Frühling ohne Nebenwirkungen

In Homburg ist der Frühling ausgebrochen. Und natürlich auch der Wahlkampf.

Was den Frühling angeht, so wollte niemand so recht daran glauben. Denn irgendwann, wenn es keiner mehr erwartete, würde der Winter seine hässliche, kalte Fratze zeigen und die Krokusse, die Narzissen und die Hyazinthen unter sich begraben. So jedenfalls stellten wir uns den März vor. Statt dessen herrschte schönstes Frühlingswetter. Kein Hagel, kein Schnee, kein böses Zeichen vom Himmel. Auch der Keramikmarkt, der nicht oft vom Wetter verwöhnt wurde, spielt sich an diesem Wochenende voraussichtlich bei fast 20 Grad ab. Zwar soll es zwischendurch etwas regnen, aber was macht das schon, so lange die Becher, Tassen und Schüsseln nicht mit einer Eisschicht überzogen sind.

Natürlich hatte der milde Winter auch Nachteile: Bei Verzögerungen am Bau konnte man diesmal nicht mit dem Argument vom "harten Winter" kommen. Und die Medikamenten-Reklame im Fernsehen war völlig am Wetter vorbei produziert. Denn man musste den Anblick schniefender, hustender und auf Glatteis ausrutschender Menschen ertragen, die mit heißem Tee und dem angepriesenen Wundermittel das Bett hüteten. In Wirklichkeit strich ein milder Wind von 12 Grad ums Haus, und der Hustensaft blieb im Schrank. Erkältungswelle? Fehlanzeige. Die Wirklichkeit und die Fernseh-Reklame sind nun mal nicht deckungsgleich. Wenn man im Ausland ist und einen deutschen Fernsehkanal einschaltet, auf dem gerade Reklame läuft, bekommt man ohnehin den Eindruck, die ganze Nation leide an Rückenschmerzen, verstopften Venen, Vitaminmangel, Erkältung, Durchfall, Harndrang und Haarausfall. Man greift sich an den Kopf und fragt sich: Sind die denn in der Heimat alle krank, oder was? Nein, sind sie nicht. Sie sitzen in der Mehrzahl im Garten, im Café oder auf der Terrasse und genießen den Frühling, ganz ohne Risiken und Nebenwirkungen.

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