Komiker am Klavier versteckt kecke Pointen in traurigen Liedern

Saarbrücken. Sitzt da ein Schlaks im hellen Anzug am Klavier. Und statt uns aufzumuntern, wo es uns doch allen so schlecht geht, wegen der Wirtschaftskrise und überhaupt, was macht der Kerl? Singt uns lauter traurige Lieder. Das tut er freilich so, dass wir schon wieder drüber lachen müssen

Saarbrücken. Sitzt da ein Schlaks im hellen Anzug am Klavier. Und statt uns aufzumuntern, wo es uns doch allen so schlecht geht, wegen der Wirtschaftskrise und überhaupt, was macht der Kerl? Singt uns lauter traurige Lieder. Das tut er freilich so, dass wir schon wieder drüber lachen müssen. Weil's so unerwartet komisch ist, wie die Pointen da ganz unverschämt beiläufig durch die Hintertür gekrochen kommen. Etwa bei dem Lied, in dem ein Mann in erschrockener Selbsterkenntnis feststellt "Ich bin zu dick für dich!", und schließlich merkt, dass es umgekehrt richtig ist: "Du bist zu leicht für mich!" Schlussfolgerung: "Mach dich dünn!". Doppelbödig ist's fast immer bei Johannes Kirchberg. Man nehme nur den Titel seines Programms, mit dem er am Freitag im Leidinger gastierte: "Über die Verhältnisse lieben, leben, lästern". Die Texte stammen überwiegend aus der Feder von Tom Reichel, und Kirchberg verpackt sie in Songs, die ganz gemütlich und harmlos anfangen und so lange an Tempo und Bedeutung zulegen, bis sie regelrecht durchdrehen. Da werden Alltagsbeobachtungen zu Saufliedern, Kaufliedern, Tanzliedern, Badeliedern, Liebesliedern. Kirchberg erzählt vom altvorderen Schwiegervater und der Einsamkeit der Metzgereifachverkäuferin, von der Alkoholsucht der neuen deutschen Jugend und von unzüchtig gekleideten jungen Dingern, von der Liebe zu Haushaltsgegenständen und vom Rentnermord im Supermarkt. Von sauberen Beziehungen zu Putzfrauen, von der "Generation Plug & Play" und davon, wie es ist, wenn ein Paar zusammen badet. Am Ende muss er eine verdiente Zugabe nach der anderen geben. kek

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