Krippenausbau bis August 2013 in GefahrBistum: Finanzierung an neun Standorten nicht gesichert

Saarbrücken. Im August 2013 werden in Saarbrücken voraussichtlich 110 Krippenplätze fehlen, um die 35-Prozent-Betreuungsquote zu erfüllen. Das hat Uschi Biedenkopf, Leiterin des Jugendamts beim Regionalverband, mitgeteilt. Ab dann gilt der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz. 1412 Plätze seien nötig, damit 35 Prozent der Kinder im Krippenalter in Saarbrücken einen Platz bekommen

Saarbrücken. Im August 2013 werden in Saarbrücken voraussichtlich 110 Krippenplätze fehlen, um die 35-Prozent-Betreuungsquote zu erfüllen. Das hat Uschi Biedenkopf, Leiterin des Jugendamts beim Regionalverband, mitgeteilt. Ab dann gilt der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz. 1412 Plätze seien nötig, damit 35 Prozent der Kinder im Krippenalter in Saarbrücken einen Platz bekommen. 1130 Krippenplätze sollen entstehen, der Rest mit Tagesmüttern abgedeckt werden, sagt Biedenkopf. Die 110 Krippenplätze seien erst im Planungsstadium und würden spätestens Mitte 2014 fertig. Und es sei keineswegs sicher, dass die 35-Prozent-Quote überhaupt reiche, betont die Amtsleiterin.In einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen in der Regionalversammlung räumte die Verwaltung kürzlich ein, dass sogar 500 Plätze im Regionalverband erst in Planung, also noch nicht im Bau seien und der Großteil erst Ende 2013/Anfang 2014 fertig werde. "Demzufolge gilt es, für die Übergangszeit zusätzliche Tagespflegeplätze zu schaffen." Ende 2011 gab es nach Angaben des Regionalverbandes 525 Plätze bei Tagesmüttern und -vätern.

Dagegen will die Stadt Saarbrücken bis August oder September 2013 die meisten Baumaßnahmen abschließen, erklärt der zuständige Dezernent Erik Schrader im SZ-Gespräch. Dabei hat die Verwaltung für sechs Kindertagesstätten immer noch keinen Zuschussbescheid. So steht es in einem Papier des Gebäudemanagementbetriebs Saarbrücken für den Schul- und Kinderausschuss des Stadtrats. Trotzdem seien die Aufträge für die Kitas Rußhütte, Franzenbrunnen, Eschberg, Füllengarten, Malstatt und Ensheim schon raus, sagt Schrader. Die Kita Franzenbrunnen wird erst im November 2013 fertig. Neben der Stadt sollen auch die katholische und evangelische Kirche viele Plätze schaffen. Diese würden komplett von Stadt, Regionalverband und Land bezahlt, sagt Schrader. Die Kirchen würden aber ihre Baumaßnahmen erst beginnen, wenn alle Förderzusagen vorliegen. Um einen besseren Überblick über deren Baumaßnahmen zu bekommen, würden die Stadt und der Regionalverband die Kirchen und andere freie Träger im Herbst zu einer Konferenz einladen oder die Zahlen schriftlich abfragen. Denn die Verwaltungen wollen wissen, ob die Kirchen den Termin August 2013 einhalten können.

Kritik an der Bundesregierung

Schrader denkt bereits darüber nach, weitere Krippenplätze zu schaffen. Dafür will er alte Gebäude nutzen - zum Beispiel auf der Rußhütte, wo die Stadt eine neue Kita baue. Das alte Gebäude sei noch gut in Schuss. Schrader: "Dort können wir eventuell zwei Krippengruppen schaffen." Er könne sich außerdem vorstellen, Container aufzustellen, um an anderen Standorten weitere Gruppen zu eröffnen. Das alles müsse aber das Landesjugendamt genehmigen.

Der Krippenausbau stellt die Stadt vor ein großes Personalproblem. "Uns fehlen 100 Erzieher, wenn der Krippenausbau abgeschlossen ist", berichtet Schrader und kritisiert, dass die Bundesregierung die Kommunen bei den Personal- und Sachkosten im Regen stehen lasse: "Der Bund hätte sich viel stärker beteiligen müssen." Wegen der schlechten Haushaltslage der Stadt forderte er auch mehr Unterstützung von Land und Regionalverband. Der Krippenausbau kostet in den städtischen Kitas insgesamt 24 Millionen Euro. Fünf bis sieben Millionen Euro zahlt die Stadt, den Rest teilen sich Bund, Land und Regionalverband. An zwölf Standorten entstehen 270 Krippen- und 450 Kindergartenplätze. Die Kosten inklusive der kirchlichen Kitas schätzt Schrader auf 60 Millionen Euro. Saarbrücken. Ob die Baumaßnahmen der evangelischen und katholischen Kirche für den Krippenausbau bis August 2013 abgeschlossen sind, ist sehr fraglich. Hans Georg Schneider von der Bischöflichen Pressestelle teilt mit, die Finanzierung sei für neun Baumaßnahmen noch nicht gesichert. 145 Krippenplätze gebe es derzeit in Saarbrücken, 97 seien im Rahmen des Ausbauprogramms schon entstanden. 160 sollen noch dazukommen. Hier seien aber große Baumaßnahmen von der Generalsanierung und Erweiterung bis zum Neubau notwendig. Am Ende soll es 305 Plätze in 18 katholischen Einrichtungen geben. Die evangelische Kirche bietet zurzeit 90 Krippenplätze in Saarbrücken an, weitere 80 sind geplant. Für zwei Baumaßnahmen in Dudweiler und Fechingen fehle aber noch die Genehmigung, teilt Helmut Paulus von der Pressestelle mit. Wann die Kita Lutherhaus in Burbach öffnet, stehe noch nicht fest.sm

Hintergrund

Die Zuschüsse des Bundes für den Krippenausbau sind nach Angaben des Bildungsministeriums schon seit Herbst 2011 aufgebraucht. Jetzt zahlt das Land die Pauschalen pro Krippenplatz. Die restlichen Baukosten teilen sich Land, Regionalverband und Kommunen. An den Personal- und Sachkosten beteiligt sich der Bund nicht. Die Personalkosten teilen sich Land, Regionalverband, Träger (zum Beispiel Stadt oder Kirche) und die Eltern. sm

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