Zwischenfall bei jungen Eritreern in Merzig

Merzig · Kurz nach ihrer Ankunft haben 18 junge Flüchtlinge aus Eritrea ihre neue Unterkunft in Merzig wieder verlassen. Sie fühlten sich dort nicht wohl, vermutet die Jugendhilfe. Sie wurden zurückgebracht – vorerst.

 Im Ex-Erholungsheim „Haus Sonnenwald“ sollen die Flüchtlinge zur Ruhe kommen. Foto: Ruppenthal

Im Ex-Erholungsheim „Haus Sonnenwald“ sollen die Flüchtlinge zur Ruhe kommen. Foto: Ruppenthal

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Kaum waren sie gestern im "Haus Sonnenwald" in Merzig-Besseringen angekommen, nahmen 18 von 24 jungen Flüchtlingen aus dem Bürgerkriegsland Eritrea ihre Rucksäcke und nahmen Reißaus. In Merzig sollen sie bis zu sechs Monate wohnen, bis ihr Aufenthaltsstatus geklärt ist - doch dort gefällt es ihnen nicht. Sie wollten in die Aufnahmestelle ("Clearinghaus") für minderjährige Flüchtlinge in Völklingen. "Die Jungs sind gestern gegen elf Uhr in Besseringen angekommen", erzählt Simone Schranz, stellvertretende Leiterin des Jugendhilfeverbundes des Diakonischen Werkes Saar (DWSaar), der die Jugendlichen betreut. "Doch die Unterkunft kam ihnen sehr fremd vor." Auf dem Land hätten sie sich zu weit weg gefühlt vom "zentralen Saarland", das für sie bisher aus Saarbrücken und Völklingen bestehe - wie abgeschoben, vermutet Schranz. Zudem seien die jungen Flüchtlinge untereinander gut vernetzt und nutzten Handys. "Sie sind vermutlich teils zu Fuß, teils mit dem Zug nach Völklingen gezogen und gegen 17 Uhr in der Clearingstelle angekommen. Die Mitarbeiter haben organisiert, dass die Jugendlichen abends mit Autos nach Besseringen zurückgebracht werden".

Denn die 30 Plätze, die die Clearingstelle für Flüchtlinge bietet, sind längst belegt. Derzeit betreut der Regionalverband Saarbrücken nach Angaben von Pressesprecher Stephan Kiefer in Zusammenarbeit mit freien Trägern der Jugendhilfe 280 geflohene Jugendliche, die unbegleitet in Saarbrücken angekommen sind. "Dieses Jahr haben wir bereits 117 registriert", sagt Kiefer. Im April habe eine Welle von minderjährigen Flüchtlingen die Stadt erreicht. Als Notlösung brachte der Regionalverband die 24 Ostafrikaner, die auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat rund 8000 Kilometer bis nach Saarbrücken zurückgelegt haben, in einer Turnhalle in Köllerbach unter. Dort betreute sie das Rote Kreuz. Dann kam der Umzug nach Besseringen.

Im "Haus Sonnenwald", das vom Sozialverband VdK angemietet wurde, sollen sie nicht nur Kleidung, Verpflegung und medizinische Versorgung erhalten, sondern auch psychologische Unterstützung, Deutschkurse und Hilfe bei Behördengängen. Vor Ort betreuen sie die Träger der Clearingstelle: das DWSaar, das SOS Kinderdorf und die Partnerschaftliche Erziehungshilfe. Helmut Paulus vom DWSaar zeigt trotzdem Verständnis für den Aufbruch der Jugendlichen: "Sie haben eine lange Flucht hinter sich, sie fühlen sich nirgends sicher." Schranz berichtet, dass sie viele Hilfsangebote aus Besseringen bekommen habe, die ihnen den Weg in die Gemeinde nun erleichtern sollen: "Gestern haben sich einige Sportvereine an uns gewandt", erzählt sie - und hofft, dass die jungen Eritreer sich bald doch etwas einleben.

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