EHC Zweibrücken am Sonntag im Einsatz Stokowski peilt mit Hornets den Titel an

Zweibrücken · Der Defensivspezialist des EHC Zweibrücken sieht das derzeitige Team als das stärkste an, das der Eishockey-Regionalligist je hatte. Dennoch will der ehemalige DEL2-Spieler vor der Aufgabe beim Tabellenachten EV Ravensburg am Sonntag nicht von einem Pflichtsieg sprechen.

 Emotionen gehören für Felix Stokowski (rechts) auf dem Eis einfach dazu.

Emotionen gehören für Felix Stokowski (rechts) auf dem Eis einfach dazu.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Felix Stokowski ist dafür bekannt, auf dem Eis auch mal hart austeilen zu können. Bei der Frage nach seinen persönlichen Zielen in dieser Saison mit dem Eishockey-Regionalligisten EHC Zweibrücken muss er daher selbst erst einmal lachen: „Man hat es vielleicht schon gemerkt, ich habe mir fest vorgenommen, weniger Strafzeiten zu kassieren, ruhiger zu werden – ich werde ja auch älter“, erklärt der 28-Jährige. Ganz leicht falle ihm das natürlich nicht. Und ganz ohne Emotionen muss und darf es für ihn auch nicht zugehen. „Aber ich weiß schon, dass ich in gewissen Situationen an mir arbeiten und lernen muss, mich besser unter Kontrolle zu halten.“ Was nicht heißt, dass sich Gegen- und Mitspieler in Sicherheit wiegen können, nicht doch mal von dem 1,87 Meter großen Abwehrturm angefahren zu werden.

Es ist schön für ihn, dass er das in dieser Saison wieder tun kann. Im vergangenen Jahr war er sportlich kürzer getreten, hat durch seine Auszeit keine der beiden EHCZ-Partien vor dem coronabedingten Abbruch miterlebt. 18 Monate lang hat der ehemalige DEL2-Profi kein Pflichtspiel bestritten. Er habe in dieser eishockeyfreien Zeit gemerkt, „dass mir diese Pause sehr gut getan hat“. Es war die erste Saison, in der der 28-Jährige auch mal einen Winter frei hatte. „Als ich mit dem professionellen Eishockey aufgehört habe, kam gleich der Übergang zu den Hornets.“ Über fünf Jahre ist das mittlerweile her. Große Auszeiten vom Sport gab es für den gebürtigen Ludwigshafener nie. Doch obwohl er die freie Zeit genossen hat, habe er nie einen Gedanken daran verschwendet, die Schlittschuhe komplett an den Nagel zu hängen. „Ich habe schon auch relativ schnell gemerkt, dass es wieder gejuckt hat. Als es Dezember wurde, wo man normalerweise im Spielfluss ist, war es komisch – da fehlte einfach was.“

Nach eineinhalb Jahren ohne Pflichtspiel war es für Stokowski daher „natürlich supergeil“, wieder vor Fans auf dem Eis um Punkte zu kämpfen. „Die Zweibrücker Zuschauer haben mich auch wider nett begrüßt, die sind bei uns ja echt ein Highlight“, sagt der Defensivspezialist. Und die Fans hatten im bisherigen Saisonverlauf bereits einigen Grund zum Jubeln. Mit fünf Siegen aus fünf Partien stehen sie an der Spitze. Und Stokowski schätzt die derzeitige Mannschaft als „sehr stark“ ein. „Meiner Meinung nach ist es die stärkste, die wir je hatten.“ Das lasse sich schon jetzt erkennen. Wenn die Mannschaft auch noch keinesfalls da ist, wo sie sein könnte. „Wenn wir auch schon mitten in der Saison sind, sind wir eigentlich immer noch in der Vorbereitungsphase“, betont er. Automatismen hätten sich noch nicht eingestellt. „Und so hart das klingt, wir werden auch in den 18 Rundenspielen nicht auf dem Leistungslevel sein, auf dem wir gerne wären.“ Womit Stokowski, der in seiner sechsten Saison für die Hornets auch als Assistent im Team fungiert, allerdings schon sehr zufrieden ist, sind die Sturmreihen. „Da sieht man schön das System und das Spielerverständnis“, lobt der Abwehrspezialist. Diese Offensivkraft werde auch beim Blick auf die bisherigen Ergebnisse deutlich. In den fünf Partien haben die Hornets bereits 39 Treffer erzielt. „Allerdings muss man knallhart sagen, dass man daran auch die zu hohe Gegentrefferquote ablesen kann.“ Die Mannschaft müsse sich nun darauf konzentrieren, was die Aufgaben der einzelnen Spieler ab der blauen Linie des Gegners sind. „Da liegt noch unser Defizit“, erklärt der ehrgeizige Spieler, der 2016 von den Ice Fighters Leipzig nach Zweibrücken gekommen war und hier gleich im ersten Jahr den Titel feiern durfte. „Definitiv war das der schönste Moment hier“, sagt er und fügt an: „Das war schon geil. Gerade auch, weil es dir nicht leicht fällt, wenn du höherklassig gespielt hast, den Schritt nach unten zu gehen. Dann in eine Mannschaft zu kommen, bei der die Zuschauerzahlen stimmen, man generell das Gefühl hat, dass das dem professionellen Bereich ähnelt, dann hilft so ein geiler Erfolg schon.“

