Interview mit Hans Gassert vom FC Homburg Vom Fanbus-Fahrer zum Vorsitzenden

Homburg · Der neue erste Mann beim FC Homburg setzt sich mit dem Club große Ziele. Sportlich soll es schnellstmöglich Richtung 3. Liga gehen.

 Welches Zuschauerpotenzial beim FC Homburg möglich ist, zeigte sich zuletzt im Saarlandpokalfinale, das die Grün-Weißen in Saarbrücken gegen die SV Elversberg mit 1:2 verloren. Rund 2000 FCH-Fans unterstützten ihre Mannschaft.

Welches Zuschauerpotenzial beim FC Homburg möglich ist, zeigte sich zuletzt im Saarlandpokalfinale, das die Grün-Weißen in Saarbrücken gegen die SV Elversberg mit 1:2 verloren. Rund 2000 FCH-Fans unterstützten ihre Mannschaft.

Foto: Markus Hagen

Seit 19. Mai ist der Busunternehmer Hans Gassert aus Blieskastel der neue Vorsitzende des FC Homburg. Nachdem im Februar Dr. Eric Gouverneur aus beruflichen und privaten Gründen dieses Amt beim Fußball-Regionalligisten abgegeben hatte, war der Posten verwaist. Der Aufsichtsrat hat nun den 58-jährigen Gassert zum Nachfolger ernannt. Der neue erste Mann hat sich mit seinen Vorstandskollegen für die Zukunft hohe Ziele gesetzt. Sportlich, aber auch was die Infrastruktur am Waldstadion angeht, soll es in Homburg nach vorne gehen.

Herr Gassert, Sie sind nun seit wenigen Wochen Vorsitzender des FC Homburg. Wie kam es zu dieser Ernennung und in welcher Verbindung standen sie bisher zu dem Club?

HANS GASSERT Zunächst bin ich schon seit Kindheitstagen Fan des FC Homburg. Später habe ich ein Busunternehmen von meiner Verwandschaft übernommen und weiter ausgebaut. In den 80er-Jahren wurde ich seitens des FCH gefragt, ob ich mit meinem Unternehmen Fans des FC Homburg zu Spielen in der 1. und später 2. Bundesliga fahren könnte. So entstand ein erster enger Kontakt zum Verein. Zwischenzeitlich wurde ich Mitglied im Club 08 (Club der Sponsoren des FCH, Anm. d. Red.). Und mit dem zweiten Vorsitzenden Michael Koch bin ich ich sehr gut befreundet, oft gemeinsam bei sportlichen Aktivitäten unterwegs. Zudem habe ich auch mit dem Schatzmeister des Vereins, Hans-Joachim Burghardt, ein freundschaftliches Verhältnis. Ich wurde gefragt, ob ich die Position des ersten Vorsitzenden übernehmen könnte – und habe das sehr gerne getan.

Das Amt bringt allerdings auch eine Menge Arbeit mit sich. Was macht für Sie den Reiz aus, sich diesen Anforderungen zu stellen anstatt wie bisher gemütlich auf der Tribüne zu sitzen und die Spiele des FC Homburg zu beobachten?

GASSERT Ich sehe diese Position als Herausforderung, den FC Homburg wieder sportlich nach vorne zu bringen. Es gibt viele Baustellen im Verein, die wir beseitigen wollen. Zum ersten gilt es, den FCH in der Regionalliga Südwest ganz nach oben zu bringen. Das erste Team muss weg von irgendwelchen Plätzen um den fünften oder siebten Rang. Aber das geht nur gemeinsam, das ist klar. Vorstandskollegen, Mitarbeiter des Vereins und auch die Fans, hier sind alle gefragt. Nur gemeinsam können wir das Ziel 3. Liga erreichen.

Finanziell ist der FC Homburg dank des Hauptsponsors Dr. Theiss Naturwaren GmbH sehr gut ausgestattet. In den vergangenen Jahren konnte der Verein dennoch nicht wie erhofft in den Titelkampf der Regionalliga Südwest eingreifen. Mit über 20 Punkten Rückstand war der Abstand zu den Meistern stets sehr groß. Wie kann dem entgegengewirkt werden?

GASSERT In den zurückliegenden beiden Jahren stand der finanzielle Aufwand, den wir mit unseren Vollprofis in der Regionalliga betrieben haben, und der sportliche Ertrag in keinem guten Verhältnis. Wie bereits auf der Jahreshauptversammlung vom Vorstand gesagt wurde, waren wir mit den Plätzen sieben und nun sechs in der Abschlusstabelle nicht einverstanden. In Zusammenarbeit mit dem Trainerteam haben wir die sportlichen Konsequenzen gezogen und uns von 15 Spielern getrennt. Mit zahlreichen Neuzugängen wollen wir in der Saison 2022/23 ganz oben in der Regionalliga Südwest angreifen.

Bedeutet demnach, dass der FC Homburg ernsthaft als Saisonziel den Kampf um die Meisterschaft sieht?

GASSERT Klare Antwort: Ja. Unser Ziel ist es, dass der FC Homburg bis zum letzten Spieltag ein Kandidat für Platz eins oder zwei ist. Keinesfalls soll es schon zur Winterpause nur noch darum gehen, um irgendeine Platzierung hinter den Spitzenteams spielen zu können.

Das Gesicht der Mannschaft wird sich ändern. Bei dem Umbruch bleiben elf Spieler aus dem letztjährigen Aufgebot, bisher stehen bereits neun Neuverpflichtungen fest. Wie sieht die weitere Kaderplanung aus?

