Timo Port bei der U18-EM Mit dem ersten Flug gleich zur EM

Zweibrücken · Die insgeheime Hoffnung von Timo Port hat sich erfüllt. Gleich in seinem ersten Jahr bei der U18 schaffte der Hammerwerfer der VT Zweibrücken die Qualifikation für die Nachwuchs-Europameisterschaften kommende Woche in Jerusalem. Nicht nur wegen des Wettkampf wuchs in den vergangenen Tagen die Anspannung bei dem 16-Jährigen.

 Hammerwerfer Timo Port von der VT Zweibrücken hat in diesem Jahr erneut einen Sprung gemacht und es zur U18-EM geschafft. Am Freitag ging für den 16-Jährigen der Flieger nach Israel.

Hammerwerfer Timo Port von der VT Zweibrücken hat in diesem Jahr erneut einen Sprung gemacht und es zur U18-EM geschafft. Am Freitag ging für den 16-Jährigen der Flieger nach Israel.

Foto: IMAGO/HMB-Media/IMAGO/Joaquim Ferreira

Wenn Timo Port von seinem ersten internationalen Wettkampf spricht, ist ihm die Vorfreude, aber auch die Nervosität deutlich anzuhören. Der Hammerwerfer der VT Zweibrücken sei schon „die ganze Woche über sehr aufgeregt gewesen“. Verständlich. Nicht nur wegen des Kräftemessens mit den besten Nachwuchs-Athleten Europas bei der U18-EM in Jerusalem/Israel (4. bis 7. Juli), sondern auch, weil der 16-Jährige bis zum Aufbruch in das große Abenteuer am Freitagmorgen noch nie zuvor in einem Flieger saß. „Das ist komplett neu für mich. Weiter weg von Zuhause als Belgien oder Frankreich war ich noch nie“, erzählt Port. Und einen größeren Wettbewerb als die deutschen U18-Meisterschaften hat der VTZ-Athlet auch noch nicht erlebt.

Sein Hammerwurf-Talent allerdings hat er nicht erst in diesem Jahr unter Beweis gestellt. 2020 erzielte Port mit 49,73 Metern die drittbeste Weite der deutschen M14-Werfer, im vergangenen Sommer schleuderte er sein Vier-Kilo-Wurfgerät auf 64,04 Meter und führte damit klar – mit knapp vier Metern Vorsprung – die deutsche Bestenliste der M15 an. Es folgte die Aufnahme in den Nachwuchskader des DLV (Deutscher Leichtathletik Verband). Was schon „etwas Besonderes“ war.

Wie gut der Sprung in die ältere Altersklasse und damit der Wechsel auf den Fünf-Kilogramm-Hammer funktionieren würde, war da noch nicht abzusehen. Auch nicht im ersten Wettkampf des Jahres, als es bei Ports DM-Debüt im Winter noch etwas haperte. Mit 54,77 Metern landete der Zweibrücker auf Rang vier. „Dort waren aber alle Teilnehmer sehr unsicher und nervös, nachdem es in den Jahren davor nur wenige Wettkämpfe gegeben hatte“, erzählt Ports Trainer Jörg Zimmermann. Grundsätzlich aber sei die Umstellung auf das schwerere Wurfgerät „nicht ganz so schwer“ gewesen. „Ich habe schon im vergangenen Jahr begonnen, damit zu trainieren. Es bringt ja nichts, erst dann damit zu werfen, wenn ich U18 bin und in den Wettkämpfen damit antreten muss“, erklärt Timo Port. Der Einstieg in die Saison sei von seinem Gefühl her, eigentlich recht gut gelaufen – „die DM in Sindelfingen mal ausgenommen“. Zum Start in den Sommer schlug die Metallkugel in Alzey bei 63,84 Meter ein, in Rehlingen folgten bereits starke 66,84. Damit gerechnet, dass sein Schützling den Hammer bereits in diesem Jahr auf über 69 Meter schleudern und damit die Norm für die U18-EM überbieten würde, habe Zimmermann auch nach dem guten Auftakt keinesfalls. „Nein, nein – nein“, sagt er vehement und lacht. „Das war schon sehr überraschend.“ Obwohl Port selbst tatsächlich ein wenig damit geliebäugelt hatte. „Ich hatte mir schon erhofft, das schaffen zu können“, erklärt der 16-Jährige, schiebt jedoch gleich hinterher: „Aber wirklich daran geglaubt hatte ich nicht.“

Als dann am Pfingstmontag beim Meeting in Fränkisch-Crumbach sein Hammer nach zuvor bereits 67,91 und 68,28 Metern im sechsten Versuch seine Hände verließ, habe er „sofort gemerkt: Das ist der Wurf.“ Der auf 69,27 Meter, der über die EM-Norm (69,00m). Danach brachen alle Dämme. Jubel und Freudentränen.

