Frühe Hilfe für Mütter und Kinder

Alt-Saarbrücken. Manchmal reichen ein paar Isomatten, ein kleiner Spielzeug-Herd und ein Gummi-Plantschbecken, um Krippenatmosphäre zu schaffen. Die Kinder laufen an diesem Dienstagmorgen übermütig kreuz und quer, die Mütter schauen ihnen zu oder reden miteinander. Martina Brämer, 19, ist eine von ihnen

Alt-Saarbrücken. Manchmal reichen ein paar Isomatten, ein kleiner Spielzeug-Herd und ein Gummi-Plantschbecken, um Krippenatmosphäre zu schaffen. Die Kinder laufen an diesem Dienstagmorgen übermütig kreuz und quer, die Mütter schauen ihnen zu oder reden miteinander. Martina Brämer, 19, ist eine von ihnen. Sie kommt gern in den Saal im ersten Stock des Montessori-Kinderhauses in der Moltkestraße und wohnt ganz in der Nähe, erzählt sie. Bereits als ihr Sohn Joel-Martin zwei Monate alt war, habe sie von dem Angebot des Stadtteilbüros Alt-Saarbrücken erfahren. Jetzt ist der Kleine ein Jahr alt. Das Wichtigste ist für Brämer, dass sich ihr Sohn hier wohlfühlt. Die Leute vom Stadtteilbüro seien klasse, meint die junge Mutter: "Mit denen kann man über alles reden."

Eine andere Mutter findet die Treffen einmal in der Woche ebenfalls gut. Denn ein Platz in einer normalen Krippe sei sehr teuer. Viele Mütter hätten schon Freundschaften geschlossen und treffen sich auch außerhalb der Gruppe. Genau das wollen die Gruppenleiterin Katja Binkle, Thomas Hippchen, Chef des Stadtteilbüros, und seine Mitarbeiterin Lea Schröder erreichen. Vor dem Hintergrund des jüngsten Falls eines Kindes, das Anfang Januar in Alt-Saarbrücken gefunden wurde und stark unterernährt war (die SZ berichtete), seien die Krabbelgruppe und das Projekt gegen Kinderarmut des Stadtteilbüros besonders wichtig, erklärt Thomas Hippchen: "Wir wollen ein lückenloses Hilfesystem aufbauen."

Das beginne schon mit der Beratung von Schwangeren. Wenn nach der Geburt des Kindes die Betreuung durch eine Hebamme ausläuft, holen die Mitarbeiter des Stadtteilbüros die Mütter notfalls zuhause ab und bringen sie zur Krabbelgruppe. Denn manche Mütter hätten Hemmungen, dorthin zu gehen, und seien unsicher. Deshalb dauerte es zwei Jahre, bis die Frauen das Angebot annahmen, sagt Hippchen. "Es kamen nur wenige, das war nicht anonym genug." Jetzt machen zehn bis zwölf Mütter mit. "Die sollen positive Erfahrungen sammeln und einfach das Gefühl haben: Ich bin eine gute Mutter", erklärt Binkle.

Reicht es denn, wenn die Mütter und Kinder sich einmal pro Woche treffen? Hippchen: "Wenn wir merken, das wir mehr machen müssen, weiten wir das Angebot aus." Ziel des Stadtteilbüros ist, dass die Mütter ihren Nachwuchs später in den Kindergarten bringen. Wenn sich die Frauen auch in der Freizeit treffen, falle zudem auf, wenn eine Mutter mal länger nicht mehr in die Gruppe kommt. Hippchen: "Wir wollen früh erkennen, wenn sie Schwierigkeiten haben." Das soll Fälle wie das des fast verhungerten Kindes verhindern.

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