Cattenom: Frankreich versteht deutsche Sorge

Regionalverband. Welchen Einfluss er auf das Kernkraftwerk Cattenom habe? "Eine sehr schmeichelhafte Frage" sei dies, bedankt sich Redaktionsgast Philippe Cerf bei den Journalisten, möchte dann aber doch die Möglichkeiten eines Generalkonsuls diffiziler beschreiben. Er könne, sagt Cerf und schmunzelt, weder in Saarbrücken noch in Paris entscheiden, ob er Einfluss habe

 Generalkonsul Philippe Cerf als Gast der Redaktion. Foto: Iris Maurer

Generalkonsul Philippe Cerf als Gast der Redaktion. Foto: Iris Maurer

Regionalverband. Welchen Einfluss er auf das Kernkraftwerk Cattenom habe? "Eine sehr schmeichelhafte Frage" sei dies, bedankt sich Redaktionsgast Philippe Cerf bei den Journalisten, möchte dann aber doch die Möglichkeiten eines Generalkonsuls diffiziler beschreiben. Er könne, sagt Cerf und schmunzelt, weder in Saarbrücken noch in Paris entscheiden, ob er Einfluss habe. Den müsse man sich, wenn überhaupt, erarbeiten. Es gehe vielmehr darum, sich verständlich zu machen, Menschen mit ihren Interessen und Sichtweisen zusammenzubringen, Dinge in Gang zu setzen und am Laufen zu halten. Dass Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, gleichzeitig Bevollmächtigte der Bundesrepublik für deutsch-französische kulturelle Angelegenheiten, ihren Paris-Besuch mit Philippe Cerf an ihrer Seite absolvierte, mag beispielhaft für die Anbahnungs-Kompetenz dieses Diplomaten sprechen. Seit vollen drei Jahren ist er an der Saar (dieser Zeitrahmen gilt als üblich), ein weiteres soll folgen, ehe er neue Aufgaben übernimmt, in Paris oder anderswo, vielleicht mal als Botschafter?Cerf, 56, spricht sehr respektvoll über die grenzüberschreitende Arbeit in der Großregion. Kein anderes Bundesland werde so oft von französischen Ministern besucht wie das Saarland. Frankreich sei wichtigster Handelspartner des Saarlandes. Geboren in Luxemburg und aufgewachsen in Lothringen, kann Philippe Cerf nicht anders, als Saar-Lor-Lux zu mögen, "ein Raum, in dem ich mich zuhause fühle". Als offizieller Repräsentant seines Mutterlandes und in der ihm zugedachten Rolle des "politischen Beobachters" sieht er die Dinge etwas nüchterner: Gewiss, aus den früheren Schnittgrenzen seien Nahtgrenzen geworden, aber Nähte könnten nun einmal reißen, bleibt er im Bild.

Die Institutionen arbeiteten viel zusammen, es gebe aber auch nationale Eigeninteressen und verschiedene Verwaltungsaufbauten. Hinzu kämen Gefühle und Eigendynamiken, die das Gesamtgefüge beeinflussten, mal zum Guten, mal zum weniger Guten. Dennoch, so zeigt er sich überzeugt, würden die Beziehungen, vor allem die wirtschaftlichen und kulturellen, wegen der kurzen Wege und der historischen Gemeinsamkeiten "immer einfach sein".

Cerf wünschte sich, dass das Saarland in Metz noch mehr Reklame machte, um sich als Wirtschaftsstandort zu profilieren. Die Firmen müssten erkennen, dass es sich für sie lohnt, ein Büro in Saarbrücken zu öffnen. Das Saarland und Lothringen verkauften sich auch zu schlecht als touristische Regionen. Wünschenswert sei auch, wenn sich beide Länder mit einem gemeinsamen Paket vermarkteten. Die extraschnelle Zugverbindung zwischen Frankfurt, Saarbrücken und Paris sei "lebenswichtig" für das Saarland, diese Sicht müsse man aber in Paris und Berlin überzeugend darlegen.

Auch beim Schüleraustausch und der Sprachkompetenz sieht Cerf Bedarf für weitere Bemühungen, wiewohl er die "gefühlte" Einschätzung nicht teilt, dass es auf diesem Gebiet weniger gut läuft als früher.

Und Cattenom? "In Frankreich hat man die saarländischen Sorgen verstanden", fasst der Generalkonsul zusammen. Es sei ein saarländischer Beobachter bei den diversen Sicherheitstests zugelassen, Demonstrationen würden erlaubt, und die Kernenergie sei in Frankreich "auch ein Diskussionsthema". Es werde übrigens auch viel von EDF im Bereich der erneuerbaren Energien geforscht und investiert.

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