EHC Zweibrücken bewahrt weiße Weste Hornets machen es wie Lokomotive Moskau

Zweibrücken · Regionalligist EHC Zweibrücken gewinnt Eishockey-Krimi gegen Stuttgart mit 7:6. Neun Treffer fallen im ersten Drittel. Darunter das „Tor das Jahres“ von Fabian Fellhauer.

 Am Ende wurde es ein Kraftakt für den EHC Zweibrücken um Joshua Mikes (Mitte). Doch die Hornets schafften es, den Sieg gegen die Stuttgarter Rebels über die Zeit zu retten.

Am Ende wurde es ein Kraftakt für den EHC Zweibrücken um Joshua Mikes (Mitte). Doch die Hornets schafften es, den Sieg gegen die Stuttgarter Rebels über die Zeit zu retten.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Als auch der letzte Schuss der Stuttgart Rebels neben dem Tor landet und zwei Sekunden später die Schluss-Sirene ertönt, reißt Torwart Steven Teucke die Arme in die Luft – und die Hornets-Fans unter den 546 Zuschauern in der Ice-Arena sind aus dem Häuschen. Mit 7:6 (6:3/1:2/0:1) gewinnt der EHC Zweibrücken sein Heimspiel gegen den Stuttgarter EC und übernimmt mit der makellosen Bilanz von fünf Siegen in fünf Spielen wieder die Tabellenführung in der Eishockey-Regionalliga Südwest.

Teucke und seine Mitspieler hatten in der Schlussphase allerdings Schwerstarbeit zu verrichten. Insbesondere in den letzten zwei Minuten, die der EHCZ nach einer Zeitstrafe gegen Joshua Mikes in Unterzahl überstehen musste, belagerten die Schwaben das Tor der Zweibrücker und entfachten einen immensen Druck. Im Sekundentakt zischte der Puck Richtung Hornets-Gehäuse.

„Da ist man als Torwart so im Tunnel, da denkt man nicht mehr viel nach. Höchstens so etwas wie: ‚Was kommt? Ich fress es! Jungs, blockt, blockt.‘ Aber eigentlich reagiert man nur noch“, beschrieb Teucke die Nerven zerreißende Schlussphase in der Ice-Arena. Warum seine Hornets den Eishockey-Krimi trotz des Stuttgarter Dauerdrucks am Ende für sich entschieden? „Wir haben einfach eine geile Truppe, die füreinander den Kopf hinhält. Wie sich die Jungs am Ende in die Schüsse geworfen haben, war phänomenal. Lukas Braun hat sich dabei noch leicht verletzt. Allein Felix Stokowski hat drei, vier Schüsse abgeräumt“ schwärmte Teucke. „Am Ende waren wir wie Lokomotive Moskau – jeder hat aus dem letzten Loch gepfiffen.“

Zumindest bis zur Hälfte der Spielzeit hatte es nicht danach ausgesehen, als ob die Hornets bis zum Schluss um den Sieg zittern müssten. Während das Schlussdrittel das spannendste war, war das erste eindeutig das spektakulärste. Als in der Ice-Arena noch nicht alle Zuschauer Platz genommen hatten, stand es schon 1:0 für die Hornets. Erik Betzold hatte serviert, Dan Radke abgeschlossen. Da waren gerade mal 24 Sekunden gespielt. Stuttgart gelang zwar der schnelle Ausgleich, dann waren aber wieder die Zweibrücker am Drücker. Betzold erzielte das 2:1. Kurz darauf legte Dan Radke den Puck rechts raus zu Claudio Schreyer – ein präziser Pass ins Zentrum – wieder Betzold: 3:1. Das ging alles ein bisschen zu schnell für die Schwaben, die wenig später das 1:4 durch Schreyer schlucken mussten. Doch schon zu dieser Phase zeigte sich die eine oder andere Lücke im Abwehrverbund der Zweibrücker, die gegen die Rebels auf die drei Verteidiger Leon Kremer, Sascha Göth und Matthew Genest-Schön verzichten mussten. Mit einem Doppelschlag binnen 25 Sekunden verkürzte Stuttgart auf 3:4. Als die Hornets kurz darauf in Unterzahl spielen mussten, drohte sogar der Ausgleich. Doch die Gäste hatten die Rechnung ohne Fabian Fellhauer gemacht. Es war nicht ganz klar, was der 25-Jährige in jener 14. Minute im eigenen Drittel geplant hatte. War es ein Befreiungsschlag? War es ein weiter Pass? War es ein Torschuss? Fellhauer war es vor allem egal. Denn der Puck flog und flog – und schlug tatsächlich im Netz der Rebels ein. EHCZ-Vorstandsmitglied Thorsten Rehfeld bezeichnete den Treffer später als „Tor des Jahres“.

Hornets-Kapitän Stephen Brüstle sorgte dann höchstpersönlich dafür, dass der alte Vorsprung wieder hergestellt wurde. Brüstle wurde mit dem Rücken zum Rebels-Tor angespielt und schupfte den Puck mit der Rückhand lässig ins linke Eck. 6:3 für die Hornets nach gerade mal einer knappen Viertelstunde. Dabei blieb es bis zur Drittelpause. „Da war im ersten Drittel ja schon ein komplettes Spiel drin. Dabei hätte man es dann auch belassen können“, schmunzelte Teucke. Der sich allerdings auch nach dem Tor zum 7:3 im zweiten Drittel durch Maximilian Dörr sicher war, dass die Partie noch längst nicht gelaufen war. „Stuttgart hat eine junge, motivierte Mannschaft, die richtig Druck machen kann. Wir haben dort mal 9:4 geführt und das Spiel ist noch ins Penalty-Schießen gegangen“, erinnerte sich der Goalie.

Und er sollte recht behalten. Stuttgart schlug vor Ende des zweiten Drittels noch zwei Mal zu. Auch weil die Hornets ihre Deckung entblößten. „Da sind einige ein wenig zu übermütig geworden, als es vorne gut ausgesehen hat. Da dürfen wir uns nicht so locken lassen. Hinten waren wir ständig in Unterzahl“, analysierte Teucke. Spätestens als die Hornets im letzten Drittel den sechsten Treffer der Rebels schlucken mussten, stand die Partie auf des Messers Schneide. Doch rechtzeitig als der Stuttgarter Sturmlauf seinen Höhepunkt erreichte, entdeckten die Hornets auch ihren Defensivgeist wieder. Angetrieben von den „Lets-Go-Hornets“-Sprechchören in der Ice-Arena verteidigten die Zweibrücker vehement – und retteten den knappen Vorsprung in Unterzahl über die Ziellinie.

„Fünf Spiele, fünf Siege, klar sind wir froh mit dem Start. Als Torwart muss ich aber auch sagen, dass wir hinten zulegen müssen. Natürlich haben heute drei wichtige Verteidiger gefehlt. Das hat man uns angemerkt. Aber unser Defensivspiel haben wir in dieser Saison noch nicht so richtig gefunden“, mahnte Torwart Teucke trotz Tabellenführung und weißer Weste.

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