Handball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar SV 64 gibt Sieg in der Schlussminute aus der Hand

Zweibrücken · Handball-Oberliga: Die starke Aufholjagd der Zweibrücker wird beim bitteren 29:30 gegen den TV Offenbach nicht belohnt.

SV 64-Trainer Stefan Bullacher fassungslos nach dem weggeworfenen Sieg in der Schlussminute.

SV 64-Trainer Stefan Bullacher fassungslos nach dem weggeworfenen Sieg in der Schlussminute.

Foto: Martin Wittenmeier

Philipp Hammann lässt mit einem Tritt gegen die Ersatzbank Dampf ab. Trainer Stefan Bullacher steht fassungslos am Spielfeldrand. In einer dramatischen Schlussphase gaben die Oberliga-Handballer des SV 64 Zweibrücken im Heimspiel gegen den TV Offenbach – trotz einer Zwei-Tore-Führung 90 Sekunden vor Abpfiff – noch beide Punkte ab. Die Hausherren hatten sich am Samstagabend nach einem Sieben-Tore-Rückstand zur Pause wieder ins Spiel zurückgekämpft und sahen kurz vor Schluss wie der sichere Sieger aus. Unerklärliche individuelle Fehler brachten die 64er aber um den Lohn der Arbeit. Bester Spieler auf Seiten der Löwen war Torhüter Damian Zajac, der mit neunzehn Paraden glänzte.

Offenbachs Trainer Tobias Job hatte es im Vorfeld der Partie in Zweibrücken bereits angekündigt: „Es wird schwer, aber wir sind vorbereitet und haben einen Plan“. Und dieser Matchplan sollte in der ersten Halbzeit voll aufgehen. Die Gäste aus der Südpfalz nahmen die beiden SV-Rückraumspieler Philipp Kockler und Adam Soos durch eine offensive Deckungsvariante aus dem Spiel. Mit Niklas Bayer wird der spielstärkste Rückraumakteur der 64er auf der rechten Angriffsseite seit Monaten schmerzlich vermisst. Da Bayer, der bis zu seinem Ausscheiden eine überragende Saison spielte, auch durch keinen anderen torgefährlichen Linkshänder adäquat ersetzt werden konnte, zogen sich die Offenbacher auf dieser Abwehrseite weit zurück. Diesen freien Raum konnten die Hausherren aber 30 Minuten lang nicht nutzen. Ganz im Gegenteil. In Durchgang eins produzierten sie sage und schreibe 20 Ballverluste durch technische Fehler und Fehlwürfe – ein Negativrekord in der laufenden Saison.

„Zweibrücken war vor der Runde mein Favorit und ich bin mir sicher, hätte beim SV nicht das Verletzungspech so zugeschlagen, wäre er komplett oben dabei“, spielte Job unter anderem auf den Ausfall der rechten SV-Seite mit Bayer und Tom Ihl an.

Aber auch im Angriff hatten die Gäste eine besondere Variante parat. Sie agierten von Beginn an mit dem sogenannten siebten Feldspieler, der auf Kosten eines schnellen Torwartwechsels ins Spiel gebracht wird. Eigentlich war das in den letzten Jahren eine besondere Abwehrspezialität der Zweibrücker, an der sich in Liga drei reihenweise die Mannschaften ihre Zähne ausgebissen haben. Doch genauso fehlerhaft und unkonzentriert wie die Löwen im Angriff agierten, präsentierten sie sich auch in der Deckung. Obwohl Damian Zajac im Tor noch hielt, was es zu halten gab, kassierten sie bereits im ersten Durchgang 21 Gegentore. Der 14:21-Rückstand zur Pause hätte durchaus noch höher ausfallen können.

Was immer auch SV-Trainer Stefan Bullacher seinen Schützlingen in der Halbzeitbesprechung mit auf den Weg gegeben hatte, es stellte die Begegnung völlig auf den Kopf. Nach Wiederanpfiff sahen die 250 Zuschauer in der Westpfalzhalle eine ausgewechselte Mannschaft auf dem Parkett. Die Abwehr präsentierte sich agil, beweglich, aggressiv und lauffreudig. Im Angriff spielten die Zweibrücker nun durch einen strukturierten Spielaufbau Chance um Chance heraus, die sie auch konzentriert verwerteten. Offenbach fand im Angriff keine Lücken mehr und konnte auch in der Defensive nicht mehr zulegen. Der Vorsprung des TVO schmolz mit jeder Minute und beim 25:25 (49.) hatten die 64er erstmals wieder den Ausgleich erzielt. Doch die Zweibrücker wollten nun mehr und gingen sogar mit zwei Toren in Führung. Als auf der Hallenuhr noch eine Minute und vierzig Sekunden Restzeit angezeigt wurde und die Löwen beim 29:27 in Ballbesitz waren, hätte wohl niemand mehr auch nur einen Cent auf einen Sieg der Offenbacher gesetzt.

Doch so verrückt der Spielverlauf bis zu diesem Zeitpunkt war, so verrückt verliefen auch die letzten anderthalb Minuten. Zweibrücken fabrizierte tatsächlich in 90 Sekunden durch individuelle Fehler noch drei Ballverluste, die die Gäste in schnelle Tempogegenstoßtoren umwandelten. Am Ende feierten die Südpfälzer einen 30:29-Auswärtssieg, während die Hausherren zu Boden sanken und ihr Unglück kaum fassen konnten. Trotz der Niederlage sah der zukünftige SV-Trainer Klaus Peter Weinert durch das Aufbäumen in der zweiten Halbzeit das Positive der Partie: „Ich hätte nicht gedacht, dass wir nach so einer katastrophalen ersten Halbzeit das Spiel nochmal drehen können, aber leider hat uns am Ende das nötige Glück und die Cleverness zum Sieg gefehlt“. Am kommenden Sonntag treten die Zweibrücker nun bei der Drittligareserve des TuS Dansenberg an.

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