Anruferin (56): Ich leide unter starken Beschwerden durch die Wechseljahre . Einige meiner Freundinnen lassen sich mit Hormonen behandeln. Wie risikoreich ist eine solche Therapie?

Telefon-Doktor: Über das Thema Hormontherapie , medizinisch korrekt Hormonersatztherapie, ist schon viel diskutiert worden. Was sind Hormone eigentlich? Das Wort Hormon stammt aus dem Griechischen und bedeutet anregen, antreiben. Hormone sind Botenstoffe, die über die Blutbahn wichtige Befehle und Signale an die einzelnen Organe geben. Erhält ein Organ nur schwache oder gar keine Befehle, reduziert es seine Aktivität oder stellt sie sogar ganz ein. Hier setzt die moderne Hormonersatztherapie an. Durch Gabe von Hormonen lassen sich eine Reihe der in den Wechseljahren erlebten Beschwerden, etwa Hitzewallungen oder vaginale Trockenheit, mildern. Positive Wirkungen lassen sich auch erwarten, wenn eine Patientin unter häufigen Harnwegsinfekten leidet. Weiterhin gibt es Hinweise, dass eine Hormontherapie sich günstig auf eine Harninkontinenz auswirken kann, vor allem, wenn man unter einer überaktiven Blase leidet. Allerdings stehen zur Behandlung der verschiedenen Formen der Inkontinenz auch nichthormonelle Behandlungen mit nachgewiesener Wirksamkeit zur Verfügung.

Wie fast bei jeder medizinischen Behandlung stehen dem Nutzen einer Hormonersatztherapie auch gewisse Risiken gegenüber. Bei einer Langzeittherapie (über fünf Jahre) ist etwa ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs nicht auszuschließen. Bei Patientinnen mit bestimmten Risikofaktoren (etwa Bluthochdruck) wurde auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Schlaganfälle beobachtet. Aus diesen Gründen sollte vor einer Hormonersatztherapie eine individuelle Nutzen/Risiko-Analyse erfolgen.