Deutsch-französisches Roadmovie

Saarbrücken · Hat Frankreich nicht das bessere Wetter, Deutschland dafür die besseren Autos? Die Comickünstler Flix und Bernd Kissel spielen in 24 Schwarz-Weiß-Episoden gekonnt mit Klischees der ungleichen Nachbarn.

 Mit diesem farbigen Plakat wirbt Bernd Kissel für den Schwarz-Weiß-Comic. Foto: Kissel

Mit diesem farbigen Plakat wirbt Bernd Kissel für den Schwarz-Weiß-Comic. Foto: Kissel

Foto: Kissel

In diesem Jahr wimmelt es nur so von Projekten, die sich bemühen, aus dem 50. Jubiläum des Elysée-Vertrags kreative Funken zu schlagen. Da wollte, wie man derzeit in der Saarbrücker Stadtbibliothek sehen kann, auch das rührige Goethe-Institut in Nancy nicht nachstehen. Es hatte eine gute Idee. Es gab dem Comic-Zeichner Flix alias Felix Görmann den Auftrag, sich zum Thema deutsch-französische Freundschaft einen Comic-Strip einfallen zu lassen. Unverkrampftheit und Humor waren damit schon mal garantiert. Der gebürtige Münsteraner, der an der Saarbrücker Kunsthochschule studierte und seine ersten Zeichnungen in der Saarbrücker Zeitung publizierte, hat gerade wieder mal den Erlanger Max-und-Moritz-Preis für den besten Comic-Strip bekommen.

Noch einen Kick origineller geriet das Projekt, weil der vielgefragte Wahl-Berliner keine Zeit hatte, selbst zu zeichnen und deshalb seinen alten saarländischen Freund und Kollegen Bernd Kissel, den Zeichner der "Saarlegenden", hinzuzog. Gemeinsam schufen sie die Geschichte einer nicht ganz freiwilligen deutsch-französischen Begegnung als Roadmovie: Ein Streik am Flughafen Bordeaux nötigt einen jungen Deutschen und eine junge Französin, sich das letzte freie Mietauto nach Berlin zu teilen. Unterwegs kriegen sich Friedrich von Stein und Pascale Depardieu, die beiden Helden, mitunter ganz schön in die Haare. Hat Frankreich nicht das bessere Wetter, Deutschland die besseren Autos? Sind die Deutschen nicht humorlos, die Franzosen im Stau viel entspannter? Genüsslich lassen Flix und Kissel in 24 Schwarz-Weiß-Episoden allerlei Klischees und Vorurteile aufeinanderprasseln - um sie sogleich in einer Pointe ironisch zu wenden.

Die Ausstellung im Untergeschoss der Stadtbibliothek zeigt nicht nur alle 24 Folgen von "Rendezvous à Berlin", sie dokumentiert auch einige Vorstufen, die die Vorgehensweise von Flix und Kissel verdeutlichen. Die Grundkonstellation und den Handlungsbogen haben sich die beiden vorab gemeinsam überlegt. Während Flix den Inhalt jeder Folge zunächst in vier "Scribbles", Kritzelskizzen, festlegte, übernahm Kissel die zeichnerische Ausarbeitung. Er skizziert seine typischen Spitznasen-Figuren samt Sprechblasen zunächst mit Bleistift. Am Leuchttisch entwerfe er dann über der Skizze die endgültige Tuschezeichnung, die er in den Computer einscanne und mit Schatten und Text versehe, erläuterte Kissel am Dienstag bei der Vernissage, bei der nur zwei Wünsche offenblieben: Für Kissel ein Verleger, der "Rendezvous à Berlin" als Buch herausgibt. Für Bibliotheksleiterin Karin Lauf-Immesberger wiederum eine Saar-Inititative, die die vom Goethe-Institut erstellten Schautafeln des Comics für Schulen samt pädagogisch-didaktischer Begleitmaterialien ins Saarland bringt, um sie hier im Unterricht einzusetzen.

Ausstellung: bis 1. Juni.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort