Saarbrücker Dächer im Internet

Saarbrücken. Hinter verschlossenen Bürotüren diskutierten Saarbrückens Umweltdezernent Kajo Breuer und Rechtsdezernent Jürgen Wohlfarth lange und heftig darüber, ob die Daten von Saarbrücker Dächern, die im Solarkataster des Regionalverbandes gespeichert sind, künftig auch - für jedermann zugänglich - im Internet erscheinen sollten

Saarbrücken. Hinter verschlossenen Bürotüren diskutierten Saarbrückens Umweltdezernent Kajo Breuer und Rechtsdezernent Jürgen Wohlfarth lange und heftig darüber, ob die Daten von Saarbrücker Dächern, die im Solarkataster des Regionalverbandes gespeichert sind, künftig auch - für jedermann zugänglich - im Internet erscheinen sollten. Das Ergebnis dieser Diskussion präsentierte Breuer am Montag der Presse: Die Daten sind ab sofort im Internet freigeschaltet.Jetzt können sich alle Bewohner des Regionalverbandes im Internet informieren, ob ihr Haus oder das Haus, in dem sie leben, für eine Solaranlage nicht, gut oder sogar sehr gut geeignet ist.

Rechtsdezernent Wohlfarth, den Breuer als hervorragenden Verwaltungsjuristen bezeichnet und der auch Datenschutzbeauftragter der Stadtverwaltung ist, hatte bisher aus Datenschutzgründen gegen eine Veröffentlichung argumentiert (die SZ berichtete).

"Man kann aber auch päpstlicher sein als der Papst", kommentierte Breuer die Haltung seines Kollegen und berichtete, er habe Wohlfarth aufgefordert im Regionalverband einmal nach links und rechts zu sehen - und habe sich für die Freigabe der Daten entschieden: "Zumal sie datenschutzrechtlich nicht relevant sind."

Mit Blick auf den Ausstieg der Bundesrepublik aus der Atomwirtschaft setzen Regionalverbandsdirektor Peter Gillo und Breuer auf erneuerbare Energien.

Das Solarkataster zeigt, dass rund 40 Prozent der 65 000 Gebäude in Saarbrücken für die Erzeugung von Solarstrom gut, sehr gut oder bedingt geeignet sind. "Der Regionalverband Saarbrücken widmet sich seit längerem der Aufgabe, Voraussetzungen für alternative Energieformen zu entwickeln und zu unterstützen", sagte Gillo: "Den erneuerbaren Energieträgern kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Wir möchten mit diesem Solarkataster den Hauseigentümern eine erste grobe Information und hoffentlich auch eine Motivation zum Handeln liefern."

Gillo glaubt, dass die Saarbrücker auf ihren Dächern so viele Solarzellen betreiben könnten, dass der dort erzeugte Strom reichen würde, um rund 90 Prozent des Strombedarfs der privaten Haushalte in der Stadt zu decken. Als Hausherr der weiterführenden Schulen will der Regionalverband übrigens mit gutem Beispiel vorangehen. "Wenn wir diese Potenziale nutzen, kann die Stadt Saarbrücken ihren Kohlendioxidausstoß um 145 000 Tonnen reduzieren. Das entspricht einem Anteil von fast neun Prozent des Gesamtausstoßes der Stadt und ist ein wesentlicher Beitrag zur Erreichung unserer Klimaschutzziele", sagte Breuer. Auf der Regionalverbandshomepage erfahren interessierte Hausbesitzer übrigens auch, wer sie bei der Installation und Finanzierung von Solaranlagen unterstützt.

Wolfgang Selke, der beim Regionalverband die Erstellung des Solarkatasters leitete, berichtete, dass im gesamten Regionalverband bisher nur drei Hauseigentümer dagegen protestierten, dass Angaben über ihr Dach im Internet stehen. Zwei davon - so versicherte Selke - habe er davon überzeugen können, ihre Dächerdaten im Internet zu lassen. Nur ein einziger Bürger habe darauf bestanden, dass die Angaben entfernt würden. Laut Selke hat das Solarkataster bislang 4000 Euro gekostet. Sein Gehalt sei dabei nicht eingerechnet, das sei bundesweit bei solchen Projekten aber auch nicht üblich.

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