Baustellen-Flair für den Minister

Saarbrücken · Schlimm sieht die neue Vorzeigeadresse der Landesregierung aus. Wasser läuft ins neue Kultusministerium und auf dem Vorplatz wird nach Erdwärme gebohrt. Ob Baumängel vorliegen, ist noch nicht geklärt.

 Auf dem Parkplatz des Kultusministeriums, der ehemaligen Saarbrücker Hauptpost in der Nähe des Hauptbahnhofs, wird nach Erdwärme gebohrt. Fotos: Oliver Dietze

Auf dem Parkplatz des Kultusministeriums, der ehemaligen Saarbrücker Hauptpost in der Nähe des Hauptbahnhofs, wird nach Erdwärme gebohrt. Fotos: Oliver Dietze

Gut, dass der Kultusminister derzeit in Urlaub ist. Aber auch seine Staatssekretärin könnte Staatsbesuch bekommen, ins neue Domizil an der Trierer Straße in Saarbrücken . Man sieht das Szenario vor sich: Wie Männer in dunklen Anzügen schweren Limousinen entsteigen, um dann plötzlich auf dem Vorplatz des Ministeriums wie Hasen über teichartige Pfützen hüpfen, während sich ihr Schuhwerk mit Schlamm vollsaugt. Dazu dröhnende Bohrmaschinen. Die Szene wäre etwas für die satirische "Heute Show": So dreckig geht es Saar-Ministern.

Eine Million Euro Jahresmiete

Wahr ist: Der Parkplatz des im April bezogenen neuen Kultusministeriums im Denkmal Alte Post ist immer noch eine Baustelle. Schlimmer noch: eine Müllkippe. Hinter einem krumm und schief getretenen Draht-Bauzaun, der den Bürgersteig vom Eingangshof des Gebäudes trennt, lagern mehrere Bauschutt-Hügel.

Das also ist der "Empfangsbereich" des Kultusministeriums? Die Immobilie gehört der Saarbrücker Firma Munitor. Die hat die Bauruine gerettet, sie für rund 20 Millionen Euro komplett saniert. Das Gebäude soll bis zu 95 Prozent durch Erdwärme beheizt werden. Für fünf Jahre hat die Landesregierung 8500 Quadratmeter für rund eine Million Euro Jahresmiete angemietet. Doch läuft da offensichtlich gerade mal wieder etwas schief mit einem Großbau. Von Ministeriumsmitarbeitern hört man Folgendes: An acht Stellen würden seit etwa 16 Tagen Erdwärmebohrungen durchgeführt. Außerdem laufe seit Wochen Wasser in den Keller und auch in den Schacht eines Aufzugs, der dadurch unbenutzbar sei. Entfeuchter seien im Dauereinsatz. Außerdem funktioniere die Klimatisierung (Be- und Entlüftung) nicht optimal, weshalb es in manchen Räumen unerträglich heiß werde. Sind dies nun juristisch gesehen Baumängel oder nur die üblichen Startprobleme? Trotz mehrmaliger Anfrage war dazu von dem für die Immobilie zuständigen Finanzministerium keine dezidierte Auskunft zu erhalten. Für den Mieter, die Betroffenen im Kultusministerium, erklärt Kultus-Staatssekretärin Andrea Becker (SPD ): "Natürlich stellen die Bohrungen eine Beeinträchtigung dar. Wir haben erreicht, dass sie zumindest teilweise in den Herbstferien erfolgen, in denen sich viele im Urlaub befinden."

Was sagt Munitor zur Immer-noch-Baustelle Alte Post? Geschäftsführer Patrick Müller erklärt die verspäteten Erdwärmebohrungen mit den Verzögerungen, die sich insgesamt ergeben hätten. Bekanntlich musste der Umzug des Ministeriums drei Mal verschoben werden. "Wir können die Außenanlagen erst gestalten, wenn die Bohrungen abgeschlossen sind", so Müller. So lange sei eben Baustelle. Die spätere Herrichtung des Parkhofes sei kein Baumangel, sie sei ausdrücklich eine Option im Vertrag. "Für uns hatte die Baustelle im Haus Vorrang", sagt Müller.

"Keine Baumängel "

 So sieht derzeit der Eingangsbereich des Ministeriums aus.

So sieht derzeit der Eingangsbereich des Ministeriums aus.

Den Wasserschaden im Keller hält er lediglich für eine der "Überraschungen", die sich oft bei alten Gebäuden ergäben: "Kein Gebäude funktioniert bei der Übergabe zu hundert Prozent." Erstmals beim Starkregen im Juli sei der Aufzugsschacht voll Wasser gelaufen und fülle sich immer wieder. "Bis dato wissen wir nicht, warum. Aber wir werden es herausfinden", so Müller. In der Sache gebe es bereits "Schriftverkehr" wegen Mietminderung mit dem Finanzministerium. Mehr will Müller nicht sagen. Auch nicht über die Konventionalstrafe, die unabhängig davon womöglich auf ihn zukommt, wegen der Umzug-Verzögerungen. 500 000 Euro sollen dies mindestens sein. Auch wurde im Finanzministerium eine Schadenersatz-Klage geprüft. Näheres war gestern aus dem Finanzministerium dazu nicht zu erfahren. Ein Prozess soll noch nicht anhängig sein.

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