In der Summe machte es allen Spaß

Eppelborn · Mathematik kann viel mehr sein als nur Zahlen. Das bewies die Ausstellung „Mathematik zum Anfassen“ im Big Eppel. Höhepunkt der einwöchigen Schau war die „Lange Nacht der Mathematik“.

 Volker Fuchs und Prof. Dr. Rainer Roos (von links) berichteten über Erlebnisse im Zusammenhang mit der SZ-Serie „Mathe macht Spaß“.

Volker Fuchs und Prof. Dr. Rainer Roos (von links) berichteten über Erlebnisse im Zusammenhang mit der SZ-Serie „Mathe macht Spaß“.

 Der Gießener Mathe-Professor Albrecht Beutelspacher, Initiator der Ausstellung „Mathematik zum Anfassen“, war einer der Referenten. Fotos: Anika Meyer

Der Gießener Mathe-Professor Albrecht Beutelspacher, Initiator der Ausstellung „Mathematik zum Anfassen“, war einer der Referenten. Fotos: Anika Meyer

Man wirft zwei Pappkartonplatten in die Luft und fängt ein kugelartiges Gebilde wieder auf. Zauberei? Nein, Mathematik. Albrecht Beutelspacher brachte mit seinem Vortrag "Mathematik zum Anfassen" das Publikum zum Staunen. Der Gießener Mathe-Professor ist der Initiator der Wanderausstellung "Mathematikum - Mathematik zum Anfassen", die eine Woche im Big Eppel gastierte und unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer am Freitag mit der "Langen Nacht der Mathematik" ihren Höhepunkt erreichte: Rund sieben Stunden lang gab es Vorträge rund um Mathe, verständlich für Jedermann.

Natürlich waren die Pappkartonplatten, die zu einem dreidimensionalen Körper wurden, keine gewöhnlichen: "Jede Platte hat fünf Fünfecke, beweglich an einem inneren, sechsten Fünfeck angehängt." So ähnlich wie eine Blume also, wenn auch nicht rot oder gelb, sondern grau. "Eine Mathematikerblume eben", so Beutelspacher. Lege man die "Blumen" richtig übereinander und spanne ein Gummiband um beide, so ziehe sich dieses, sobald man loslasse, zusammen und dränge die Pappplatten in die annähernd runde Form.

Ein anderes Thema, die Geschichte mathematischer Schreibweisen, beleuchtete Professor Ulrich Reich. Vor mehreren Jahrhunderten konnte, wie er zeigte, eine Rechenaufgabe auch mal die Form eines Schiffes oder einer Stadtsilhouette einnehmen. Das Gleichzeichen beispielsweise sei erst im 16. Jahrhundert von Robert Recorde erfunden worden. Zur Begründung habe dieser erklärt, "keine zwei Dinge könnten gleicher sein, als zwei gleiche Linien."

Der große Saal des Big Eppel war stets gut mit Zuhörern gefüllt, im Foyer konnte man zwischendurch in der Mathe-Ausstellung selbst tüfteln, so wie der 20-jährige Physikstudent David Groß: "Die Vorträge sind sehr interessant. Es geht um Dinge, die einem an der Uni gar nicht begegnen." Bekannt war vielen Besuchern Professor Rainer Roos, der in der SZ-Serie "Mathe macht Spaß" Rätsel aufgibt und der an der FH Karlsruhe die "Lange Nacht der Mathematik" erfunden hat. Mit SZ-Redakteur Volker Fuchs, der "Mathe macht Spaß" betreut, berichtete er von Erlebnissen im Zusammenhang mit seiner Kolumne. Sie wisse genau, dass sich 20 Cent auf 42 Arten aus Münzen zusammensetzen ließen, habe eine kleine Leserin einmal geschrieben, denn sie habe dies "stundenlang mit Opa am Küchentisch ausprobiert". Ein anderer Leser hatte zu einer Aufgabe geschrieben: "Meine Frau, die keine Mathe kann, hat eine viel einfachere Lösung gefunden!"

In weiteren Vorträgen erklärten Uwe Geisler, wieso im Computer Chips stecken und Christian Hesse, warum Mathe glücklich machen kann. Michael Schuler zeigte in einer "kurzen Geschichte zu nahezu Allem", wo überall das Maßverhältnis des goldenen Schnitts drin steckt. Eine Quizrunde mit Staatssekretär Roland Krämer, dem Leiter der Eppelborner Gemeinschaftsschule Otwin Diehl, sowie Bürgermeisterin Birgit Müller-Closset sorgte zwischendurch für Auflockerung. Müller-Closset zeigte sich begeistert von der Mathe-Woche: "Neben normalen Besuchern waren viele Schulklassen und sogar Kindergärten da!" Petra Naumann-Kipper, Trainerin für Rechenschwäche, die die Ausstellung mit Roos nach Eppelborn geholt hat, teilte diese Einschätzung: "Beeindruckend, wie Mathe quer durch die Bank für Jung und Alt interessant sein kann." Durch den Abend führte mit viel Charme und kleinen Zauberkunststücken Maxim Maurice.

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