Sportklettern Überraschend stark die Wand hoch

Augsburg/Zweibrücken · Lucie Molitor vom DAV Zweibrücken hat bei der deutschen Meisterschaft der Lead-Kletterer am Wochenende in Augsburg die Bronzemedaille gewonnen. Damit krönte die 20-Jährige ein erfolgreiches Jahr.

 Hoch hinaus: Lucie Molitor vom DAV Zweibrücken sicherte sich bei der Lead-DM die Bronzemedaille.

Hoch hinaus: Lucie Molitor vom DAV Zweibrücken sicherte sich bei der Lead-DM die Bronzemedaille.

Foto: dörle/pm

Schon ihr halbes Leben lang gehört der Klettersport für Lucie Molitor zum Alltag dazu. Auch am vergangenen Wochenende stand er im Mittelpunkt. Einfach mit dem stolzen Gefühl, dabei sein zu können, mit dem Ziel, ihr Bestes zu geben, reiste die 20-Jährige vom DAV Zweibrücken nach Augsburg – wo sie dann ihren bislang größten sportlichen Erfolg feierte. Bei der deutschen Meisterschaft im Lead (Klettern mit Seil) gewann sie – für sie selbst überraschend – die Bronzemedaille.

„Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet,“, erklärt Molitor. Obwohl sie wusste, dass sie gut trainiert hat, dass sie fit ist, „war es eigentlich nur mein Ziel, alles zu geben und in den Routen gut kämpfen zu können“. Umso schöner sei es, dass in der starken nationalen Konkurrenz so ein „extrem gutes Ergebnis“ herausgesprungen ist. Den DM-Titel sicherte sich Martina Demmel (Allgäu-Kempten) vor Lokalmatadorin Sandra Hopfensitz (Augsburg).

Aufgeschlossen und gut gelaunt erzählt Molitor am Montagmorgen von ihrem Auftritt an der Wand bei den Lead-Titelkämpfen. „Die erste Quali-Route lief ziemlich gut. Da hatte ich zwar noch nicht das Gefühl, dass ich so gut in den Wettkampf reinkomme, aber der Kurs hat mir gelegen, da konnte ich mich ordentlich reinklettern“. Zu Beginn schaffte die Studentin (Soziale Arbeit) 40 Griffe, lag damit auf einem geteilten fünften Platz. In der zweiten Quali habe sie an einer Stelle „zu viel nachgedacht“, sei verunsichert gewesen und habe sich in der Folge auch einen Fehler geleistet.  Bereits nach 16 Griffen war Schluss. Es reichte aber noch zum Halbfinal-Einzug. Dort kam Lucie Molitor, für die bei der Boulder-DM (in Absprunghöhe ohne Seil) im Juni nach der Quali Schluss war, dann „sehr gut in meinen Flow“. Oben ist ihr aber der Fuß weggerutscht. „Das war ein bisschen schade. Ich hätte gerne noch ein paar Züge gemacht, weil ich noch relativ viel Kraft übrig hatte und fürchtete, dass ich jetzt auf jeden Fall aus dem Finale raus bin. Ich dachte, wenn ich da noch so viel Kraft habe, dann klettern die anderen da locker drüber.“ Taten sie aber nicht. Mit 36 Griffen landete Molitor auf Rang sechs und qualifizierte sich damit für den Endkampf der besten Acht. „Das hat mich schon sehr glücklich gemacht.“

Diese Freude war der 20-Jährigen dann auch beim Herangehen an die Final-Wand anzusehen. Mit einem Lächeln im Gesicht nahm sie diese in Angriff. Dabei sei sie „sehr nervös“ gewesen. „Aber ich habe mich einfach riesig gefreut, dass ich überhaupt ins Finale klettern konnte. Ich wollte die Route genießen und Spaß haben“, erklärt Molitor, die im Alter von zehn Jahren eher zufällig erstmals den Weg in die Kletterhalle fand. „Mein Vater hatte einen Gutschein für das Camp4 in Zweibrücken geschenkt bekommen und hat mich mitgenommen“, erzählt die St. Ingberterin, die dann einer Kindergruppe beigetreten und mit 14 Jahren so richtig in den Klettersport eingestiegen ist.

