"Ich war mehrmals vorm Burnout"
Sie haben mit Schlagzeuger Pola Roy zwei Kinder. Wo sind die, wenn Sie auf Tournee sind? Holofernes: "Alle drei Bandbabys sind im Bus und werden gerade zu Bett gebracht. Auf Tour beginnen wir den Arbeitstag immer erst um 16 oder 17 Uhr
Sie haben mit Schlagzeuger Pola Roy zwei Kinder. Wo sind die, wenn Sie auf Tournee sind?
Holofernes: "Alle drei Bandbabys sind im Bus und werden gerade zu Bett gebracht. Auf Tour beginnen wir den Arbeitstag immer erst um 16 oder 17 Uhr. Bis dahin versuchen wir uns mit den Kindern in der täglich neuen Umgebung zurechtzufinden und das ganze Geraffel, das wir für die Kinder mitführen, hin und her zu schleppen."
Wer betreut die Kinder abends?
Holofernes: "Wir haben zwei Babysitter dabei. Plus die Frau des Gitarristen und Keyboarders Jean-Michel Tourette, deren Kind ebenfalls mitreist."
Sicherlich war es nicht leicht, Babysitter zu finden, die mit auf Tour gehen?
Holofernes: "Stimmt. Zumal wir jemanden gesucht haben, der auch zuhause unsere Kinder betreuen kann. Das war nicht leicht. Aber wir haben Glück gehabt."
Von vielen Eltern hört man, dass sie generell glücklich über ihren Nachwuchs sind, aber auch gestresst vom täglichen Organisieren: Kindesbetreuung, Haushalt, Beruf, Freizeit etc. Es hat den Anschein, als würden Sie das locker wegstecken.
Holofernes: "Überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich war mehrmals kurz vorm Burnout. Ganz schwierig sind die Wochen und Monate, wenn wir ein Album veröffentlichen. Da ist jeder Tag unberechenbar. Daran sind wir fast kaputtgegangen. Deswegen rede ich heute so offen darüber: Mir ist es wichtig, den Leuten auch diese Seite zu vermitteln und nicht Teil der Maschinerie zu sein, die jungen Eltern suggeriert, man müsse sich nur etwas zusammenreißen, und dann ginge das schon."
Ihre Band ist unlängst von einer Werbeagentur angesprochen wurden, mit der Bitte, sich an einer Kampagne der "Bild"-Zeitung zu beteiligen. Daraufhin schrieben Sie einen frechen Antwortbrief, der in der "taz" als ganzseitige Anzeige veröffentlicht wurde. Was war da los?
Holofernes: "Die Agentur kennt natürlich unsere Geschichte, die wir mir der ,Bild' haben: nämlich keine. Wir haben ihnen seit jeher die Zusammenarbeit verweigert. Aus diesem toten Winkel heraus konnte ich so scharf schießen. Es gibt sehr wenige Prominente, die in dieser Ausnahmesituation sind. Dann wollte man uns mit der Anzeige zu einem Rückspiel verführen. Doch dafür sehe ich keine Veranlassung. Es war ein lahmer Versuch. Viele haben sich sehr darüber aufgeregt. Auch weil die Anzeige mit Kalkül in der ,taz' positioniert wurde. Was auch als Dominanzgebärde gegenüber der ,taz' interpretiert werden kann. Auf der anderen Seite bekam die ,taz' viel Schelte, weil sie mitspielte. Ich hoffe sehr, dass jetzt nicht die ,taz' als Verlierer aus der Sache hervorgeht."
Warum ignorierten Sie die Anfrage nicht einfach?
Holofernes: "Das war ein ganz klarer, eindeutiger Impuls meinerseits und hatte etwas mit Zahnhygiene zu tun. Es gibt zwar diesen Konsens, dass man über jeder Blödheit, die an einen herangetragen wird, drüber stehen muss. Aber wo bleibt da der Spaß? Das macht doch auf Dauer krank."
Termin: Wir sind Helden am Montag, 14. März, um 20 Uhr, in der Garage in Saarbrücken.