GASSERT Ich denke, dass wir uns unter anderem mit Fabian Eisele, Michael Heilig, Fanol Perdedaj und Perez Gerezgiher schon sehr gut verstärkt haben. Für die Innenverteidigung werden wir noch einen starken Spieler holen, auch für das Mittelfeld schauen wir uns noch um. Zudem darf man auch nicht vergessen, dass uns in der letzten Saison Offensivkräfte wie Thomas Gösweiner und Philipp Hoffmann verletzungsbedingt ausfielen. Auch mit diesen Spielern, die praktisch einen Neustart vor sich haben, hofft der FC Homburg auf eine starke sportliche Saison 2022/23. Wichtig ist, dass wir nach dem Umbruch gut in die Runde starten. Timo Wenzel und Trainerteam haben da in der Vorbereitung eine Menge Arbeit vor sich.

Der Blick von Ihnen geht mit Sicherheit auch über die erste Mannschaft hinaus. Die U23 rutschte in der abgelaufenen Runde nach starkem Beginn in der Saarlandliga auf Platz zwölf ab. Auch bei den Jugendteams lief es nicht so gut, so stieg etwa die U15 aus der Regionalliga Südwest ab.

GASSERT Auch der Unterbau der ersten Mannschaft, unter anderem die U23, ist für mich ein großes Thema. Allerdings habe ich mich damit in der Kürze meiner Zeit als erster Vorsitzender noch nicht intensiv beschäftigen können. Der Nachwuchsbereich wird aber dann auch für mich und die Kollegen bald ein Thema sein, um uns auch hier zu verbessern.

Wäre die Installierung eines Fußball-Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) auch ein Thema für den FC Homburg?

GASSERT Die Überlegung, solch ein NLZ einzurichten, ist schon da. Aber man muss auch berücksichtigen, dass es bei der SV Elversberg, dem 1. FC Saarbrücken und beim 1. FC Kaiserslautern in naher Umgebung schon drei davon gibt. Ob es da Sinn macht, so eine Einrichtung, die auch viel Geld kostet, beim FC Homburg einzurichten, muss genau überlegt werden. Schließlich ist die Zahl der Fußball-Nachwuchstalente auch nicht mehr so hoch wie früher.

Thema Waldstadion. Hier mangelt es an vielen Ecken. Fehlende Toiletten, Schimmel an den Wänden in den Kabinen. Die Fans in Block 3 warten auf eine Überdachung der Gegengeraden. Vor drei Jahren hatte Innen- und Sportminister Klaus Bouillon einen Förderscheck für Sanierungsmaßnahmen im Waldstadion von knapp drei Millionen Euro symbolisch an die Stadt Homburg übergeben. Aber seitdem ist nichts passiert. Wie geht es bezüglich Renovierung und Sanierung im Waldstadion weiter?

GASSERT Die Zustände im Waldstadion sind für unsere Fans unzumutbar. So sind Dixi-Klos untragbar. Es muss dringend etwas passieren. Dies gilt auch für den Zustand der Umkleide- und Spielerkabinen. Vieles ist marode, auch im technischen Bereich: etwa Warmwasser und Stromleitungen. Ich werde mich hier mit der Stadt, der ja das Stadion gehört, intensiv unterhalten müssen, wie es weitergeht. Aktuell ist da ein Zustand erreicht, der mehr als unzureichend ist. Wir erfahren nichts darüber, wie es mit den Sanierungsmaßnahmen weitergehen wird und wann überhaupt.

Thema Fans. Seit gut einem Jahr hat der FC Homburg nach dem Rücktritt von Markus Schlegel keinen Fanbeauftragten mehr. Ist ein Nachfolger in Sicht oder ist der Posten nicht so wichtig?

GASSERT Die Fans sind für jeden Verein sehr wichtig, ohne sie geht es nicht. Wir haben viele Anhänger, die nur darauf warten, dass es sportlich aufwärts geht. Wie groß das Fan-Potenzial auch beim FC Homburg sein kann, sah man kürzlich beim Pokalfinale gegen die SV Elversberg. 2000 Fans fuhren nach Saarbrücken, um ihre Grün-Weißen zu unterstützen. Der Fanbeauttragte ist als Bindeglied zwischen Fans und dem Verein sehr wichtig. Ansprechpartner für Fanfahrten, Fantreffs und Spiele. Ich habe zwei bis drei mögliche Kandidaten für das Amt des Fanbeauftragten im Blick, mit denen ich nun Gespräche führen werde.

 Hans Gassert, der neue Vorsitzende des FC Homburg.

Hans Gassert, der neue Vorsitzende des FC Homburg.

Foto: Markus Hagen

Der vom Fußball-Regionalligisten FC Homburg heiß umworbene Stürmer Dennis Chessa vom TSV Steinbach-Haiger wechselt nicht zum Team von Trainer Timo Wenzel. Der 29-Jährige hatte noch einen Vertrag beim TSV, eine Ablösesumme wäre fällig gewesen. Diese hat nun Ligakontrahent SSV Ulm gezahlt, der Chessa, der aus Ulm stammt, für die kommenden drei Spielzeiten verpflichtet hat. Beim SSV spielt künftig auch Marco Hingerl, der zuletzt beim FCH unter Vertrag stand. Zwei weitere ehemalige Homburger, deren Verträge nicht mehr verlängert wurden, haben neue Vereine gefunden. Shako Onangolo wird nun in der nächsten Regionalligasaison für die Kickers aus Offenbach auflaufen. Innenverteidiger Jonas Scholz wird künftig für den West-Regionalligisten Fortuna Köln spielen.

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