Bereits mit 23 hat Stokowski den Weg raus aus dem Profisport gewählt. „Ich hatte zwar noch Angebote aus der Oberliga und der zweiten Liga“, erzählt er, dass er im Nachhinein auch meinen könnte, womöglich zu früh aufgehört zu haben. „Aber, ich bin jemand der sagt: richtig oder gar nicht.“ Und er hatte sich die Frist gesetzt, die Reißleine zu ziehen, wenn er es mit 25, 26 Jahren nicht geschafft hat, fest in der ersten Liga zu spielen. Er zog sie noch früher. Gerade mit dem Blick auf die Coronazeit sagt Stokowski: „Ich bin froh, dass ich diesen Weg so gegangen bin. Ich habe viele Kumpels, die in der zweiten und dritten Liga spielen, die richtige finanzielle Probleme haben. Die in die Not kamen, zu sagen: Jetzt muss ich auch einen Plan B aufstellen – da war ich schon zehn Schritte voraus.“ Automobilkaufmann Stokowski hatte seine Umschulung zum Immobilienkaufmann beendet, hat nun einen unbefristeten Arbeitsvertrag, „ich kann meine Zukunft planen und spiele nebenher Eishockey: Ganz ehrlich, auch wenn es manchmal noch weh tut, war es bisher doch meine beste Lebensentscheidung.“

Und mit Stolz kann er zudem auf erfolgreiche Momente zurückblicken. „Eine ganz große Rolle“ in diesen schönen Erinnerungen spielen für Stokowski die Jungadler Mannheim. „Lustigerweise geht das auch vielen Profis so, die ich aus meiner Zeit dort noch kenne.“ Steven Bär und Tim Bender etwa. „Die sagen alle: ‚Jungadler, das war einfach etwas Besonderes‘“, erklärt der ehemalige Juniorennationalspieler. „Man war Kind, man war mit seinen Jungs zusammen.“ Obwohl es dennoch eine sehr harte Schule gewesen sei mit dem großen Trainingsumfang. „Es war schon eine sehr verrückte, sehr wilde Zeit“, blickt Felix Stokowski schmunzelnd zurück. Und eine erfolgreiche. Drei Mal war er mit den Jungadlern deutscher Nachwuchsmeister. „Man ist auch gut rumgereist, nach Kanada, Schweden, Finnland.“ Aus der Profizeit hebt er als Highlight den DEL2-Club Fischtown Pinguins Bremerhaven heraus, mit dem er auch Vizemeister wurde.

Doch diese Erfolge sollen nicht die letzten sein, an die sich Stokowski gerne zurück erinnert. Auch die Chancen, mit Zweibrücken nochmal Meister in der Regionalliga zu werden, schätzt er als sehr hoch ein. „Ich rechne in diesem Jahr schon fest damit“, macht er seine Zielsetzung mit dem EHCZ selbstbewusst klar. „Wenn einer unserer Spieler etwas anderes sagen würde, würde ich ihn bitten, daheim zu bleiben. Hobby hin oder her. Ich finde, im Sport muss immer eine gewisse Leidenschaft dabei sein und für mich ist es normal, dass ich etwas mache, um Erfolg zu haben.“ Das sei eine Grundeinstellung, aber auch eine Frage des Respekts. „Das ist Teamsport. Wenn der einzelne Spieler beim Tennis oder Tischtennis sagt, ihm ist es egal, ob er gewinnt oder verliert. Dann gewinnt oder verliert er auch nur alleine. Im Teamsport sieht das anders aus. Das muss man sich fragen, ist das fair gegenüber den anderen Spielern, die sich den Arsch aufreißen, die da hingehen, wo es wehtut.“

Wenn man den Eishockey-Spieler Stokowski so vor Augen hat, sich dann den seriösen Immobilienmakler vorstellt, ist das für Außenstehende nur schwer zusammenzubringen. „Das sagen meine Chefs auch immer“, sagt er lachend. „Irgendwie brauche ich diese gewisse Normalität im Beruf, wo ich mich zusammenreißen muss.“ Aber genauso brauche er es, auf dem Eis Vollgas zu geben. „Wenn ich den Eishockeyhelm aufziehe, bin ich wie ein anderer Mensch.“ Doch Hobby und Beruf würden nicht nur durch Gegensätze bestimmt. „Man kann einiges aus dem Sport mitnehmen. Die Teamfähigkeit, gewisse Denkweisen und auch die Belastbarkeit“, erklärt Stokowski, für dessen Hornets es am Sonntag, 18 Uhr, beim EV Ravensburg um den sechsten Sieg in Serie geht. „Ich bin aber kein Fan von Standardaussagen, mir gehen auch Interviews von Profisportlern auf den Keks. Man darf nicht vergessen, es gibt immer zwei Mannschaften, beide trainieren und beide wollen gewinnen. Da jetzt von Pflicht zu sprechen, ist immer so eine Sache“, betont der EHCZ-Spieler. Dennoch sei es das Ziel der Zweibrücker, auch beim Tabellenachten zu gewinnen. Beim EVR selbst mithelfen kann Stokowski nicht. Er hat sich gegen Stuttgart am linken Ellbogen verletzt. „Ich habe zwar noch weitergespielt, weil ich dachte, das ist alles nicht so schlimm“. Und hat durch einige gelungene Abwehraktionen kurz vor Schluss mitgeholfen, den Sieg über die Zeit zu retten. „Jetzt ist allerdings auch der Schleimbeutel betroffen, ich muss ein Antibiotikum nehmen“, erzählt Stokowski, dass er „so blöd gefallen ist, dass der Ellbogen aufplatzte“. In der letzten Drittelpause bekam er den Cut in der Kabine genäht. „Lieber mit dem Adrenalin, dachte ich mir, dann tut es nicht so weh.“ Also, aufs Handtuch gebissen, zwei Stiche reingenäht und zurück aufs Eis. Nicht nur hart im Austeilen, sondern auch hart im Nehmen eben.

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