die drei Punkte geht, will sich keine der beiden Mannschaften anstecken lassen. Die Roten Teufel wollen im Hexenkessel cool bleiben. Ebenso wie der Gegner: „Die Aufgabe für uns wird es sein, die nötige Gelassenheit zu finden, uns im Vorfeld nicht so viel aufzuregen“, mahnt Marc Schnatterer, Mannheims Taktgeber im Mittelfeld. Antwerpen freut sich dennoch, dass die Stadien pünktlich zu dem Südwest-Duell wieder voller werden. „Es ist vor allem schön, dass 1900 Fans von uns dabei sind, die für Stimmung sorgen werden. Das pusht uns.“

Wie schon der Gedanke an das Derby an sich, wie Antwerpen mit einem Lachen erzählt. „Vor diesen Spielen müssen wir zur Motivation rein gar nichts mehr machen. Da brauchst du keine psychologischen Kniffe mehr.“

Neben den Langzeitverletzten fehlt dem FCK am Sonntag der gelbgesperrte René Klingenburg. Ob Alexander Winkler und Daniel Hanslik, die wieder ins Training eingestiegen sind, im Kader stehen werden, ließ Antwerpen offen. Der 50-Jährige kann vor dem Duell des Zweiten gegen den Sechsten keinen Favoriten ausmachen. „Die gibt es in Derbys nicht. In solchen Partien ist immer vieles möglich, da geht es nicht darum, wer wo in der Tabelle steht. So ein Spiel will jeder gewinnen.“ Die Chance dazu hätten auch die Mannheimer, die ihre Heimspiele „in aller Regelmäßigkeit gut bestreiten und nicht umsonst im oberen Tabellendrittel stehen“.

Dennoch wächst bei Waldhof derzeit die Unruhe. In der Rückrunde konnten die Blau-Schwarzen, die vor der Saison die Rückkehr in die 2. Bundesliga als Ziel ausgaben, bislang nur zwei Siege und acht Zähler einfahren. „Fakt ist, dass der Start nach der Winterpause inhaltlich und hinsichtlich der Punktausbeute durchwachsen war“, sagte Geschäftsführer Tim Schork kürzlich. Er ist darum bemüht, Ruhe auszustrahlen. Ein Derbysieg würde ihm und Trainer Patrick Glöckner helfen. Zumal es aus Mannheimer Sicht nach fast 26 Jahren (2:0 im Zweitliga-Spiel der Saison 1996/97) ohne Erfolgserlebnis gegen den FCK auch mal wieder an der Zeit wäre, dem ungeliebten Rivalen eine Niederlage zuzufügen, findet Waldhof-Spieler Marco Höger. In den bisherigen fünf Drittliga-Aufeinandertreffen haben die beiden allerdings gleich vier Mal die Punkte geteilt.

Ob nun der Druck bei den Pfälzern, die Platz zwei verteidigen oder den Mannheimern, die zu Hause spielen und oben dran bleiben wollen, größer ist, „ist völlig egal“, betont Antwerpen: „Es geht hier um drei Punkte – die wollen wir holen.“ Womöglich würden dann sogar doch noch die Gefühle mit dem FCK-Trainer durchgehen.

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