Ganz großes Fußball-Kino

Bedesbach · Das Wunder von Bern stand am Wochenende im Mittelpunkt beim TuS Bedesbach-Patersbach bei Kusel. Sowohl filmisch als auch sportlich. Denn das Programm beinhaltete längst nicht nur ein ganz besonderes Fußballspiel.

 Weltmeister Horst Eckel unterschreibt auf einem Fußballschuh aus dem Jahr 1954. Fotos: Mai

Weltmeister Horst Eckel unterschreibt auf einem Fußballschuh aus dem Jahr 1954. Fotos: Mai

"Spiel rüber, Fritz!" "Horst, gib ab!" Auf den schwarz-weißen Trikots standen zwar Namen wie Walter, Eckel oder Kohlmeyer. Aber es war natürlich nicht die Weltmeister-Elf von 1954, die am Sonntag in Bedesbach auf dem Platz stand. Vielmehr handelte es sich um die Film-Mannschaft aus Sönke Wortmanns "Das Wunder von Bern". Die Spieler - darunter mit Hidekuti, Lorant und Grosics auch drei Ungarn - sprachen sich allerdings mit ihren Film-Namen an. Rufname und Angabe im Pass stimmten hingegen überein bei den Spielern der gegnerischen Mannschaft. Dort stand die Lotto-Elf auf dem Platz - und mit ihr unter anderem Wolfgang Overath, Weltmeister von 1974, die FCK-Legenden Ratinho, Thomas Riedl, Marco Reich oder Marco Haber sowie Dribbel-Künstler Dariusz Wosz.

Das Spiel, das die Lotto-Elf mit 7:2 gewann, war aber nur einer von vielen Programmpunkten zum Thema "60 Jahre Wunder von Bern", die sich das Organisations-Team vom TuS Bedesbach-Patersbach hatte einfallen lassen. Organisationsleiter Günter Schug schwärmte vor allem vom Samstagabend: Roter Teppich, die Schauspieler vom "Wunder von Bern" liefen ein, die Glantal-Halle war mit 400 Besuchern ausverkauft. Und alle gemeinsam schauten den Film-Hit von vor elf Jahren. "Wir hatten zunächst Bedenken, weil den Film ja fast jeder kennt." Die Bedenken aber seien umsonst gewesen: "Es herrschte eine Riesen-Stimmung, und die Aufmerksamkeit war hoch." Auch habe es im Vorfeld der Veranstaltung ein weiteres Fragezeichen gegeben: Kommen Regisseur Sönke Wortmann und Hauptdarsteller Peter Lohmeyer wirklich? Sie kamen.

Während Wortmann am Sonntag aber schon wieder in Berlin war, hatten die rund 1000 Besucher die Möglichkeit, Lohmeyer nicht nur spielen zu sehen, sondern auch sich mit ihm zu unterhalten. Die Stimmung auf dem Sportgelände war locker. Es war leicht, ein Autogramm zu erhaschen, ein Foto mit einem der Spieler zu machen oder ein kurzes Gespräch zu führen. So waren die Fans denn auch bepackt mit Fußbällen, Bildern, Trikots oder DVDs, die sie sich signieren ließen.

12 000 Euro erspielt

Für Lohmeyer ist das kein Problem, er macht es gerne. "Sonst hätte ich diesen Beruf nicht ergreifen dürfen", sagte er. Immer mal wieder treffe sich die Film-Crew für solche Benefizspiele wie in Bedesbach, wo übrigens 12 000 Euro für wohltätige Zwecke in der Region erspielt wurden. Unmittelbar nach dem Filmstart seien solche Events häufiger gewesen, "seit zwei, drei Jahren wird es weniger". Aber er komme immer wieder gerne zu solchen Spielen, gerade jetzt zum Jubiläum. Er selbst spiele noch zweimal pro Woche Fußball.

Über Fußball geplaudert wurde auch bei der Talkrunde vor dem Spiel unter freiem Himmel. Neben Lohmeyer und Schug nahmen auch die Weltmeister Horst Eckel, Wolfgang Overath und Wolfgang Kleff teil sowie Vize-Weltmeister Hans-Peter Briegel, der die Lotto-Elf trainiert. Dabei bezeichnete Overath das Wunder von Bern als "den wichtigsten WM-Titel", da der DFB dadurch wieder den Anschluss gefunden habe, auch aus politischer Sicht. Und Briegel lobt die Spieler von damals: "So wie diese Leute auf dem Boden geblieben sind, das wünsche ich mir heute für den ein odern anderen Spieler."

Dabei war auch die anstehende WM in Brasilien Thema. Eckel tippt: "Wir kommen ins Endspiel." Lohmeyer sieht das nicht unbedingt so, wünscht sich aber in erster Linie schönen Fußball "und keine taktische WM". Gegen schönen Fußball hat zwar auch Overath nichts einzuwenden, er sagt aber: "Ich wünsche mir, dass wir Weltmeister werden - egal wie."

 Bei der Talkrunde: Peter Lohmeyer, Günter Schug, Wolfgang Kleff, Horst Eckel und Hans-Peter Briegel (von links).

Bei der Talkrunde: Peter Lohmeyer, Günter Schug, Wolfgang Kleff, Horst Eckel und Hans-Peter Briegel (von links).

 Schauspieler Peter Lohmeyer im schwarz-weißen Dress der Wunder-von-Bern-Elf.

Schauspieler Peter Lohmeyer im schwarz-weißen Dress der Wunder-von-Bern-Elf.

Zum Thema:

Auf einen Blick60 Jahre Wunder von Bern, 40 Jahre WM-Titel in München: Zwei Fußball-Jubiläen gibt es im Juli zu feiern. Aus diesem Anlass suchen wir Zeitzeugen, die etwas zu den beiden Weltmeisterschaften zu erzählen haben. Waren Sie beim Finale dabei? Wo haben Sie 1954 die Spiele verfolgt? Haben Sie einen der WM-Helden getroffen? Oder haben Sie eine ganz eigene Geschichte, ein Foto zu diesem Thema? Dann schreiben Sie uns. Entweder per mail an redwnd@sz-sb.de oder per Post: Saarbrücker Zeitung, Redaktion, Mia-Münster-Straße 8, 66606 St. Wendel. Wichtig: Nennen Sie uns auch Ihren kompletten Namen, Ihren Wohnort und Ihr Alter. Die schönsten Geschichten und Fotos werden in den kommenden Wochen veröffentlicht. him

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