Wie gut ihre Finalroute rund sechs Jahre später bei der Lead-DM mit 24,5 Griffen, plus dem Erreichen des nächsten war, den sie aber nicht halten konnte, habe sie in dem Moment, als sie ins Seil fiel noch nicht abschätzen können. Molitor war am Samstagabend als Dritte auf die Route gegangen, lag danach auf Rang zwei – die fünf besten des Halbfinals kamen aber noch. „Ich habe überhaupt nicht erwartet, dass die anderen da auch rutschen oder Fehler machen würden.“ Doch Molitor sah, wie Luisa Flohé (Aachen), Titelverteidigerin Roxana Wienand  (Aschaffenburg) sowie die beiden stärksten des Halbfinals, Lucia Dörffel (Chemnitz) und Hannah Meul (Rheinland-Köln), früher fielen als sie selbst. Lediglich die deutsche Meisterin Martina Demmel kam mit starken 30 Griffen noch höher. „Im ersten Moment wäre mir meine Platzierung eigentlich egal gewesen. Ich war einfach sehr zufrieden mit meinem Wettkampf“, sagt Molitor und fügt noch immer etwas ungläubig lachend an: „Dass ich da jetzt Dritte wurde, damit konnte ich gar nicht rechnen.“

DM-Bronze bedeutet für Lucie Molitor den bislang größten Erfolg in ihrem Sport, von dem sie gar nicht ganz genau sagen könne, was sie daran gleich so gefesselt hat. „Es ist auf jeden Fall diese Bewegungsvielfalt, dass man lernt, über seine Grenzen hinauszugehen. Manchmal, wenn man eine Bewegung immer wieder versucht hat, wird man einfach überrascht, wenn es endlich klappt. Man hat solche konkreten Erfolgspunkte“, versucht sie aber doch zu beschreiben, was die Faszination des Kletterns für sie persönlich ausmacht. Auch schmerzende Hände können Lucie Molitor da nicht abschrecken. „Man bekommt schon Hornhaut an die Finger. Aber wenn man viel Klettern oder Bouldern geht, dann werden die Fingerkuppen ganz wund und können schon auch mal anfangen zu bluten“, erzählt sie ganz lässig, „dass man das gerne in Kauf nimmt, wenn man den Sport so liebt“. Nach ein paar Wochen sei das schließlich wieder verheilt und es geht wieder ohne Probleme die Wände hoch.

In diesem Jahr ging es das für die Saarländerin, die ihre durchschnittlich sechs dreistündigen Einheiten pro Woche vornehmlich im Boulder Olymp ihres ehemaligen Trainers Mathas Conrad in Bexbach, im Camp4 in Zweibrücken, aber auch im Pfalz-Rock in Frankenthal und zeitweise sogar in in Saarlouis absolviert, sehr erfolgreich: In Lead und Bouldern sicherte sie die Rheinland-Pfalz-Meisterschaft, wurde Zweite bei den Westdeutschen (Lead) und nahm an zwei nationalen Titelkämpfen teil, an deren Ende zur Krönung die Bronzemedaille stand.

Und das in einer Zeit, in der viele Sportler unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie zu leiden hatten. Molitor ist aber auch in dieser schwierigen Phase immer drangebieben. Im ersten Lockdown, als sie nicht in die Halle konnte, habe sie zuhause viel für sich gemacht. „Im langen Lockdwon-Winter 2020/21 hatte ich glücklicherwise die Möglichkeit, als Kaderathletin in Bexbach zu trainieren. Ich glaube, dass ich davon profitieren konnte, weil man sich voll auf sich konzentrieren konnte. Die Einheiten mit anderen Kadera-Athleten haben mich gepusht.“ Gerade im Lockdown hätte sie auch das Training mit der rheinland-pfälzischen Landestrainerin  Monika Retschy vorangebracht.

Nach dem erfolgreichen Saisonabschluss steht für  Molitor nun eine zweiwöchige Pause an, „um Körper und Kopf ein bisschen zu regenerieren“. Dann geht es weiter mit der Wintervorbereitung. An einem Spaß-Wettkampf im Boulder Olymp würde sie demnächst aber gerne noch „ohne Druck“ teilnehmen. Denn ganz ohne Klettern geht es für Lucie Molitor auch nach dem Saisonende nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort