CDU-Stadtverband Blieskastel Experte erläutert Bedeutung des Waldes

Blieskastel · Hans Georg Wilhelm führte bei einer CDU-Wanderung durch den Großen Wald bei Atheim. Dort gab es allerlei Informationen zur ökologischen Funktion des Rest-Waldes im Bliestal.

 Als Waldexperte gab Georg Josef Wilhelm (Bildmitte) Einblicke in den historisch alten Wald zwischen Altheim und Brenschelbach.

Als Waldexperte gab Georg Josef Wilhelm (Bildmitte) Einblicke in den historisch alten Wald zwischen Altheim und Brenschelbach.

Foto: Hans Hurth

Ein aktuelles Thema lockte eine große Teilnehmerschar zum Auftakt der Sommertour „Lebensraum Bliesgau“ des CDU-Stadtverbandes in den Großen Wald zwischen Altheim und Brenschelbach. Die Vorsitzende der CDU Blieskastel, Jutta Schmitt-Lang, begrüßte auch den Bundestagsabgeordneten Markus Uhl und den Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion Alexander Funk. „Mit Georg Wilhelm kommt man immer informierter aus dem Wald heraus, als man hineinging“, versprach Jutta Schmitt-Lang.

Die folgenden beiden Stunden zeigten, dass die Blieskasteler Landtagsabgeordnete nicht zu viel versprochen hatte. Denn mit Georg Josef Wilhelm hatte sich die CDU für ihr Waldthema einen kompetenten Begleiter gesichert. 40 Jahre Berufserfahrung mit naturnaher Waldbewirtschaftung und eine hohe Sensibilität für ökologische Zusammenhänge, gepaart mit dem Bewusstsein, letztlich doch nur einen geringen Bruchteil des Ganzen wirklich zu verstehen, waren eine gute Grundlage für einen interessanten Austausch mit so manchem Überraschungsmoment. „Es ist ein Riesenunterschied, ob man nur über den Wald oder konkret im Wald miteinander spricht“, meinte dazu Heinz Schöndorf, Seniorenbeauftragter der Stadt und Teilnehmer der Tour.

„Eigentlich ist der Große Wald gar nicht so groß. Wie alle Wälder im Bliesgau ist er ein Rest-Wald, eine Waldinsel im Offenland, die über die Jahrhunderte von der Rodung verschont blieb“, erläutere Wilhelm. In dieser Eigenschaft sei er „historisch alt“, das bedeutet, er war seit Ur- Zeiten nie unter dem Pflug, er hat seinen ursprünglichen Artenreichtum im und über dem Boden bewahrt. Das mache ihn ökologisch unschätzbar wertvoll. Er beherbergt in seinen Lebensnetzen auch zahlreiche Arten, die sich von Natur aus kaum ausbreiten können. Es hänge alles zusammen. „Im Wald hören, fühlen, riechen, verstehen sich solche wichtigen Lebensgrundlagen anders, als sie sich in Büchern lesen“, erklärte der Waldexperte.

Spannend war zu erfahren, dass im Wald, selbst wenn er über Jahrhunderte die Menschen mit Holz, Gerbrinde, Pilzen, Früchten, sauberer Luft versorgt hatte, alles Leben bis heute völlig „wild“ geblieben ist, also nicht vom Menschen züchterisch verändert wurde. Wildheit sei volle genetische Vielfalt und höchste natürliche Anpassungsfähigkeit und im Stress des Klimawandels wichtiger denn je. Bewusst wahrgenommen wurden die Raumfüllung von bis zu 200-jährigen Eichen, Buchen, Hainbuchen und anderen Laubbaumarten in enger Verzahnung mit anderen Bäumen, alle aus natürlicher Ansamung oder in einer Zahl ausgedrückt: 300 Tonnen oberirdischer Biomasse, lebend und tot und in allen Erscheinungsformen wichtig für die stofflichen und energetischen Lebenskreisläufe.

Verborgen blieb auf der Sommertour – aber doch nicht ganz - der eigentliche „Star“: „Das ist der Waldboden, etwa 200 Tonnen unterirdischer Biomasse, darunter, hier im Großen Wald, allein an die zehn Tonnen Regenwürmer in verschiedenen Arten. Unsichtbar, aber wichtig sind dazu die Fäden der etwa 100 Pilzarten, die für die Wasser- und Nährstoffversorgung der Bäume den entscheidenden Unterschied machen, wenn in der Sommerhitze der Stress am größten ist.“ Das unschätzbar wertvolle Schutzgut des Waldbodens sei für immer verloren, ist es mal zerstört. „Man kann Bäume pflanzen, Wälder aber nicht, Jahrhunderte erfordernde Naturentwicklung nicht durch Pflanzung ersetzen“, hatte aus dem Munde eines Försters kaum jemand erwartet.

Wie wichtig ist es, dass die Wälder im Bliesgau in ihrem Ganzen unangetastet bleiben? Dieses Thema zog sich wie ein roter Faden durch die Gespräche. „Treibhausgas-Anreicherung in der Atmosphäre und Artensterben über und unter dem Boden sind menschengemachte Bedrohungen für das Leben. Sie gebieten unser Handeln: aber mit größtem Augenmaß. Sprüche wie „Klimaschutz ist Artenschutz“ klängen zwar flott, würden aber nicht weiterhelfen, wo sorgfältiges Abwägen nottut, damit der Gesamtschaden nicht noch vergrößert werde, so Wilhelm. Im saarländischen Landeswaldgesetz gibt es dazu jedenfalls für die historisch alten Wälder klare Aussagen. „Die Restwälder im Bliestal stellen letzte Rückzugsinseln, Rettungsboote der natürlichen Artenvielfalt dar“, betonte Georg Josef Wilhelm. Deutlich wurde, dass Aufmerksamkeit, Sorgsamkeit, Behutsamkeit im Umgang mit dem Wald wichtig sind. Greifbar wurde dies in den Bäumen, die mit einem Dreieck markiert sind: Sie sollen im Großen Wald, wie überall in den Blieskasteler Wäldern, für alle Zeiten bis zu ihrer natürlichen Zersetzung unangetastet bleiben.

„Wenn wir es in einigen Jahrzehnten geschafft haben, unsere Energie ganz ohne Kohlenstoffeinsatz zu decken, gibt es keinen Grund mehr, den Waldökosystemen ihre Energie- und Nährstoffquelle, nämlich das Holz, dauerhaft zu entziehen. Wir könnten dann das Holz in hochwertigen Gütern über lange Zeiträume gebrauchen, um es am Ende dem Wald zurückzugeben: Gebrauch statt Verbrauch, Leihe statt Aneignung – mein Lebenstraum als Forstmann, dessen Erfüllung ich nicht mehr erlebe, aber vielleicht die jüngsten Bäumchen hier im Großen Wald“, war das Fazit von Georg Josef Wilhelm, seit 22 Jahren im Waldwesen bei der Stadt Blieskastel tätig.

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