Krise treibt Arbeitslosenzahl hochDrei Viertel der Arbeitslosen suchen schon lange eine Stelle

Regionalverband. Im Januar ist die Arbeitslosigkeit im Regionalverband stark gestiegen. Das steht im gestern vorgelegten Bericht der Agentur für Arbeit. Sie registrierte 17 350 Menschen ohne Job. Das sind 1450 mehr als im Dezember und 580 mehr als vor einem Jahr. Und das bedeutet einen Anstieg um 3,5 Prozent

Regionalverband. Im Januar ist die Arbeitslosigkeit im Regionalverband stark gestiegen. Das steht im gestern vorgelegten Bericht der Agentur für Arbeit. Sie registrierte 17 350 Menschen ohne Job.

Das sind 1450 mehr als im Dezember und 580 mehr als vor einem Jahr. Und das bedeutet einen Anstieg um 3,5 Prozent. Aussagekräftiger für die Lage auf dem Stellenmarkt ist die deutlich höhere Zahl der 31 111 Arbeitsuchenden. Das sind genauso viele wie im Dezember 2009 (zum Unterschied zwischen Arbeitslosen und Arbeitsuchenden siehe Infokasten).

Die Arbeitslosenquote lag im Januar bei 10,7 Prozent (2009: 10,3 Prozent). "Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar ist jahreszeitlich zwar üblich, allerdings ist er höher ausgefallen als vor einem Jahr", sagt Hans-Hartwig Felsch, der Leiter der Agentur für Arbeit Saarland.

Seine Mitarbeiter hatten im Januar deutlich mehr Kunden, die sich arbeitslos melden mussten, weil ihnen gekündigt worden war. Sie kamen vom so genannten ersten Arbeitsmarkt. Die Kündigungen hatten zum einen mit dem strengen Winter zu tun. Andererseits nutzten viele Betriebe das Quartalsende, um Mitarbeiter zu entlassen. Hinzu kam, dass Firmen befristete Verträge nicht verlängerten, die zum Jahresende ausliefen. In den vergangenen vier Wochen haben sich im Regionalverband 1430 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, die unmittelbar vorher noch eine Stelle hatten. Das sind 540 mehr als im Dezember. Kündigungen gab es der Agentur zufolge vor allem im verarbeitenden Gewerbe, auf dem Bau sowie im Gesundheits- und Sozialwesen.

Während also in wichtigen Branchen viele Stellen weggefallen sind, ist anderswo die Bereitschaft gesunken, noch Leute einzustellen. "Es wird für den Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Arge immer schwieriger, Menschen eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln", heißt es denn auch im Bericht der Agentur.

Am stärksten von Arbeitslosigkeit betroffen bleiben die Männer. Ihre Zahl war gegenüber Dezember um 900 auf 9730 gestiegen. Das bedeutet eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr von 5,5 Prozent. Bei den Frauen ist die Zahl der gemeldeten Personen um 550 auf 7620 gestiegen, ein Prozent mehr als im Januar 2009.

Besonders schwer haben es in der aktuellen Wirtschaftskrise Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Im Regionalverband waren das im Januar 9460 Personen. Das sind 54,5 Prozent aller Arbeitslosen. Bei den Jüngeren unter 25 Jahren lag der Anteil sogar noch höher: Von den 1500 arbeitslos gemeldeten jungen Frauen und Männern, 110 mehr als im Dezember, hatten 955 (63,6 Prozent) keinen Berufsabschluss.

Aber auch Akademiker bleiben von der Krise nicht verschont. Im Januar waren 860 Akademiker arbeitslos gemeldet, 260 oder 42,5 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Regionalverband. Die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften ist erneut gesunken. Im Januar meldeten Firmen im Regionalverband 480 neue Stellen für eine ungeförderte Beschäftigung. Das sind 30 weniger als im Dezember. Ende des Monats waren noch 1380 Stellen zu haben. Gesucht werden vor allem Verkaufsförderer, Elektroinstallateure, Erzieher und Fachschullehrer. Auch für Zentralheizungs- und Lüftungsinstallateure, Bürofachkräfte und Altenpflegepersonal sowie für Hotel- und Gaststättenpersonal sind noch viele freie Stellen gemeldet.

Am stärksten gestiegen ist die Arbeitslosigkeit in der Hauptagentur. Sie besteht aus Saarbrücken und Kleinblittersdorf. Dort waren im Januar 11 720 Frauen und Männer ohne Beschäftigung. 900 mehr als im Dezember und rund 600 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote war in der Landeshauptstadt und an der Oberen Saar mit 12,9 Prozent die höchste im Saarland. Die vielen Entlassungen in den zurückliegenden Wochen haben die Zahl der Arbeitslosen stark steigen lassen, für die die Agentur für Arbeit zuständig ist. Diese Männer und Frauen beziehen Arbeitslosengeld I. Im Januar waren im Regionalverband bei der Arbeitsagentur 4500 Personen gemeldet, 14,8 Prozent mehr als im Dezember. Im Vorjahresvergleich ist die Arbeitslosigkeit in diesem Personenkreis um 3,4 Prozent gesunken.

Schlechter sieht es bei der Arge aus. Sie betreut drei Viertel aller Arbeitslosen im Regionalverband. Viele suchen schon lange eine Stelle. Für 12 840 Personen war die Arge im Januar zuständig. Das sind 7,2 Prozent mehr als im Dezember, 6,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. ole

"Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar ist höher ausgefallen als vor einem Jahr."

Hans-Hartwig Felsch,

Leiter der Agentur für Arbeit Saarland

Stichwort

Arbeitslose und Arbeitsuchende sind zwei Begriffe, die in der Sprache der Bundesagentur für Arbeit (früher Arbeitsamt) eine genau definierte Bedeutung haben - und diese amtliche Bedeutung unterscheidet sich stark von dem, was die Bürger unter beiden Begriffen verstehen.

Als Arbeitslose bezeichnet die Agentur jene Menschen, die keinen Job haben, sich bei der Agentur offiziell als "Arbeit suchend" gemeldet haben und die der Agentur permanent nachweisen, dass sie beständig Bewerbungen verschicken und Vorstellungsgespräche absolvieren.

Als Arbeitsuchende bezeichnet die Agentur mehrere Gruppen: erstens die Gruppe der oben definierten Arbeitslosen; zweitens Leute, die noch einen Job haben, die aber schon entlassen sind und nur noch ihre Kündigungsfrist abarbeiten; drittens Leute, die als Selbstständige Geld verdienen, aber gleichzeitig nach einer Anstellung suchen; viertens Leute, die Grundsicherungs-Geld bekommen und von der dafür zuständigen Stelle als "erwerbsfähige Hilfebedürftige" eingestuft werden.

Wenn also die Agentur für Arbeit von Arbeitslosen spricht, dann meint sie immer ausschließlich Menschen, die gemäß Agenturvorschrift nachweislich und konsequent Arbeit suchen, weil sie sonst nämlich kein Geld von der Agentur bekommen. fitz

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