„Wir sind nicht nur für die guten Zeiten da“

Saarbrücken · Der neue Direktor Bruno von Lutz will die Kontakte zwischen dem Deutsch-Amerikanischen Institut und der Uni sowie der Wirtschaft verstärken. Dafür verschiebt er sogar seinen Ruhestand.

 Bruno von Lutz an seinem Arbeitsplatz in Saarbrücken. Foto: Iris Maurer

Bruno von Lutz an seinem Arbeitsplatz in Saarbrücken. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Es gibt einfachere Aufgaben, als ausgerechnet in einer schweren Krise der deutsch-amerikanischen Beziehungen Direktor eines Deutsch-Amerikanischen Instituts (DAI) zu sein. Im Verhältnis der beiden Nationen gebe es regelmäßig Höhen und Tiefen, sagt Bruno von Lutz, der neue Direktor des DAI in Saarbrücken . "In den letzten zwei Jahren gab es ein paar Irritationen wegen amerikanischer Internet-Aktivitäten und Abhörskandale." Ihm gehe es darum, "gegenseitiges Verständnis zu wecken, aber auch Sachen kritisch zu begleiten. Wir sind nicht nur für die guten Zeiten da."

Eigentlich sollte der Akademische Direktor für britische und amerikanische Literatur und Kultur an der Saar-Uni am 1. Oktober in den Ruhestand gehen, doch seit einer Woche widmet sich von Lutz nun der neuen Aufgabe beim DAI, in die er viel Herzblut und neue Ideen stecken will. Zudem wird der 65-Jährige anders als ursprünglich geplant ein weiteres Semester an der Universität lehren. Von Lutz übernimmt von Werner Kremp, der das DAI im Juli aus gesundheitlichen Gründen verlassen musste, "ein gut bestelltes Haus". "Er hat das Institut umgekrempelt und viel Neues eingeführt", sagt von Lutz. Dazu gehörten Musikveranstaltungen und Vortragsreihen etwa zu amerikanischen Fernseh-Serien, die auch verstärkt Jüngere angesprochen haben. Dies gelte es weiterzuführen.

Doch will der in Bozen als Sohn eines Südtirolers und einer Saarländerin geborene Bruno von Lutz eigene Akzente setzen. Zum einen will er die Zusammenarbeit zwischen Saar-Uni und DAI ausdehnen. Er kann sich vorstellen, auf dem Campus einen konsularischen Sprechtag für Visumsfragen anzubieten - hier bestehe bei Studierenden mit Auslandsplänen großes Interesse. Auch sei denkbar, einen Preis für Abschlussarbeiten, die sich mit Amerika befassen, auszuloben. Studierende könnten auch über ihre Projekte in einem DAI-Vortrag referieren.

Auch die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft will er vorantreiben. Hier denkt er zum einen an Vorträge über amerikanische Wirtschaftspolitik, die Struktur von US-Firmen sowie das amerikanische Rechtssystem, aber auch interkulturelle Trainings. "Wie verhandelt man mit Amerikanern und welche kulturellen Unterschiede kommen dabei zum Tragen?", sagt von Lutz. So unterschieden sich die Auffassungen zur Privatsphäre zwischen Deutschen und Amerikanern enorm. Die Zusammenarbeit mit den Schulen will er ausbauen.

Bruno von Lutz hat nach seinem Studium (Anglistik, Amerikanistik und Sport) in Saarbrücken selbst einige Zeit in den Vereinigten Staaten gelebt. Als Gastprofessor lehrte er englische Literatur an der University of Missouri/Columbia sowie an der Rice University im texanischen Houston. In seiner Arbeit beschäftigt er sich mit der Entwicklung der amerikanischen Verfassung und der Einwanderung sowie zeitgenössischer amerikanischer Literatur . Im DAI, das sich über staatliche Zuschüsse und Spenden finanziert, war er viele Jahre Schatzmeister und leitete die Literatur-Akademie.

dai-sb.de

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