Porträt: Jürgen Bennoit aus Völklingen Die Kamera ist fast immer dabei

Völklingen · Der Völklinger Jürgen Bennoit ist ein leidenschaftlicher Reisender. Das führte ihn zur Fotografie. Und zum Fotoclub Völklingen, den er seit 13 Jahren führt – sehr erfolgreich.

 Hier hat Jürgen Bennoit am Simschel das Teleobjektiv in der Hand. Dabei geht es dann um Vogel-Bilder.

Hier hat Jürgen Bennoit am Simschel das Teleobjektiv in der Hand. Dabei geht es dann um Vogel-Bilder.

Foto: BeckerBredel

Jürgen Bennoit (69) trifft man bei Fastnachtsumzügen, Oldtimer-Paraden, Open-Air-Konzerten oder im Weltkulturerbe. Die Kamera hat der Völklinger Amateurfotograf fast immer dabei. Wir sind mit ihm am idyllischen Simschel-Weiher verabredet. Fotos von Wasservögeln lägen aktuell im Trend, erzählt Bennoit. Die zutraulichen Enten interessieren ihn weniger, er hält Ausschau nach fliegenden oder jagenden Tieren. Sogar einen Eisvogel bekommt er hier ab und zu vor die Linse. „Er ist sehr scheu“, weiß Bennoit. Neben einem Teleobjektiv benötigt man viel Geduld für einen Schnappschuss von dem schillernden Vogel.

Einen langen Atem brauchte Bennoit auch, bis er ein Bild der berühmten Lombard Street in San Fransisco im Kasten hatte. 20 Jahre träumte er davon, die Straße zu fotografieren. Am 20. Mai 1998 konnte er die steilen Serpentinen endlich ins Visier nehmen. „Ich reise sehr viel in der Welt herum“, verrät der Rentner, der früher die Härterei der Völklinger Hütte leitete.

Im Vorjahr erkundete er Kuba mit dem Mietwagen. „Das war ein echtes Abenteuer“, erinnert er sich. Die Straßen seien katastrophal, aber die Menschen unwahrscheinlich nett. Die nächste Tour kommt bestimmt, Costa Rica und Indien stecken ihm noch in der Nase. Durch seine Reiseleidenschaft kam Bennoit Anfang der 70er Jahre zu seinem Hobby, er wollte die Erinnerungen festhalten. „Am liebsten fotografiere ich Menschen“, sagt Bennoit. Manchmal werden die Models ins Studio eingeladen. So wie bei der Ausstellung „Völklinger Gesichter“, die der Fotoclub Völklingen 2018 auf die Beine stellte. Die Leute wurden so gezeigt, wie man sie aus dem Alltag kennt: in Uniform, mit Hobel, Trommel oder Tennisschläger.

Seit 13 Jahren leitet Bennoit den Fotoclub. Der 1927 gegründete Verein ist der älteste der 15 Fotoclubs im Saarland. Als er den Vorsitz übernahm, zählte man 16 Mitglieder, heute sind es 40. Immer wieder beteiligen sich die Fotografen erfolgreich an Wettbewerben. Bei der Deutschen Fotomeisterschaft schaffte es Bennoit 2015 mit dem Bild eines Gitarrenspielers unter die besten 20. Die Detailaufnahme der Musikerhand am Griffbrett wurde sogar bei einer Ausstellung in Südkorea gezeigt. Dreimal richtete der Club in den letzten Jahren die Landesfotomeisterschaft aus, an der Volkshochschule bietet er Workshops an. Die Fotoexperten treffen sich in allen ungeraden Wochen montags um 19 Uhr im VHS-Lernzentrum Luisenthal (Neue Straße). An den Clubabenden werden die Arbeiten der Kollegen diskutiert, neue Mitstreiter sind stets willkommen.

 Am Völklinger Simschelweiher findet Jürgen Bennoit immer wieder Bildmotive.

Am Völklinger Simschelweiher findet Jürgen Bennoit immer wieder Bildmotive.

Foto: Jürgen Bennoit

„Ein gutes Bild entsteht zuerst im Kopf“, sagt Bennoit. Großen Wert legt er auf den Hintergrund, der wird nach dem Shooting auch schon mal bei der Bildbearbeitung am Computer ausgetauscht. Bei einer Aufnahme am Simschel-Weiher ist es wichtig, dass der Horizont des Teiches waagerecht ist. „Sonst läuft das Wasser aus dem Bild“, erklärt der Fachmann schmunzelnd. Dank digitaler Technik werden die ersten Fotos schon vor Ort gelöscht. „Wenn von 100 Bildern eins gut ist, dann hat es sich gelohnt“, sagt Bennoit.

Übrigens: Nicht immer verlässt er das Haus mit der Kamera, manchmal greift er stattdessen zu seiner Mandola – er ist Mitglied des Mandolinenorchesters Ludweiler.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort