Freiräume schützen vor der Hitze

Saarbrücken. Manche Passanten beklagen, dass der neue Bodenbelag am Saarufer in der Saarbrücker City so hell sei, dass sie bei starker Sonne eine Brille brauchen. Andererseits, so schmunzelt Carmen Dams, die Leiterin des Saarbrücker Amtes für Grünanlagen, Forsten und Landwirtschaft, heize sich dieser Boden nicht so stark auf wie dunkler Asphalt

Saarbrücken. Manche Passanten beklagen, dass der neue Bodenbelag am Saarufer in der Saarbrücker City so hell sei, dass sie bei starker Sonne eine Brille brauchen. Andererseits, so schmunzelt Carmen Dams, die Leiterin des Saarbrücker Amtes für Grünanlagen, Forsten und Landwirtschaft, heize sich dieser Boden nicht so stark auf wie dunkler Asphalt. In der Sommerhitze tue er dem Klima in der Stadt also besonders gut - eine Auswirkung, die man bislang vielleicht unterschätzt habe. Auch mit Bäumen, Springbrunnen und sonstigem bewegten Wasser, mit enger, Schatten spendender Bebauung (wie in südlichen Ländern) und vor allem mit der Bewahrung innerstädtischer Freiflächen ließen sich viele kleine Effekte erzielen, die das Stadtleben in heißen Zeiten des Klimawandels erleichterten und die Gesundheit der Bewohner schonten.

Die Landeshauptstadt verfügt seit kurzem über das Handwerkszeug, nämlich zwei Studien (mit den Kurztiteln "C-Change" und "Exwost"), um diese vielen kleinen Aufgaben anzugehen. Maßgeblicher Auftragnehmer war die Firma AGL aus Saarbrücken.

Die Studien konnten auf dem Freiraum-Entwicklungsprogramm von 2008 aufbauen. Die Kosten von etwa 200 000 Euro wurden zu 100 Prozent bezuschusst. Unter dem sperrigen Titel "Städtische Freiraumplanung als Handlungsfeld für Adaptionsmaßnahmen" werden im Ergebnisbericht viele Maßnahmen betrachtet, auf die die Leute bisher auch schon mit ihrem "Bauchgefühl" gekommen wären.

Bedeutsam ist nach Überzeugung von Carmen Dams aber die wissenschaftliche Fundierung dieses Erfahrungswissens. Dadurch verfügten Politik und Verwaltung über feste Grundlagen, um klimarelevante Aspekte in die Planung einzubeziehen und bei möglichst jedem Bauvorhaben zu beachten. So liegen nun unter anderem detaillierte "Betroffenheitskarten" für Hitze und Kanalüberflutungen bei Hochwasser vor.

Nach den Worten der Amtsleiterin lassen sich vor allem drei Stellschrauben drehen, um die Widerstandsfähigkeit der Stadt Saarbrücken gegen die Folgen des Klimawandels zu erhöhen: Sie sollte Täler frei halten, damit genug bewegte Luft die Überhitzung wegbläst. Die Verwaltung sollte auch öffentliche Freiflächen erhalten, optimieren und schaffen. Drittens könnten Privatleute und Gewerbetreibende auf ihren Grundstücken ergänzend tätig werden, etwa durch weniger Beton und mehr Grün in den Hinterhöfen. Gerade in der Bahnhofstraße gibt es auf diesem Gebiet noch Potenzial, wie die Karten verraten. Anpassungsbedarf aus klima-ökologischer Sicht besteht demnach auch bei etlichen Parkplätzen und Schulhöfen.

Dass der Platz vor der Ludwigskirche oder der Schlossplatz mit Bäumen zugestellt werden, gehört allerdings zu den weniger wahrscheinlichen Optionen.

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