Kinder staunen über „brummendes“ und „jaulendes“ Instrument

Saarbrücken · Kerstin Klaholz und Helmut Eisel schilderten Erst- und Zweitklässlern im Rahmen von „Rhapsody in school“ ihren ganz persönlichen Weg zur Musik. Die Kinder durften auch selbst Töne produzieren.

 Helmut Eisel erklärt in der Grundschule Folsterhöhe ganz genau, wie man ein Instrument zum Klingen bringt. Foto: Astrid Karger

Helmut Eisel erklärt in der Grundschule Folsterhöhe ganz genau, wie man ein Instrument zum Klingen bringt. Foto: Astrid Karger

Foto: Astrid Karger

"Wie heißt Du?", fragt das Kind. "Helmut", antwortet der Mann. "Echt? Ich auch." Auch das Instrument des Mannes rief Erstaunen hervor. Was das denn sei, fragte schon auf dem Flur ein Mädchen, als es die Klarinette sah. Die Kinder der Grundschule auf der Folsterhöhe hatten viele Fragen in dieser ungewöhnlichen Schulstunde.

Zwei Musiker zum Anfassen waren zu Besuch gekommen, mitgebracht hatten sie ein "brummendes" und ein "jaulendes" Instrument. Sie erzählten den Erst- und Zweitklässlern ihren ganz persönlichen Weg zur Musik . "Uns geht es darum zu zeigen, wie schön es ist, wenn Musik ein Teil vom Leben ist", formuliert Kerstin Klaholz. Sie wolle vermitteln, wieviel Leidenschaft und Freude beim Musizieren entstehen könne, wie hoch der Lohn der Mühe des Übens sei. Berührungsängste nehmen, Hemmschwellen abbauen, all das will "Rhapsody in school", ein Konzept, das der Pianist Lars Vogt vor etwa zehn Jahren formulierte und für das er unter Kollegen sofort Mitstreiter fand: Musiker , die in ihrer Freizeit ehrenamtlich in Schulen gehen, um ihre Kunst zu zeigen.

Helmut Eisel entlockt seiner Klarinette erst leise, dann schrillere Töne. Das klinge, "als würde ein Affe schreien", befindet ein junger Zuhörer. Was Kontrafagott (Kerstin Klaholz) und Klarinette dann im Zusammenspiel zu erörtern haben, ist für die Kinder leicht interpretierbar: "Sie haben gestritten, sich dann wieder vertragen." Die Neugierde ist schnell geweckt, Fragen werden gestellt, manche Antwort - "die Luft gerät in Schwingung, das erzeugt die Töne" - bleibt vermutlich rätselhaft. Aber hier geht es nicht um Theorie, die Kinder dürfen selbst an die Instrumente. Ein Teil der Kinder hatte schon eine Rechenarbeit geschrieben, viele sehen müde aus, dennoch hören sie aufmerksam zu, melden sich zu Wort und stehen artig an, um auch mal ins Mundstück zu blasen, einen Klang mit diesen doch recht komplizierten Blasinstrumenten zu erzeugen. Geduldig erklärt Helmut Eisel, wie das mit der Klarinette gelingen kann und erntet ehrfürchtige und stolze Blicke aus Kinderaugen. Eisel hatte einen Großvater, der ihn ans Klarinettespielen brachte, er wuchs im Umfeld von Musikvereinen auf. "Findet, was Euch Freude macht, das wird es dann ein Leben lang", lautet in etwa seine Botschaft. Bestehende Traditionen und Kulturtechniken können nur weiterleben, wenn die Erwachsenen sich um die Kinder kümmern. Das Kollegium der Grundschule Folsterhöhe hatte im November schon die Geigerin Hyeyoon Park eingeladen, bei dieser Aufgabe tatkräftig mitzuwirken.

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StichwortDie Rhapsodie war im antiken Griechenland eine von wandernden Musikern vorgetragene Dichtung. Heute ist damit in der Musik vor allem die freie Form gemeint. Beides trifft auf die Ehrenamtlichen von "Rhapsody in school" zu. Sie sind frei in ihrem Tun, möglichst persönlich sollte es sein, und sie wandern. Über 470 Schulen, von der Grundschule zum Gymnasium, haben sie bis heute besucht, um von der Schönheit der Musik zu künden. 240 Musikerinnen und Musiker sind registriert. Die Termine für die Schulbesuche werden von Projektmanagern vor Ort bundesweit organisiert. 2014 erhielt "Rhaposody in school" den Echo-Klassik-Preis. askRhapsody-in-school.de

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