Hussong und Holzdeppe verpassen Leichtathletik-DM Da war es plötzlich nur noch eine

Zweibrücken · Eigentlich hätte das Leichtathletikzentrum Zweibrücken mit gleich drei Athleten bei den deutschen Meisterschaften am Wochenende in Berlin vertreten sein sollen. Nach der Absage von Stabhochspringer Raphael Holzdeppe muss nun auch Speerwurf-Titelverteidigerin Christin Hussong grippekrank passen. Sprinterin Sina Mayer vertritt demnach als einzige Athletin die Farben des LAZ.

 LAZ-Speerwerferin Christin Hussong liegt mit einer Grippe flach und muss den Start bei der DM in Berlin daher absagen.

LAZ-Speerwerferin Christin Hussong liegt mit einer Grippe flach und muss den Start bei der DM in Berlin daher absagen.

Foto: Martin Wittenmeier

Von der großen Lockerheit, mit der Christin Hussong in die vollgepackte Sommersaison gestartet war, ist die Speerwerferin des LAZ Zweibrücken gerade ein Stück weit entfernt. Plagte sich die 28-Jährige nach ihrem Sturz beim vereinseigenen Meeting zuletzt mit Problemen an Wade und Hüftbeuger, erwischte sie nun in der Woche vor der deutschen Meisterschaft in Berlin eine Grippe. „Ich kann nicht starten“, erklärt die Titelverteidigerin am Freitag bedröppelt, dass sie wie schon Vereinskollege Raphael Holzdeppe die Teilnahme absagen musste. Erstmals seit 2017, als Katharina Molitor (Leverkusen) den Titel gewann, wird die deutsche Speerwurf-Meisterin demnach nicht Christin Hussong heißen.

„Es gibt tatsächlich auch noch eine normale Grippe“, erklärt diese, dass die zahlreichen Corona-Tests in den vergangenen Tagen alle negativ ausgefallen sind. Was die Enttäuschung über das Fehlen im Berliner Olympiastadion, wo die Herschbergerin 2018 ihren EM-Triumph mit starken 67,90 Metern gefeiert hatte, nicht mindert. „Ich bin niemand, der einen Wettkampf leichtfertig absagt, da muss schon viel dazugehören. Wenn es körperlich aber nicht geht, dann geht‘s halt nicht.“

Immerhin muss sich die LAZ-Athletin keine Sorgen um die Qualifikationen für WM (15. bis 24. Juli in Eugen/USA) und EM (15. bis 21. August in München) machen. Zum einen, weil Hussong mit ihrer Saisonbestleistung von 64,87 Metern beide Normweiten (WM: 64,00; EM: 62,50) bereits übertroffen hat, vor allem aber, weil sie per Wildcard bereits für beide Großereignisse qualifiziert ist. Für die EM als Titelverteidigerin, für die WM durch den Diamond-League-Sieg 2021.

Und bei ebendieser Weltmeisterschaft wird Hussong nach der DM-Absage nun ihren nächsten Wettkampf bestreiten. Für kommende Woche ist derzeit noch ein Trainingslager in Offenburg gemeinsam mit Johannes Vetter, der aufgrund von Schulterproblemen auf die DM verzichtet, Bundestrainer Boris Obergföll und Jana Marie Lowka geplant. „Ich hoffe, dass ich die Krankheit schnell auskuriere. Ich muss auf jeden Fall gesund sein, nicht dass ich Jojo noch anstecke.“ Dieses Risiko gehe sie keinesfalls ein. „Aber ich denke, es tut dann auch ganz gut, nochmal was anderes zu sehen und einen anderen Input zu bekommen.“

Nachdem für Sina Mayer die Wintersaison aufgrund ihrer Corona-Erkrankung abrupt beendet war, sie auf den Start bei der Hallen-DM verzichte musste, kann sich die Sprinterin nun als einzige LAZ-Starterin auf die nationalen Titelkämpfe freuen. „Corona hatte mich schon richtig zurückgeworfen. Ich war drei Wochen komplett außer Gefecht. Drei Wochen, die ich auch an Training verloren habe“, erzählt die 27-Jährige begleitet von einem Seufzer. „Ich musste mich dann wieder Schritt für Schritt zurück kämpfen.“

Damit, Rückschläge wegzustecken, kennt sich die Sprinterin nur zu gut aus. Nach ihrer starken Saison 2017 warfen sie immer wieder Verletzungen nach hinten, sie kam nicht mehr an ihre Bestzeit von 11,25 Sekunden über die 100 Meter heran, verlor ihren Kaderstatus. 2020 unterzog sich die LAZ-Athletin einer Leisten-OP und verzichtete auf die verspätete Corona-Saison. Stark hatte sich Mayer dann im vergangenen Jahr zurückgemeldet. In der Halle hatte sie über die 60 Meter eine neue Bestzeit (7,30 sek) aufgestellt, im Sommer lief sie in 11,26 Sekunden über die 100 Meter ihre zweitschnellste Zeit, die sie je über diese Distanz gelaufen ist und belegte als Vierte ihre bis dahin beste DM-Platzierung. Gut war sie Anfang des Jahres auch wieder in die Hallen-Meetings reingekommen – bis zur Corona-Erkrankung.

