Leichtathletik Von neuen Gesichtern und kontrolliertem Chaos

Zweibrücken · Am Samstag steigt das internationale Stabhochsprung- und Speerwurf-Meeting „Sky‘s the Limit“ im Zweibrücker Westpfalzstadion. Auf die Liste der Athleten hat es kurz vor Schluss noch eine starke Konkurrentin für Lokalmatadorin Christin Hussong geschafft.

 Am Samstag werden die Zuschauer beim internationalen Stabhochsprung- und Speerwurf-Meeting „Sky‘s the Limit“ in Zweibrücken wieder ganz nah dran sein. 
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Am Samstag werden die Zuschauer beim internationalen Stabhochsprung- und Speerwurf-Meeting „Sky‘s the Limit“ in Zweibrücken wieder ganz nah dran sein. Foto: Hofer

Foto: Svenja Hofer

Alexander Vieweg hat das „kontrollierte Chaos“ im Griff. So bezeichnet der Vorsitzende des Leichtathletikzentrums (LAZ) Zweibrücken die letzten Vorbereitungen auf das internationale Stabhochsprung- und Speerwurf-Meeting „Sky‘s the Limit“, das am Samstag ab 15 Uhr im Zweibrücker Westpfalzstadion ausgetragen wird. „Wir haben die ersten Athleten im Hotel. In den nächsten Tagen werden wir aber noch einige Shuttlefahrten nach Frankfurt haben, um weitere abzuholen“, berichtete Vieweg am Donnerstagabend. Just während er dies tat, war er selbst auf dem Weg zum Frankfurter Flughafen. Dort nahm er die Australierin Kathryn Mitchell in Empfang, die im Westpfalzstadion zum Speer greifen wird. Und eine echte Konkurrentin für Lokalmatadorin, Europameisterin und Titelverteidigerin Christin Hussong sein könnte. Die mehrfache Olympia-Teilnehmerin Mitchell schleuderte den Speer 2018 an der australischen Goldküste auf 68,92 Meter und hält damit den Landesrekord. Nur einmal warf Hussong 27 Zentimeter weiter, bei der Team-EM 2021 in Polen. Es war der zweitbeste Wurf, den jemals eine Deutsche geschafft hatte. Dass Mitchell in der Rosenstadt wirft, entschied sich erst kurzfristig – und ist ein Glücksgriff. Denn Christine Winkler hatte sich beim Pfingstsportfest in Rehlingen eine Woche zuvor verletzt und musste in Zweibrücken absagen.

Die Athleten alle gesund und munter in die Rosenstadt zu bringen, ist aber nicht die einzige Herausforderung für das LAZ. Am Samstagvormittag rollt das Radrennen Trofeo durch Zweibrücken. Die Hofenfelsstraße ist bis etwa 12.30 Uhr gesperrt. Das Meeting in Zweibrücken beginnt zwar erst am 15 Uhr mit dem Stabhochsprung der Frauen, aber „da muss man den Lieferanten erstmal erklären, wie sie überhaupt zu uns kommen“, sagt Vieweg. Am Vormittag finden im Westpfalzstadion zudem die Bundesjugendspiele mit der Zweibrücker Grundschule Sechsmorgen statt.

Doch den 35-Jährigen bringt der organisatorische Kraftakt nicht aus der Ruhe. „Wir bleiben entspannt. Und den Schülern sagen wir einfach, sie sollen hinterher da bleiben und sich bei uns das Meeting anschauen“, sagt der LAZ-Vorsitzende. Andere Herausforderungen betreffen die Athleten. „Mich freut es, dass wir zwei ukrainische Stabhochspringer überhaupt herbekommen haben. Aber für einen der beiden suchen wir noch Stäbe. Auf seine Eigenen hat er keinen Zugriff, die befinden sich in einer Region, in der gerade gekämpft wird. Wir sind gerade dran – zusammen mit Athleten und dem Hersteller – es irgendwie möglich zu machen, dass der Junge einfach ein paar Stäbe hat und bei uns Stabhochsprung machen kann.“ Denn dass ein Athlet einfach so mit „fremden“ Stäben springen kann, sei in den allerwenigsten Fällen möglich.

