Neue Ideen in der Krise Übers Parkett schweben statt kleben

Bexbach · Kreative Idee in der Corona-Krise: Richard Hinsberger aus Bexbach, Inhaber des Tanzlokals „Funz’l“, hat einen Tanz-Sneaker auf den Markt gebracht.

 Schuhwerk im Praxistest: Sarah Eiden und Richard Hinsberger

Schuhwerk im Praxistest: Sarah Eiden und Richard Hinsberger

Foto: Richard Hinsberger

Krisen fördern manchmal großes kreatives Potenzial zutage. In diesem speziellen Fall ging die Idee vom Kopf sozusagen direkt an die Füße.  Der kreative Kopf gehört Richard Hinsberger, der vor einem Jahr die Bexbacher „Funz’l“ übernommen hat und aus der Traditionsgaststätte ein Tanzlokal machte. Die Idee: Tanz-Sneakers!  Das Produkt: ist seit einer Woche auf dem Markt.

Wie es dazu kam? Hinsberger, seit seiner Jugendzeit „tanzbegeistert“, arbeitete in Tanzschulen in Saarbrücken, Neunkirchen und Homburg. Und wollte dann seinen eigenen Weg gehen. „Mir ging es weniger darum, vorgegebene Schritte und Folgen zu lernen beziehungsweise sie anderen beizubringen.  Mir war vielmehr wichtig, dass die Leute gerne tanzen, sich wohlfühlen, einen entspannten Abend verbringen.“  In seinem Lokal kann er dieses Konzept umsetzen.

Während der Corona-Pandemie musste auch die Funz’l wie andere Gastronomie betriebe geschlossen bleiben. Das schuf Raum für neue Projekte.  „An der Idee eines solchen Schuhs habe ich schon länger mal überlegt, der entscheidende Anstoß kam dann letztlich von meiner Freundin Sarah Eiden“, berichtet Hinsberger. Ein bisschen stößt er damit in eine Marktlücke, „denn es gibt klassische Tanzschuhe, und eben Sneakers, die zwar cool aussehen, aber zum Tanzen nicht sehr gut geeignet sind. Und einige Tanz-Sneakers, aber die waren nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Mir schwebte ein Lederschuh vor, der wirklich so cool aussieht wie ein Sneaker, aber funktional ist wie ein Tanzschuh“. Die Schuhe sind aus Echtleder (hält länger und man schwitzt nicht so darin wie in Kunstlederschuhen) mit einer Chromledersohle und einer hochgezogenen Zehenpartie, „damit man zum Beispiel bei der Rumba besser übers Parkett gleiten kann, und Drehungen fallen einem damit wesentlich leichter“.

Konzipiert wurde der Schuh als Unisex-Modell, für Männer und Frauen gleichermaßen geeignet, auch wenn wahrscheinlich vor allem Jungs und Männer sich darüber freuen, auf dem Parkett mit coolen Schuhen auftreten zu können, in denen sie sich vielleicht wohler fühlen als in den ewig „klebenden“ Turnschuhen, bei denen jede Drehung zum Kraftakt wird.

In Leder umgesetzt wird die Idee von der Schuhmanufaktur Zarini in Pirmasens, ein Unternehmen, das Maßschuhe für Damen und Herren fertigt und vegane Schuhe, also viel Erfahrung mit Spezialschuhwerk hat, zum Beispiel auch Schuhe für Golfer. Hier werden die weißen Tanz-Sneakers mit schwarzem Seitenstreifen und goldenem Emblem auf Bestellung gefertigt. Das Logo – eine Mischung aus Richard Hinsbergers Initialen „RH“  und einem  Tanzpaar – hat die Druckerei Kern GmbH in Bexbach entwickelt. „Ich wollte, dass man auf den ersten Blick sieht, dass es etwas mit Tanz zu tun hat“, sagt Hinsberger. Für die Straße ist der Schuh wegen der Ledersohle nicht unbedingt geeignet, aber dafür ist er auch nicht gedacht – ähnlich wie man Spezialschuhe fürs Bowlen oder Klettern eben auch bei der Ausübung des Sports trägt.

Zielgruppe sind Gesellschafts- oder Freizeittänzer, die eine Alternative zum klassischen, „feinen“ Tanzschuh suchen – und das seien durchaus nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene, sondern auch etwas ältere Tanzbegeisterte. Am 22. Mai wurde der Schuh  offiziell ‘gelauncht’, seitdem sind jeden Tag Bestellungen eingegangen“, freut sich Richard Hinsberger, dass er anscheinend einen Nerv getroffen hat. Und wenn man sieht, welche Erfolgsgeschichte der Designer, Rapper und Produzent Kanye West mit seinen Sneakers geschrieben hat, die nicht nur bei Modebegeisterten zum Kult- und Sammelobjekt wurden, dann wird klar: Schuhe haben durchaus Potenzial.

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