"Frauenwitze dürfen einen nicht berühren"

Wie kamen Sie dazu, Automobilverkäuferin zu werden?Dourado: Das war Zufall. Ich war bei der Garantieabteilung von Peugeot Deutschland, wo ich nicht nur Sachbearbeitung, sondern auch viel im Bereich Kommunikation gemacht habe. Ich habe dann nach etwas Neuem gesucht. Ein Kollege legte mir die Stellenausschreibung von Peugeot Saartal hin

 Marisa Dourado. Foto: Iris Maurer

Marisa Dourado. Foto: Iris Maurer

Wie kamen Sie dazu, Automobilverkäuferin zu werden?Dourado: Das war Zufall. Ich war bei der Garantieabteilung von Peugeot Deutschland, wo ich nicht nur Sachbearbeitung, sondern auch viel im Bereich Kommunikation gemacht habe. Ich habe dann nach etwas Neuem gesucht. Ein Kollege legte mir die Stellenausschreibung von Peugeot Saartal hin. Als Kind wollte ich eher Tierärztin oder Polizistin werden. Ich hatte aber schon als Kind sehr viel mit Jungs zu tun, denn ich habe acht Jahre lang Fußball und Tischtennis gespielt.

Was sind die Unterschiede in der Arbeitsweise von Männern und Frauen?

Dourado: Viele Frauen gehen Probleme schneller und aktiver an als Männer. Aber für jeden gilt, dass man für den Job des Autoverkäufers geboren sein muss. Man muss hier oft am Wochenende arbeiten, im Sommer muss man in der Hitze immer in einem Anzug erscheinen, und man muss ununterbrochen mit Menschen umgehen.

Sind Ihre Kunden anders als die Ihrer Kollegen?

Dourado: Am Anfang musste ich feststellen, dass es Kunden gibt, die nicht von Frauen bedient werden wollen. Meistens, weil sie es noch so von früher kennen. Aber umgekehrt gibt es das genauso. Sehr viele Frauen wollen lieber von Automobilverkäuferinnen bedient werden. Man muss Erfahrung sammeln, um es nicht persönlich zu nehmen. Ich persönlich muss sagen, dass die Beziehungsebene zwischen zwei Frauen schneller aufgebaut ist, und dadurch finde ich mit Frauen leichter ins Gespräch. Bei Männern braucht man mit Ausnahme der älteren Generation länger.

Laut IG Metall lag der Frauenanteil 2008 in der Automobilbranche bei 14 Prozent. Ist die Autobranche noch eine Männerbranche?

Dourado: Ja. Aber es werden immer mehr Frauen. Bei Peugeot Saartal sind wir drei Automobilverkäuferinnen. Es ist schwierig, hineinzukommen. Man muss den Job wirklich wollen. Bei Neueinstellungen der Peugeot Saartal schauen wir nur nach der Person, nicht nach dem Geschlecht. Aber es gibt viel mehr Männer, die sich bewerben, weil die sich eher für Autos interessieren. Wir würden es bevorzugen, wenn sich auch mehr Frauen bewerben. Es ist sehr schwer, eine Frau zu finden, die dafür gemacht ist, mit der Klientel des Autohauses umzugehen. Aber das wird zunehmend kommen, da die Frauen sich auch mehr trauen.

Wie ist es für Sie, überwiegend mit männlichen Kollegen zu arbeiten?

Dourado: Natürlich muss man in der Männerbranche mit gewissen Sprüchen umgehen. Auch Frauenwitze dürfen einen nicht persönlich berühren. Aber man muss sagen, dass wir auch Witze über Männer machen. Das gehört einfach dazu.

Vor 100 Jahren gingen viele Frauen auf die Straße, um für ihre Rechte zu kämpfen. Wofür würden Sie heute kämpfen?

Dourado: Die Stellung der Frau hat sich schon sehr gewandelt. Zum Beispiel kann ich sagen, dass bei Peugeot Saartal Frauen in den gleichen Positionen wie Männer auch das gleiche Geld verdienen. Schwierig ist es nach wie vor noch, als Frau Familie und Beruf zu vereinen. Es müsste viel mehr mit Tagesmüttern gearbeitet werden. In Frankreich ist dies alltäglich, aber in Deutschland wird eine Mutter schief angeschaut, wenn sie den ganzen Tag arbeitet und das Kind bei der Tagesmutter ist. Es werden auch viel mehr Kindertagesstätten gebraucht. Dafür würde ich auf die Straße gehen. "Es werden

auch viel mehr Kindertagesstätten gebraucht. Dafür würde ich auf die Straße gehen."

 Marisa Dourado. Foto: Iris Maurer

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