"Land hat Investition erst möglich gemacht" Landesregierung zahlt 1,4 Millionen Euro Miete

Saarbrücken. Wo der Bildungsminister ab dem Frühjahr seine Gäste empfangen will, herrscht jetzt noch gähnende Leere. Die Kälte zieht an diesem Tag durch die alte Hauptpost. Dass hier in ein paar Monaten ein ganzes Ministerium einziehen soll, ist kaum vorstellbar. Patrick Müller, einer der Geschäftsführer der Munitor Objekt Innenstadt GmbH und Co

Saarbrücken. Wo der Bildungsminister ab dem Frühjahr seine Gäste empfangen will, herrscht jetzt noch gähnende Leere. Die Kälte zieht an diesem Tag durch die alte Hauptpost. Dass hier in ein paar Monaten ein ganzes Ministerium einziehen soll, ist kaum vorstellbar. Patrick Müller, einer der Geschäftsführer der Munitor Objekt Innenstadt GmbH und Co. KG, die Eigentümerin der alten Hauptpost ist, wartet sehnsüchtig auf die ersten Fenster, die im Dezember geliefert werden sollen.

Deshalb zeigt er beim Rundgang durch das Gebäude lieber das, was schon fertig oder abgerissen ist. Die Bauarbeiten am Dach seien weit fortgeschritten, auf der Seite Richtung Bahngleise - ganz in der Nähe des künftigen Ministerbüros - sei die Stahlkonstruktion schon fertig, berichtet Müller. Derzeit seien zwischen 20 bis 30 Arbeiter auf der Baustelle, während des Innenausbaus sollen es dann hundert sein. Der soll Anfang 2013 beginnen.

Müller ist froh, dass er vom Bildungsministerium den Zuschlag erhalten hat. Die Landesregierung habe öffentlich ausgeschrieben, dass sie ihre Heimat in dem Gebäude in der Hohenzollernstraße verlassen muss, weil dieses saniert wird und suchte eine neue Bleibe. Die Objektgesellschaft habe das günstigste Angebot abgegeben, sagt Maurer: "Das Ministerium hat die Investition erst möglich gemacht."

20 Millionen Euro wird sich die Munitor-Gruppe die Sanierung kosten lassen. Nach Angaben Maurers wird die Landesregierung die alte Hauptpost, die jahrelang vergammelte, komplett mieten. Auf der Seite Richtung Trierer Straße soll ein Restaurant einziehen, wo die Ministeriumsmitarbeiter künftig ihre Mittagspause verbringen. Heute dominieren an der Stelle kahle Wände. Über eine Million Euro Miete wird die Landesregierung jährlich an den Investor überweisen. Der Vertrag läuft fünf Jahre, sagt Müller.

Den Einwand, die öffentliche Hand greife der Munitor-Gruppe also kräftig unter die Arme, kontert er so: "Wir helfen auch der öffentlichen Hand." Die Mitbewerber hätten vom Land eine höhere Miete gefordert. Auch die Stadt profitiere von der Investition, denn das gesamte Gebiet werde aufgewertet.

300 Einzel- und Doppelbüros werden hier auf 10 000 Quadratmetern entstehen. Müller verspricht eine Top-Qualität. Die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen habe ihm bereits ein Zertifikat in Silber verliehen, das er stolz präsentiert. Von dem denkmalgeschützten Gebäude, das 1928 entstand, ist er begeistert: "Das ist der perfekte Standort." Die Saarbahn-Haltestelle ist quasi vor der Haustür und die Deutsche Bahn gleich um die Ecke. Müller versichert, die Zusammenarbeit mit den Denkmalschutzbehörden klappe gut. Die Fassade muss erhalten werden, das gelte auch für die Sprosseneinteilung der Fenster. Hat er keine Angst, dass das Bildungsministerium nach fünf Jahren wieder zurück ins alte Gebäude zieht? Der Geschäftsführer verweist darauf, dass er problemlos die Zwischenwände ausbauen könne, wenn ein neuer Mieter das wünsche. Dann entstünden Großraumbüros. Er sei zuversichtlich, neue Mieter zu finden.

Jetzt gilt es aber erstmal, bei der Sanierung Gas zu geben. Müller denkt aber schon weiter. Er kann sich vorstellen, auf dem Gelände noch ein Gebäude hochzuziehen. Wenn er dafür Mieter finde, werde auch noch ein Parkhaus entstehen. 100 Parkplätze stünden aber auf jeden Fall für die Ministeriums-Mitarbeiter zur Verfügung, erklärt Müller. Dort wird dann sicher auch Platz für Bildungsminister Ulrich Commerçon und seine Gäste sein. Die könnten im Sommer dann auch einen Kaffee auf dem Platz vor der alten Hauptpost genießen - wenn die Stadt ihn denn renoviert. Saarbrücken. Der Umzug des Bildungsministeriums, der für April 2013 geplant war, wird sich leicht verzögern. Das teilt das Finanzministerium mit. Schuld daran seien notwendige Abstimmungen zwischen der Munitor-Objektgesellschaft und der Denkmalschutzbehörde wegen der Fenster. "Der Vermieter hat den Termin, zu dem das Gebäude bezugsfertig ist, zwölf Wochen vorher mitzuteilen. Es bleibt dem Ministerium für Bildung und Kultur also genügend Zeit, den Umzug zu planen", erklärt Stienke Kalbfuss, Pressesprecherin des Finanzministeriums. Die jährliche Miete beträgt 1,4 Millionen Euro inklusive der Heizkosten. Das Unternehmen habe den Zuschlag erhalten, weil es das günstigste Angebot abgegeben habe. Wann die Sanierung des Ministeriumsgebäudes in der Hohenzollernstraße beginnt, und was die Sanierung kostet, konnte Kalbfuss noch nicht sagen. Die technischen Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen. Ob das Bildungsministerium wieder in das sanierte Gebäude zurückkehrt, das dem Land gehört, stehe auch noch nicht fest. Die Landesregierung habe sich das Recht vorbehalten, den Mietvertrag zu verlängern. sm

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