Streit um Wurstbude in Saarlouis Am Großen Markt geht’s wieder um die Wurst

Saarlouis · Am Großen Markt ist eine der legendären Imbissbuden zu verpachten. Die Bewerber stehen Schlange. Die Frage ist: Gibt’s Veganes oder Rostwurst?

 38 Jahre lang war Schwaggis Imbiss in Saarlouis Großer Markt eine Rostwurstbude. Wie geht es nun dort weiter?

38 Jahre lang war Schwaggis Imbiss in Saarlouis Großer Markt eine Rostwurstbude. Wie geht es nun dort weiter?

Foto: Nicole Bastong

Eigentlich nur eine simple Frage, sollte man meinen, aber die schlägt gerade ziemliche Wellen in Saarlouis: Nach fast 38 Jahren hat das Rostwurstbuden-Urgestein „Schwaggis schneller Imbiss“ am Großen Markt aufgehört – wer wird nun der Nachfolger?

Doch an dieser Frage scheiden sich die Geister, einmal mehr, denn nicht zum ersten Mal entbrennt die Diskussion um die (inhaltliche, will sagen kulinarische) Gestaltung der Buden, aber auch heftiger als erwartet: Anlass für eine breite Diskussion war ein Facebook-Post der CDU Saarlouis auf ihrer Seite „Saarlouis im Herzen“, verbunden mit der polarisierenden Frage: Was soll in der Bude künftig verkauft werden, Rostwurst oder Veganes?

Die fast 1000 Reaktionen darauf überraschten auch den CDU-Fraktionschef im Stadtrat, Raphael Schäfer: „Hier ist uns nochmal die zentrale Bedeutung dieser Buden klar geworden.“ Die „super große Resonanz“ online mit vielen Vorschlägen, die zum Teil aber auch in Lagerkämpfe „zwischen Veggies und Fleischessern“ mündete, habe für die CDU schon ein Meinungsbild gezeigt: „Die Saarlouiser wollen aus unserer Sicht wieder eine Wurstbude.“

  Der Autor Alfred Gulden hat sich mit dem Kulturort Rostwurstbude beschäftigt. Hier steht er an einer der Imbisse am Großen Markt in Saarlouis.

Der Autor Alfred Gulden hat sich mit dem Kulturort Rostwurstbude beschäftigt. Hier steht er an einer der Imbisse am Großen Markt in Saarlouis.

Foto: Patric Bies, RLS/Patric Bies

Ein durchmischtes Angebot sei inzwischen gegenüber früheren Zeiten vorhanden. Die Frage sei nun offen, betont Schäfer, verrät aber schon, dass der Großteil seiner Fraktion seine Ansicht teile – innerhalb der schwarz-grünen Koalition im Stadtrat sei das eher nicht der Fall.

 So sahen die Wurstbuden am Großen Markt 1998 aus.

So sahen die Wurstbuden am Großen Markt 1998 aus.

Foto: Engel und Seeber

Die Stände sind begehrt, nicht zuletzt wegen der vergleichsweise geringen Innenstadtmiete, aktuell 450 Euro kalt für 13 Quadratmeter. Über zwei Dutzend Bewerbungen lagen schon vor, bevor sich der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt kürzlich damit beschäftigte, und, in sozialen Medien entsprechend befeuert, soll dies auch im nicht-öffentlichen Teil zum Streitpunkt geraten sein. Am Ende entschied man, nach Antrag der schwarz-grünen Koalition, eine Ausschreibung auf den Weg zu bringen – und zwar ohne den Zusatz, dass eine Ergänzung des vorhandenen Angebotes gewünscht ist.

Rostwurstbude am Großen Markt in Saarlouis sucht Nachfolger
Foto: Nicole Bastong

Die Ausschreibungen der vergangenen Jahre sahen dies durchaus vor, bestätigt die Stadtverwaltung, die mit etlichen weiteren Bewerbern rechnet. Doch die meisten Versuche, am Standangebot inhaltlich etwas zu ändern, scheiterten schnell: Bubble Tea, Churros, Joghurt, Kartoffelgerichte, Kirmessüßigkeiten, um nur einige zu nennen – das alles hat nicht lange funktioniert.

Hinter den Kulissen brodelt es nun, hört man: Sollte jetzt etwa die schwarz-grüne Koalition, die sich sogar beim Megathema Lisdorfer Berg irgendwie zusammenraufen will, ausgerechnet an einer Wurstbude scheitern?

Aber nein: „Wir haben ein super Verhältnis in der Koalition“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Gerald Purucker. „Wir diskutieren immer, aber zum Schluss kommen wir auch immer zu einem Ergebnis.“ Die Resonanz auf die CDU-Umfrage bei Facebook habe ihn auch sehr überrascht. „Die Ausschreibung ist für uns nun ein Weg, der gangbar ist.“

Bei der Frage nach dem künftigen Angebot vertrete seine Fraktion allerdings ihre Meinung, sagt Purucker: „Wir haben da als Grüne einen anderen Ansatz, wollen ein vegetarisches oder veganes Angebot.“ Zeitgemäß und nachhaltig soll dies sein, findet er. „Meine persönliche Meinung ist, dass dies die Vielfalt und damit die Attraktivität der Stadt steigern kann.“ Beim Angebot selbst seien die Grünen für alles offen, entscheidend sei ein gutes Konzept.

Immerhin gibt es noch zwei weitere Wurstbuden am Großen Markt, sagt Purucker: „Ich würde nicht so weit gehen, die Rostwurst als Kulturgut zu bezeichnen. Und vielleicht kann ja auch ein Wurstliebhaber mal was Veganes probieren.“

Die Ausschreibung für den Imbiss hat die Stadt am Montag veröffentlicht, die Bewerbungsfrist endet am 19. März. Erst dann geht es wirklich um die Wurst: Zunächst entscheidet der Haupt- und Finanzauschuss, danach der Stadtrat über die Bewerbungen.

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