Erfrischung auf eigene Gefahr

Saarbrücken · Der Gedanke an ein Bad in der Saar ist in diesen heißen Tagen verlockend. Doch nicht überall ist das Flussschwimmen erlaubt. Selbst wenn kaum eine Gefahr für die Gesundheit besteht, raten Experten ab.

 Verboten, aber so erfrischend: der Sprung in die Saar, wie hier an der Saarbrücker Wilhelm-Heinrich-Brücke. ArchivFoto: Oliver Dietze

Verboten, aber so erfrischend: der Sprung in die Saar, wie hier an der Saarbrücker Wilhelm-Heinrich-Brücke. ArchivFoto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Der Blick streift sehnsüchtig durch die flirrende Hitze in der Saarbrücker Innenstadt. Nur wenige Bäume spenden Schatten und die Kugel Eis ist geschmolzen, noch ehe die Lippen sie berühren. In den Schwimmbädern herrscht Hochbetrieb. Warum also nicht ein Bad in der Saar? Schnell die Treppe an der Saarbrücker Wilhelm-Heinrich-Brücke hinunter und hinein ins kühle Nass.

Wäre da nicht die "Binnenschifffahrtsstraßenordnung", die regelt, wo gebadet werden darf und wo nicht. Wer gegen die Vorschrift verstößt, dem droht Bußgeld. "Bei dieser Verordnung geht es vor allem um die Sicherheit der Schwimmer", erklärt ein Sprecher der saarländischen Wasserschutzpolizei. In den vergangenen Tagen fanden Schwimmer entlang der neue Treppe in der Saar immer wieder Erfrischung, obwohl der Verordnung zufolge eigentlich niemand dort baden darf. In dem Rechtstext heißt es nämlich, dass Baden "im Bereich bis zu 100 Meter ober- und unterhalb einer Brücke, eines Wehres, einer Hafeneinfahrt, einer Liegestelle oder einer Anlegestelle der Fahrgastschifffahrt" verboten ist. Grundsätzlich verboten ist das Baden in der Saar demnach also nicht, aber bei allein sieben Brücken im Bereich der Saarbrücker Innenstadt bleiben nur wenige Stellen übrig, an denen sich Abkühlung verschafft werden darf.

Flussabwärts Richtung Saarlouis und Merzig steigt die Gefahr durch Schiffsverkehr noch einmal. Denn von der Congresshalle bis zur Mündung in die Mosel dürfen die Saar auch Binnenschiffe mit einer Länge von bis zu 110 Metern befahren. Die Stadt Saarlouis rät deshalb dringend davon ab, in den Fluss zu steigen: "Die Saar ist hier eine Schifffahrtsstraße und es ist schon wasserschutzrechtlich verboten, darin zu schwimmen", erklärte Sprecherin Petra Molitor. Gerade wegen großer Schiffe habe die Verordnung ihre Berechtigung, erklärt auch die saarländische Wasserschutzpolizei. Da die Schiffe mit Radar navigieren, könne es passieren, dass sie Schwimmer nahe einer Brücke nicht mehr erkennen.

Noch mehr Sorge bereiten der Polizei Schwimmer, die von Brücken ins Wasser springen. Denn im trüben Saarwasser sei nur schwer oder gar nicht zu erkennen, wie es unter der Wasseroberfläche aussieht oder wie tief das Wasser reiche. "Da kann etwa ein vollgesogener Baumstamm schwimmen, den man nicht sieht", erklärte die Wasserschutzpolizei. Doch vielen Saarländern stellt sich ohnehin die Frage, wie gesund ein Bad in der Saar überhaupt ist. Verlockend wirkt das brackig braune Wasser zumindest nicht überall. "Die Zeiten, da die Saar wegen der Montanindustrie stark verschmutzt war, sind immerhin vorbei", sagt Klaus-Jürgen Boos, der für das Umweltministerium ein Gutachten angefertigt hat, in dem es um die Eignung der Saar als Badegewässer ging. Die Wasserqualität ist Boos zufolge besser geworden. Doch dass die Saar wirklich zum Baden taugt, bezweifelt der Experte: "An trockenen Tagen, wenn die Kläranlagen nur wenig Abwasser zu bewältigen haben, ist die Qualität gut. Aber sie ist eben nur zeitweise gut. Ich persönlich würde niemand empfehlen, in der Saar zu schwimmen." Auch wenn wohl kein Gesundheitsrisiko bestehe, sei die Saar nicht ohne Grund kein Badegewässer.

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