Stolz verspürt auch sein Coach Jörg Zimmermann. „Ich freue mich natürlich über Timos Erfolg, aber das ist alles Neuland für mich und uns“, erklärt er. Der frühere VTZ-Hammerwerfer, der die Sparte im Verein vor einigen Jahren wieder ins Laufen gebracht hat, sei eigentlich eher „in die Aufgabe reingerutscht. Für mich war Trainer sein eigentlich gar keine Option. Es hat sich einfach so ergeben“, erklärt der 52-Jährige, der Port „schon immer – also seit rund fünf Jahren“ betreut. Bei dem derzeitigen Erfolg, so betont dieser, mache sich aber auch bemerkbar, dass sein Schützling seit Beginn des Sommers zweimal wöchentlich in Saarbrücken beim saarländischen Landestrainer und ehemaligen Olympia-Teilnehmer Christoph Sahner Einheiten absolviert. „Das bringt uns nochmal enorm weiter“, sagt der VTZ-Übungsleiter. „Wenn ich eine Schuhschachtel habe, hat er einen riesigen Karton an Erfahrung und Wissen.“ Welches Timo Port gut aufnehme.

Dem Hammerwerfer, der als kleiner Junge über Mutter Christine (Weitspringerin) und Schwester Marie Port zur Leichtathletik gekommen war, und zunächst Dreikämpfe (Sprint, Weitsprung, Wurf) und Mitteldistanzen absolvierte, habe schon damals häufig sein jetziger VTZ-Coach zur Seite gestanden. „Da er selbst früher Hammerwerfer war, dachte er, er könnte das ja mal mit mir ausprobieren.“ Und die Begeisterung war schnell geweckt. „Hammerwurf ist eine Disziplin, die man nicht sofort mit der Leichtathletik verbindet. Nicht so wie Sprinten, Weitsprung oder Speerwerfen. Dabei ist es so eine schöne und faszinierende Sportart – auch zum Zuschauen“, beschreibt der Biesinger die Kombination aus Kraft, Schnelligkeit und Koordination, die seine Disziplin für ihn ausmache. Und „Timo hat alles, was ein guter Athlet braucht. Er hat Talent, einen guten Lebenswandel, er bringt den Willen und den Fleiß mit und er ist sehr wissbegierig – ich kann mir eigentlich keinen besseren Athleten vorstellen“, erklärt Zimmermann, wie der Weg von diesem Ausprobieren der Disziplin Port nur ein paar Jahre später zur U18-EM nach Jerusalem führen kann. „Das ist für die VTZ-Leichtathletik nach vielen Jahren ein absoluter Höhepunkt und ein großer Erfolg für Timo selbst, seinen Trainer und den gesamten Verein“, kann auch Martin Graßhoff, der stellvertretende VTZ-Vorsitzende den Stolz nicht verbergen.

Als einer der Jüngsten in dem 24 Teilnehmer starken Feld wird Timo Port nun am frühen Dienstagmorgen im Givat-Ram Stadion in Jerusalem in die Qualifikation starten. Mit seiner Bestweite von 69,27 Metern geht er als Zwölfter der Meldeliste in die Konkurrenz. Die Anspannung vor seinem ersten internationalen Auftritt spürt Port, dessen bisher größter Erfolg Platz vier bei der U18-DM im Februar sowie der M15-Titel bei den Süddeutschen 2021 in Fürth war, „schon sehr deutlich“. Dabei habe der Schüler der Gemeinschaftsschule Gersheim, der anstrebt, an der Fachhochschule in Zweibrücken Mechatronik zu studieren, gar nichts zu verlieren. „Die Hoffnung, teilnehmen zu können, hat sich ja schon erfüllt“, sagt Port und fügt an: „Aber das große Ziel, das ich mir setzen kann, ist es, ins Finale (am Mittwoch) zu kommen, in die Top-Acht.“ Sein Trainer Jörg Zimmermann wünscht sich, dass sein Schützling die EM „genießen und Spaß haben“ kann. „Ganz ehrlich, mein Ziel war es, in diesem Sommer mit dem Fünf-Kilo-Hammer über 60 Meter zu kommen. Dass Timo diese Marke so weit übertroffen hat, dass er zur Europameisterschaft fährt, ist natürlich super. Aber er soll nicht verkrampfen, er soll einfach einen vernünftigen Wettkampf machen.“ Eine Weite um die 65 Meter wäre okay. „Was dann dabei rauskommt, ist zweitrangig. Alles, was Timo jetzt macht, kommt ihm zugute. Er muss es aufsaugen und bestmöglich verwerten.“

Vielleicht auch dafür, irgendwann seine weiteren Ziele zu erreichen. „Wie für die meisten Sportler, ist es mein größter Traum, es einmal zu den Olympischen Spielen zu schaffen“, erklärt Timo Port, der nach der U18-EM aber erst einmal hofft, „einfach, so weiter machen, mich konstant steigern und immer in einem guten Bereich bleiben zu können“. Und das mit immer größerer Erfahrung dann womöglich auch mit immer kleinerer Nervosität bei solchen Großereignissen.

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