Deren Auswirkungen haben sich bis in die Sommervorbereitung gezogen, betont Mayer, dass die „Situation nicht einfach“ war. Doch mittlerweile kommt die LAZ-Sprinterin, die ihre Arbeitswochenstunden als Gesundheitsmanagerin bei der Firma Helexier von 20 auf zehn Stunden reduziert hat, um den Fokus mehr auf den Sport zu legen, immer besser in Gang. „Ich bin zwar noch nicht auf dem Niveau vom vergangenen Jahr, aber ich bin auf einem guten Weg“, erzählt sie, dass sie im Training gerade nochmal einen Sprung gemacht hat. Mit ihrer bisherigen Saisonbestleistung von 11,51 Sekunden aus Rhede und den zwei weiteren Rennen ist sie allerdings „noch nicht zufrieden“. Da hätten sich noch zu viele Baustellen gezeigt. „Es war noch kein richtig runder Lauf dabei. Die Wettkampfroutine muss erst wieder kommen und es hat noch die Spritzigkeit gefehlt“, erklärt die 27-Jährige, die vornehmlich in einer Trainingsgruppe am Olympiastützpunkt in Saarbrücken trainiert. Uli knapp, der im Herbst nach Mannheim gewechselt war, schreibt weiter ihre Pläne, betreut wird sie vor Ort vom neuen Landestrainer Sven Timmermann.

In Berlin hofft Sina Mayer, dass am Samstag (Vorläufe ab 13.05 Uhr) der Knoten platzt. Nach dem starken vierten Platz im Vorjahr setzt sie sich bei der DM „auf jeden Fall das Finale als Ziel“. Obwohl die Konkurrenz bei den deutschen Frauen mit unter anderem der Jahresschnellsten Gina Lückenkemper (SCC Berlin, 11,04 sek), Titelverteidigerin Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen), Rebekka Haase, Lisa Mayer (beide Sprintteam Wetzlar), Tatjana Pinto (TV Wattenscheid) oder Jennifer Montag (Bayer Leverkusen) sehr groß ist. „Aber jedes Jahr werden die Karten neu gemischt“, ist Sina Mayer gespannt, wie das Blatt dieses Mal aussieht. Klar ist, dass sie am Samstag „natürlich Saisonbestleistung“ laufen will. Um dann womöglich auch näher an die EM-Norm (11,24 sek) heranzulaufen. Von der sei sie „eigentlich gar nicht so weit weg“. Zumindest nicht in Bestform. „Es ist nicht unmöglich, die zu laufen. Ob es schon am Wochenende soweit ist – mal sehen.“

 Gerade aus seiner langen Verletzungspause zurück, muss LAZ-Stabhochspringer Raphael Holzdeppe bei der DM schon wieder passen: Eine Verhärtung der Wadenmuskulatur bremst ihn aus.

Gerade aus seiner langen Verletzungspause zurück, muss LAZ-Stabhochspringer Raphael Holzdeppe bei der DM schon wieder passen: Eine Verhärtung der Wadenmuskulatur bremst ihn aus.

Foto: Martin Wittenmeier
 Sina Mayer wird bei der DM als einzige LAZ-Starterin die Zweibrücker Farben vertreten. Sie hofft auf den Sprung ins 100-Meter-Finale.

Sina Mayer wird bei der DM als einzige LAZ-Starterin die Zweibrücker Farben vertreten. Sie hofft auf den Sprung ins 100-Meter-Finale.

Foto: IMAGO/Beautiful Sports/IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/R. Schmitt

Auf die Norm (5,75 m) für die Heim-EM in München – der Qualifikationszeitraum läuft noch bis Ende Juli – kann auch Raphael Holzdeppe noch hoffen. Die Chance auf die WM in Eugene/USA (15. bis 24. Juli) ist für den Stabhochspringer des LAZ Zweibrücken allerdings dahin. Die DM in Berlin wäre die letzte Quali-Möglichkeit gewesen – und hier muss der 32-Jährige am Samstag passen. Nach dem Abbruch des Wettkampfs in Hof in der Vorwoche aufgrund von Muskelverhärtungen (wir berichteten), kann der Weltmeister von 2013 noch nicht wieder ins Geschehen eingreifen. Mit Titelverteidiger Oleg Zernikel (ASV Landau), Trainingspartner von Holzdeppe unter Bundestrainer Andrei Tivontchik in Zweibrücken, und Lamin Krubally (ASV Landau) stehen dennoch zwei Pfälzer im DM-Finale. Diese messen sich unter anderem mit dem Führenden der deutschen Jahresbestenliste, Bo Kanda Lita Baehre und Torben Blech (beide Bayer Leverkusen).

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