Ein Problem, das sich im Vorjahr auftat, wird dem LAZ in diesem Jahr wohl keine Sorgen bereiten. Bei der Auflage 2021 brannte die sengende Sonne unbarmherzig vom Himmel, die Zuschauer trieb es immer wieder zu dem Wasserspender vor dem A-Block. Ein Kameramann erlitt gar einen Schwächeanfall. Mit dem habe Vieweg übrigens vor dem Meeting noch geredet, berichtete der Vorsitzende schon in der vergangenen Woche. „Er kommt dieses Jahr wieder. Ich habe ihm gesagt, wir stellen dir einen Sonnenschirm und einen ‚Sixpack‘ hin, damit nichts passiert.“ Das wird aber wohl nicht nötig sein. Für Samstag melden die Wetterdienste 25 Grad und wenige Wolken.

Angenehme Bedingungen also für das starke Starterfeld: Mit der schwedischen Stabhochspringerin Michaela Meijer, Stabhochspringer Oleg Zernikel und Hussong sind alle drei Vorjahressieger wieder mit dabei. Dass einige der „Stammgäste“ des Meetings – wie der Niederländer Menno Vloon oder der Belgier Ben Broeders – in diesem Jahr nicht in Zweibrücken, sondern rund 75 Kilometer nordwestlich bei einer anderen Veranstaltung im saarländischen Merzig antreten, stört Vieweg nicht. „Bei uns steht eine andere Philosophie dahinter. Wir nehmen keinen Eintritt, machen das für die Athleten. Es gibt in Deutschland zum Beispiel kaum Wettkämpfe für Stabhochspringerinnen. Jetzt haben wir in Zweibrücken Sportler, die noch nie da waren, aber die auch das Niveau haben, 5,75 Meter zu springen. Es wäre doch schön, wenn an diesem Tag der eine oder andere über sich hinauswächst und Leistungen zustande kommen, die vorher keiner auf dem Zettel hatte“, sagt der 35-Jährige. Und ergänzt: „Wir freuen uns über jeden Zuschauer, der kommt. Denn die Athleten kommen nach Zweibrücken, weil halt einfach eine geile Stimmung ist. Weil das Umfeld großartig ist.“

Und was erwartet Vieweg von den Lokalmatadoren des LAZ? „Raphie wird – und das ist glaube ich kein Geheimnis – nach seiner Verletzungspause viele Wettkämpfe brauchen, um wieder reinzukommen“, sagt Vieweg. Raphael Holzdeppe, Stabhochsprung-Weltmeister von 2013, ist nach seinem im vergangenen Jahr diagnostizierten Knorpelschaden gerade erst wieder in den Wettkampfbetrieb eingestiegen. Und zu Hussong meint der LAZ-Vorsitzende: „Alle die mich kennen wissen um meine Meinung: Christin ist für mich die beste Speerwerferin der Welt“. Deshalb sei er auch froh, dass mit Last-Minute-Teilnehmerin Mitchell und der Österreicherin Victoria Hudson Athletinnen dabei sind, die der Herschbergerin Paroli bieten können. „Es ist unser Anspruch, so ein Feld zusammenzustellen. Das dürfte für Christin Ansporn sein, um an ihrer Trainingsstätte in die Wettkampf-Situationen reinzukommen, die sie gewöhnt ist. Normalerweise wirft sie vor Tausenden Zuschauern in der Diamond League.“

Belastbare Antworten darauf, wie sich Lokalmatadoren, nationale und internationale Athleten schlagen, gibt es am Samstag, ab 15 Uhr im Westpfalzstadion. Zeit genug für Alexander Vieweg, das „kontrollierte Chaos“ zu bändigen.

Das Meeting Sky‘s the Limit wird am Samstag live im Internet bei
sportdeutschland.tv übertragen.

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