"Großzügig, menschlich, maßvoll"

Blieskastel/Saarbrücken. "Melden Sie sich bei mir, wenn Sie mich brauchen." Dieser Schlusssatz und sein akkurat handverfasstes Bewerbungsschreiben an die saarländische Polizei waren so ungewöhnlich, dass die Organisation es 1974 tatsächlich mit diesem interessanten Denker namens Rudolf Georg Jakob, genannt Rudi, Pauly versuchen wollte

Werner Pietsch, Chef der Polizeiinspektion Sulzbach, und Helmut Schliwinsky (Polizei Brebach) verabschieden ihren Chef Rudi Pauly (von links). Foto: Becker & Bredel

Blieskastel/Saarbrücken. "Melden Sie sich bei mir, wenn Sie mich brauchen." Dieser Schlusssatz und sein akkurat handverfasstes Bewerbungsschreiben an die saarländische Polizei waren so ungewöhnlich, dass die Organisation es 1974 tatsächlich mit diesem interessanten Denker namens Rudolf Georg Jakob, genannt Rudi, Pauly versuchen wollte. Die Aufnahmeprüfung sowie die meisten anderen Beurteilungen im Laufe seines Berufslebens sollte dieser Polizeibeamte, der nach der Schule zunächst Großhandelskaufmann bei Edeka gelernt hatte, denn auch mit vorzüglichen Noten absolvieren.

Ein Jahr verlängert

Und als nun vor einigen Tagen Abschied zu nehmen war vom mittlerweile 61-jährigen Polizeidirektor Rudi Pauly, dem Leiter des Polizeibezirks Saarbrücken-Land (seit 2001) und der Polizeiinspektion Brebach, waren sich die Redner einig, dass die 37-jährige Liaison für beide Seiten ein Gewinn gewesen sei. Rudi Pauly hatte seine Leidenschaft für den Beruf schon dadurch dokumentiert, dass er ein Jahr länger "diente" als er es hätte müssen. Wie er schmunzelnd berichtete, hat es ihm Freude gemacht, im Zusatzjahr spannende Dinge zu erleben, etwa einen Einsatz hinter den Kulissen des Püttlinger Rockfestivals.

Das war typisch für den neugierigen, belesenen, auffallend oft nach dem "Warum" fragenden Pauly, der denn auch Pionier bei der Einführung von Management-Methoden sowie der Anwendung von Laptops und Powerpoint in der Organisation war, anfangs gegen Widerstände, im Rückblick mit allseitigem Respekt. Landespolizeidirektor Paul Haben würdigte Pauly mit dem Bismarck-Zitat, wonach man einen "wirklich großen Mann an drei Dingen erkennt: Großzügigkeit im Entwurf, Menschlichkeit in der Ausführung und Mäßigkeit beim Erfolg". Werner Michaltzik, Leiter der Inspektion Völklingen, nannte ihn einen Menschen, "wie man selber gern einer wäre", nämlich "besonnen, umgänglich und nie laut". Personalvertreter Wolfgang Schäfer, Gewerkschaftschef Hugo Müller sowie die engsten Mitarbeiter stellten heraus, dass der Vorgesetzte Pauly es bemerkenswert gut verstand, dienstliche Interessen und private Belange der Beamten in Einklang zu bringen.

Pauly, der mit seiner Familie in Blieskastel lebt, will im Ruhestand vor allem das Reisen und den Sport genießen. Inzwischen steht fest, dass Polizeidirektor Peter Becker (57) Nachfolger Paulys im Bezirk Saarbrücken-Land wird.