Kampf um Altkleider wird härterIn Völklingen und im Warndt gibt es nur kommerzielle Konkurrenz

Saarbrücken. Das Sammeln von Altkleidern war lange meist Sache karitativer Organisationen. Die bekommen doppelte Konkurrenz. Gewerbliche Sammler wollen mit Altkleidern und Alt-Schuhen aus ungenehmigten Containern Geld verdienen. Über 50 illegale Container fand die Stadt Saarbrücken schon, mahnte die Besitzer ab und beseitigte dann die Kisten

Dieser Aufkleber markierte einen - inzwischen entfernten - illegalen Sammel-Container in der Saarbrücker Heinrich-Köhl-Straße. Foto: Silvia Buss

Saarbrücken. Das Sammeln von Altkleidern war lange meist Sache karitativer Organisationen. Die bekommen doppelte Konkurrenz. Gewerbliche Sammler wollen mit Altkleidern und Alt-Schuhen aus ungenehmigten Containern Geld verdienen.

Über 50 illegale Container fand die Stadt Saarbrücken schon, mahnte die Besitzer ab und beseitigte dann die Kisten. Und wie viele andere Kommunen steigt Saarbrücken selbst ins Altkleidersammeln ein (die SZ berichtete). Nach dem Test in Altenkessel und Güdingen will der städtische Entsorger ZKE in allen Stadtteilen aus der blauen Tonne mal Papier, mal Altkleider abfahren. Das Geld aus dem Weiterverkauf soll die Müllgebühren stabil halten.

SZ-Recherchen in der Altkleiderbranche ergaben, dass Gebrauchttextilien 300 bis 400 Euro pro Tonne bringen. Rund 50 Prozent landen als Putzlappen oder Dämmstoff in der Autoindustrie, 40 Prozent als Secondhand-Kleidung in Osteuropa und Afrika, zehn Prozent im Müll. Auch Hilfsorganisationen verkaufen den Großteil ihrer Sammlungen an Verwerter. Die Deutschen rangieren jährlich 750 000 Tonnen Klamotten aus, viel zu viel, um alles an Bedürftige zu geben. Auch ist nicht alles tauglich.

Die Konkurrenz - illegale Container und Stadt - ärgert die Hilfsorganisationen. Denn sie brauchen den Erlös aus dem Verkauf der Kleider für ihre soziale Arbeit.

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Trier etwa fördert mit seiner jährlichen Straßensammlung Projekte für junge Bolivianer. Wenn Bürger Altkleider alle acht Wochen in die blaue Tonne werfen, bleibe für die Bolivienhilfe nichts übrig, sagt der BDKJ. Damit wären das ehrenamtliche Engagement der Jugendlichen und die entwicklungspolitische Arbeit gefährdet, sagt Matthias Pohlmann vom BDKJ-Bolivienreferat.

Nur wenn sie mit ihrem Entsorger ZKE selbst flächendeckend sammelt, argumentiert die Stadt unter Verweis auf das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz, könne sie gewerbliche Sammlungen untersagen.

Das Rote Kreuz investierte nach eigenen Angaben viel in sein Sammelsystem und hat in Saarbrücken 250 seiner 900 saarländischen Container. Aus jährlich 600 Tonnen Altkleidern in Saarbrücken (4000 Tonnen saarlandweit) finanziert es Selbsthilfegruppen zur Krebsnachsorge, Bewegungsangebote für Senioren und Projekte gegen Fettleibigkeit. Rotkreuz-Sprecher Martin Erbelding fragt sich, warum die Stadt Saarbrücken ein Parallelsystem aufbaue, wenn es doch ein gut funktionierendes Verfahren gebe. Und er verweist auf den Entsorgungsverband Saar (EVS). Der EVS verzichtet aufs Sammeln, "um den Gemeinnützigen nicht ins Gärtchen zu gehen", sagt Sprecherin Marianne Lehmann.

"Wenn wir Erlöse für Projekte in Saarbrücken verlieren", kündigt DRK-Sprecher Martin Erbelding an, "stehe ich am nächsten Tag sowieso vor der Rathaustür und sage: Ich brauche von euch Geld."Völklingen/Großrosseln. Kommunale Konkurrenz beim Altkleidersammeln müssen Wohltätigkeitsorganisationen in Völklingen und Großrosseln bisher nicht fürchten. Großrosseln gehört dem Entsorgungsverband Saar (EVS) an, der sich aus dem Geschäft mit Alttextilien heraushalten will (siehe Artikel oben). In Völklingen arbeitet der Entsorgungszweckverband Völklingen (EZV). Zu dessen Mitgliedern zählt der Saarbrücker ZKV. Doch von Kleidersammel-Plänen war bis jetzt nichts zu hören.

Kommerzielle Konkurrenz aber gibt es. Auch illegal. So stellte im vorigen Jahr eine Firma aus Hessen ohne Genehmigung Container auf privaten Flächen ab; die Grundstückseigentümer hatten ihre liebe Not, die unerwünschten Sammel-Kisten wieder loszuwerden. Die SZ berichtete über die beiden dreisten Fälle. Und jüngst setzte die hessische Firma in Sachen Dreistigkeit noch eins drauf: Sie forderte die SZ per E-Mail auf, die Berichte aus dem Internet zu löschen. Natürlich ohne Erfolg. dd